Die Ankunft
er und setzte sich wieder auf den Schreibtischstuhl. » Klar.«
In Schuhe und Jacken eilten wir die Treppe hinunter. Mein Dad, meine Stiefmutter und Dawn saßen am Esstisch und aßen unser übliches Samstagmorgen-Frühstück: Eier Benedikt, aufgeschnittene Cantaloupe-Melonen, Heidelbeer-Pfannkuchen, Kaffee, Orangensaft. Die Spezialität meines Vaters. Bei diesen Düften knurrte mir der Magen.
» Geht ihr beiden aus?«, fragte mich Dawn, ein Stück Melone auf die Gabel gespießt.
» Ja«, erwiderte ich und suchte fieberhaft nach einer Entschuldigung. » Wir sollen uns die, ähm, Pflanzenwelt in den Wäldern während des Tages ansehen und beobachten, wie sie sich verändert. Ein Naturwissenschaftsprojekt.«
Katherine stand auf und lächelte mich und Spencer freundlich an. » Habt ihr beiden Zeit für ein Frühstück? Wir haben viel zu viel Essen. Du bist herzlich eingeladen, Spencer.«
Mit weit aufgerissenen Augen nickte Spencer und begann, sabbernd einen Stuhl anzusteuern.
Ich zerrte an seinem Arm. » Wir müssen wirklich los, bevor es zu spät wird«, entgegnete ich und rang mir einen enttäuschten Gesichtsausdruck ab.
Mein Dad, in seine unhandliche Zeitung vertieft, hielt mir seine freie Hand hin, und ich drückte sie. » Viel Spaß.«
» Werden wir haben.«
Dann waren wir glücklicherweise draußen, im Minivan von Spencers Mutter und auf der Straße. Er plauderte darüber, wie nett meine Familie zu sein schien, doch bekam ich als Antwort nichts weiter als ein Brummen heraus. Ich konnte an nichts anderes denken als an Megan.
Wir parkten in der Einfahrt. Ihr Auto stand nicht da. Ich ließ Spencer im Wagen sitzen und rannte zur Tür. Klingelte einmal. Zweimal. Ein benommener Lucas machte auf, doch sagte er mir im Wesentlichen, ich solle mich verziehen, nachdem er mir versichert hatte, dass Megan nicht da war.
Zurück zum Wagen. Zurück auf die Straße. Wir klapperten die gesamte Nachbarschaft ab, die Bibliothek, die Schule. Nirgendwo sah ich ihr Auto stehen, und es war noch derart früh, dass es ihr nicht ähnlich sah, bereits etwas zu unternehmen. Die gesamte Zeit über wählte ich ihre Nummer und schrieb ihr SMS . Hinterließ verzweifelte Nachrichten. » Megan, ruf mich an, wir müssen wirklich reden. Bitte.« Jede Nachricht klang verzweifelter als die vorherige. Nach einer ergebnislosen Stunde sackte ich in meinem Sitz zusammen und bat Spencer, mich nach Hause zu fahren. Ich hatte Hunger, und Megan war wie vom Erdboden verschluckt. Ich öffnete die Haustür, schleppte mich in die kleine Diele alias Computerzimmer und starrte einfach vor mich hin. Ich hielt mir eine Hand vor den Bauch, so sehr knurrte mein Magen.
» Hey Leelee, schon so bald wieder zurück?«
Ich zog mir die Jacke aus und warf sie über einen der Esszimmerstühle. Ich antwortete Dad mit einem Schulterzucken, versuchte, mir meine Anspannung nicht anmerken zu lassen, zog mein Handy aus der Hosentasche und schaute noch einmal darauf. Keine Anrufe. Keine SMS . Das Frühstück war weggeräumt worden, doch die Schale in der Mitte des Tischs war mit frischen Äpfeln gefüllt. Ich nahm mir einen und biss hinein.
Mein Dad fuhr in seinem Schreibtischstuhl herum und sah mich mit besorgter Miene an. » Alles in Ordnung?«
Nein, dachte ich. Überhaupt nichts ist in Ordnung. Ich wischte mir mit dem Handrücken den Saft des süßen Apfels von den Lippen. » Ja, danke, Dad, mir geht’s gut.«
Er seufzte und schüttelte den Kopf. » Na ja, du solltest vielleicht wissen, dass Megan hier ist. Sie wollte in deinem Zimmer warten, also …«
Ich erstarrte, legte den Apfel auf den Tisch und drehte mich schließlich zu meinem Dad um. » Sie ist hier? Wie lange ist sie schon hier?«
Er zuckte mit den Schultern. » Noch nicht lange. Eine halbe Stunde vielleicht. Es ist doch in Ordnung, dass ich sie in dein Zimmer gelassen habe, oder?«
» Ja, natürlich«, sagte ich. Ich schoss zu ihm herüber und gab ihm einen Kuss auf die kahle Stelle an seinem Kopf. » Danke, Dad. Und das meine ich ernst.«
Er lachte. » In letzter Zeit werde ich manchmal nicht so recht schlau aus dir. Das ist wohl das Teenageralter.«
Ich war bereits auf halbem Weg zur Treppe. » Vermutlich!«, rief ich über die Schulter. Ich jagte die Treppe hoch und platzte in mein Zimmer hinein.
Megan war tatsächlich da, saß auf meiner Bettkante und blätterte in einem meiner Bücher. Erschrocken von meinem plötzlichen Auftritt schoss sie hoch. Dann verharrte ihr Körper in Reglosigkeit –
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