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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Sampson
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Türme oder Burgen – irgendetwas –, in Stücke zerfallen. Ich konnte Kreaturen mit Flügeln erkennen, oder Flugzeuge, oder beides, die durch die Lüfte schossen und eine Spur aus dunklen Wolken hinterließen. Ich sah schattenhafte Gestalten vorbeilaufen, die das Loch neben sich nicht sahen, sondern sich einfach in Scharen fortbewegten und lange Stecken, Schläger oder Waffen trugen. Ich konnte es nicht genau erkennen. Ein Schauer lief mir über den Rücken, und ich schloss keuchend die Augen. Ich verwandelte mich in einen Werwolf. Doch war ich noch nicht bereit. Mein Körper war noch nicht bereit, denn es hatte keinen ausreichenden Übergang zwischen Tagsüber-, Nächtlicher und Werwolf-Emily gegeben. Ich versuchte, mich zu konzentrieren, da wir uns tief im Inneren eines Angst einflößenden und seltsamen Labors befanden, randvoll mit konservierten Monstrositäten und Maschinen, die es eigentlich gar nicht geben durfte, sowie Löchern im Wind. » Zieht alles aus, was sich nicht mit euch mitdehnt«, stieß ich aus. » Wir können unsere Kleidung nicht zurücklassen! Zieht sie aus und zwingt den Wolf, sie zu tragen – ahhh!« Ich ging zu Boden und fingerte nach meinem Gürtel. Ich konnte nicht sehen, was die anderen machten, konnte nur hören, dass sie Qualen litten. Schließlich gelang es mir, mich aus meiner Hose zu befreien, aus meiner Unterwäsche. Es war mir egal, dass mich alle so sehen konnten. Ich zog sie mir bis zu den Knöcheln hinunter und bemerkte, dass ich meine Schuhe noch anhatte. Ich schleuderte sie weg und zerrte an meinen Socken. Meine Wirbelsäule knackte, und ich wurde bis zu den Schultern hinauf von einem Schauder erfasst. Ich wurde am ganzen Körper von Nadelstichen gepikt, als das Wolfsfell zu sprießen begann und sich durch meine Haut stieß. Ich konnte spüren, wie mein Kiefer krachte und länger wurde. Ich konzentrierte mich auf meine Kleidung – mein Shirt würde sich dehnen, der USB -Stick am Schlüsselband umgehängt bleiben. Ich verknotete meine Schuhbänder noch, als meine Finger bereits länger wurden, sogar noch, als meine Fingernägel sich dunkel verfärbten und von meiner Nagelhaut weg nach vorn schoben. Ein weiterer Schauer fuhr mir durch die Glieder, dass ich mich krümmte. Ich fühlte mich, als müsste ich mich gleich übergeben. Meine Eingeweide verschoben sich und drückten mir auf den Magen, in die Brusthöhle und – o mein Gott – ich konnte es hören! So war es letztes Mal nicht gewesen, nicht einmal beim ersten Mal, als ich mich verwandelt hatte. Ich wollte schreien, brachte jedoch keinen Ton heraus.
    » Es ist das Programm«, hörte ich Spencer rufen. Seine Stimme wurde tiefer, seine Worte undeutlicher. » Der Computer. Er hat das in Gang gesetzt, deshalb verwandeln wir uns. Ich muss … ahhhh.« Seine Worte gingen unter, als seine Stimmbänder an einigen Stellen fester, an anderen lockerer wurden. Das wusste ich, weil es mir ebenso ging. Verzweifelt raffte ich meine Hose und meine Unterwäsche zu einem Bündel zusammen und hängte mir dann noch die zusammengebundenen Schuhe um den Hals. Meine Wirbelsäule dehnte sich weiter und krachte, als sich am Ende meines Rückgrats ein Schwanz bildete. Die betäubende Wirkung der Verwandlung war noch nicht bis dorthin gelangt, und ich jaulte, weil es sich anfühlte, als würde mir jemand mit bloßen Händen ein Stück Fleisch herausreißen. Dann war es vorüber. Ich lag da, ein Wolfsmädchen in einem ausgedehnten Rollkragenpullover, mit Schuhen um den Hals und ein Paar Jeans zwischen den Krallen. Ich war mir sicher, dass ich ziemlich lächerlich aussah, doch das war mir gleichgültig. Mein Körper wurde von Schmerzen durchzuckt, wie Nachbeben eines Erdbebens, das ich nicht wirklich gespürt hatte. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich außer Gefecht gewesen war. Ich wusste nur, dass meine Gliedmaßen noch nicht wieder einsatzbereit waren.
    Ein Brüllen hallte durch den gewaltigen Raum.
    Ich sah auf. Dalton stand vor mir. Vor der Computerbucht. Er hatte sich alle Kleider vom Leib gerissen und schnüffelte an dem Monitor, an dem Spencer gearbeitet hatte.
    Spencer lag ebenso am Boden wie ich, die Kleider in seinen halb menschlichen, halb wölfischen Händen, die Schuhe um den Hals gehängt.
    Ich drehte den Kopf und sah Tracie auf allen vieren. Sie zitterte wie ein Hund, den man in der Kälte draußen gelassen hatte, und trug noch immer ihr Haarband. Ihr violettes Kleid hing ihr in Fetzen von den Schultern. Ihre Schuhe waren

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