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Die Antikriegs-Maschine

Die Antikriegs-Maschine

Titel: Die Antikriegs-Maschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bob Shaw
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später alle Bauteile auf dem Boden des Schlafzimmers vor sich liegen hatte. Er überlegte, ob er mit dem Zusammenbau beginnen sollte, fuhr dann aber doch lieber nach Crymchurch zurück. In diesem Stadium war es wichtiger, der Welt von der Existenz seiner Maschine Kenntnis zu geben.
    »David schläft, und ich fahre ein paar Stunden weg«, sagte Vicky von der Tür seines Arbeitszimmers aus. Sie trug ein rostbraunes Tweedkostüm, das er noch nicht kannte, und ihr Gesicht unter dem sorgfältig aufgelegten Make-up wirkte nervös. Hutchman erwiderte trübselig ihren Blick und merkte, daß er trotz allem gehofft hatte, sie werde sich mit dem einen Schlag zufriedengeben, den sie ihm bereits versetzt hatte.
    »Wohin fährst du?«
    »Vielleicht besuche ich Mutter.«
    »Vielleicht besuchst du deine Mutter.« Er lachte trocken. »Schon gut, Vicky – ich habe verstanden.«
    »Das heißt… wenn du nicht noch weg mußt«, antwortete sie. »Falls du wegfahren mußt, bleibe ich bei David.«
    Hutchman sah auf die Fotokopien, die er gemacht hatte. »Nein, ich bleibe hier.«
    »Gut, dann ist ja alles in Ordnung.« Vicky warf ihm einen prüfenden Blick zu, und er ahnte, daß sie sich fragte, wodurch er so widerstandsfähig geworden war. Eigentlich hätte er jetzt weinend vor ihr auf den Knien liegen und sie anflehen müssen, ihn nicht zu verlassen. Und das hätte er auch getan – das mußte er zugeben –, wenn sie nicht den Fehler gemacht hätte, ihr Spiel zu weit zu treiben. Ein Ehebruch oder ein Dutzend, eine Megatonne oder hundert… Hutchman konnte nicht um sein Leben flehen, weil er bereits tot war.
    »Auf Wiedersehen«, sagte Vicky schließlich.
    Hutchman nickte. »Grüß deine Mutter von mir.«

6
    Er war erleichtert, als er sich beim Aufwachen in das besondere honiggelbe Licht gehüllt sah, das die Sonne seiner Überzeugung nach nur an Wochenenden ausstrahlte. Dieser Effekt konnte entweder objektiv – fünfzig Millionen samstagsbewußte Briten beeinflußten das Wetter durch die Kraft ihrer Gedanken – oder gruppen-subjektiv sein, indem die gleichen fünfzig Millionen Menschen eine telepathische Abschirmung erzeugten, weil sie sich kollektiv darüber freuten, daß die Arbeitswoche zu Ende war. Hutchman war jedenfalls froh, nicht ins Büro zu müssen, denn er wollte die Briefe aufgeben, die für Empfänger in entfernten Ländern bestimmt waren. Er hatte beschlossen, sie in kleinere Stapel aufzuteilen und in verschiedene Briefkästen zu werfen. An einem Tag konnte er zwar nur den Südosten des Landes bereisen, was weniger sicher war, als wenn er nach Schottland gefahren wäre – aber in diesem Gebiet wohnte etwa die Hälfte der britischen Bevölkerung. Und sobald die Ermittlungen nach dem Absender begannen, würde man vielleicht auf die Idee kommen, jemand aus dem Norden habe sich für eine Verteilung im Südosten entschieden, um die Nachforschungen zu erschweren.
    Hutchman stand auf, schlich zur Tür des Gästezimmers und warf einen Blick hinein. Vicky schlief dort und hatte die Vorhänge zugezogen, so daß ein schummriges Halbdunkel entstand. Er schloß die Tür, ging ins Bad und wusch sich hastig. Er hatte keinen Grund zu der Annahme gehabt, daß Vicky die ganze Nacht fortbleiben würde, aber ein hartnäckiger, unrealistischer Teil seines Ichs fühlte sich erleichtert, weil sie zu Hause war. Er zog sich an und trug alle seine Umschläge in einem Koffer zum Wagen hinaus. Bevor er abfuhr, sah er zu David hinein und starrte die kleine schlafende Gestalt sorgenvoll an, bevor er leise die Tür schloß.
    Der Morgenverkehr war relativ schwach, als er nach Westen fuhr, um die ersten Briefe in Bath aufzugeben. Bei etwaigen Nachforschungen würde man von den bekannten Tatsachen ausgehen, zu denen die Poststempel auf den Umschlägen gehörten, und Hutchman wollte natürlich keine Spur legen, die in Crymchurch begann und in großem Bogen dorthin zurückführte.
    Er fuhr schnell und konzentriert, ohne auf die Sendung im Autoradio zu achten, bis in den Nachrichten gemeldet wurde, daß es zu Auseinandersetzungen zwischen dem neugegründeten Hilfswerk Damaskus und einer Gruppe anderer Wohltätigkeitsorganisationen gekommen sei. Ein Mr. Ryan Rhodes, Vorsitzender des HWD, hatte öffentlich behauptet, auf dem Postweg eingegangene Spenden für seine Organisation seien mit Wissen der zuständigen Behörden an andere Organisationen weitergeleitet worden. Hutchman konnte diese Behauptung nicht recht glauben, aber ihm wurde dabei klar, daß er

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