Die Ankunft
anschließend den Ordner anzuwählen. Ich klickte auf Löschen. Ich wollte nicht, dass Spencer das sah. Nicht sofort. Ich würde es später aus dem Papierkorb holen und noch einmal lesen. » Ja«, sagte ich noch einmal. » Alles in Ordnung. Ich bin angezogen. Er kann reinkommen.«
Meine Tür öffnete sich knarzend, und davor stand Dawn, in Jogginghose und einem T-Shirt, die Haare nach hinten gebunden. Natürlich sah sie so immer noch großartig aus. Gähnend machte sie eine Handbewegung und winkte Spencer heran.
Beim Eintreten bedachte er mich mit einem schüchternen Winken und Lächeln.
» Viel Spaß euch beiden«, sagte sie, während sie sich in Richtung Treppe umdrehte. Mit einem Singsang fügte sie hinzu: » Aber nicht zuuuu viel Spaß!«
» Es ist nur ein Projekt!«, rief ich ihr nach, doch da war sie schon unten angekommen.
Ich gab Spencer ein Zeichen, die Tür zuzumachen. Nachdem er das getan hatte, warf er sich auf mein Bett und schaute sich in meinem Zimmer um. » Wow, jede Menge Filme«, sagte er und klopfte sich nervös auf die Oberschenkel. » Du legst nicht viel Wert auf Deko, hä?«
Ich umschlang meinen Körper mit den Armen und kam mir plump vor. Noch nie zuvor war ein Junge in meinem Zimmer gewesen. Ich hatte es nicht gerade für Besucher aufgepeppt. » Eigentlich nicht«, sagte ich. Ich schob meinen Schreibtischstuhl nach hinten und setzte mich so weit entfernt von ihm hin, wie es ging. Doch trotz dieser Maßnahme begann sein dämlich einlullender Geruch langsam mein Zimmer zu dominieren. Ich sprang auf und öffnete das Fenster, dann atmete ich die hereinströmende frische, kalte Luft tief ein. Ich konnte es mir nicht erlauben, wieder in dieses Schema zu verfallen, wo ich Spencer anschnüffelte und antatschte. Nicht jetzt. Nicht nach dem, was ich nun mit Sicherheit wusste.
» Also, hey«, sagte Spencer hinter mir. » Was ich sagen wollte … Das mit letzter Nacht tut mir leid. Ich meine, ich bin dummerweise eifersüchtig geworden und habe die Verwandlung eingeleitet. Der Gedanke, dass du und Dalton alleine ohne mich loszieht, hat mir einfach nicht gefallen.«
Ich lehnte mich in meinem Schreibtischstuhl zurück. » Ist schon in Ordnung«, sagte ich. » Wir waren bei BioZenith und haben letztendlich etwas herausbekommen. Es war es also wert.«
Spencer schluckte und ging nach vorn, bis er auf den Knien saß. » Nein, ich meine, ich war richtig eifersüchtig. Es war mir bis dahin nicht klar, aber, ähm …« Er lachte nervös. » Ich mag dich wirklich, Emily.«
Ich blinzelte und starrte ihn mit großen Augen an. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Wie ich ihm beibringen sollte, dass alles, was wir fühlten, eine Lüge war.
Er sprang auf die Beine und begann, auf und ab zu gehen. » Es liegt auch nicht nur daran, dass du mich gerettet hast«, sagte er. » Ich fand es wirklich schön, in letzter Zeit mit dir abzuhängen. Du bist das coolste Mädchen, das ich je kennengelernt habe, und du bist absolut schlau und witzig, also ich meine wirklich witzig.«
» Spencer«, flüsterte ich.
Er schien mich nicht zu hören. Wie immer war er ganz in seiner Welt. » Und das ist wirklich seltsam, denn als Tracie letzten Abend auftauchte, hatte sie auch diesen Duft, weißt du? Er war nicht wie Parfüm, nicht wirklich, sondern irgendwie animalisch. Ich habe ihn auch an dir gerochen, aber an ihr war er überwältigend. Und ich dachte mir: Sie ist meine Gefährtin. Tracie ist meine Gefährtin. Ähm, nicht dass ich so etwas wie Sex mit ihr haben wollte. Doch mein Verstand sagte es mir immer wieder. Und ich antwortete ihm, dass er die Klappe halten sollte, weil ich mir nichts daraus mache, was irgendein Geruch mir erzählt.« Er hörte auf, hin und her zu gehen, und sah mir in die Augen. » Ich, ähm, mache mir etwas aus dir.«
Nun. Das kam unerwartet. Das sollte eigentlich mein großer Augenblick sein. Das Ende des Films, wo der Typ mit dem Gettoblaster kommt, um eine Liebeserklärung abzugeben – entweder, weil es sich dabei um den echten Cameron-Crowe-Film handelte oder um einen der zig Milliarden Parodien der Szenen, die in den darauffolgenden Jahren herauskamen. Jetzt sollten eigentlich die Fanfaren erklingen. Ich sollte in Ohnmacht fallen. Wir beide sollten uns in die Arme fallen, durch die Luft wirbeln, uns küssen – Abspann. Stattdessen wusste ich nicht, was ich sagen oder tun sollte. Spencer wich seiner » biologischen Bestimmung« aus. Ich hingegen hatte das nicht getan. Was immer er fühlte,
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