Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Antikriegs-Maschine

Die Antikriegs-Maschine

Titel: Die Antikriegs-Maschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bob Shaw
Vom Netzwerk:
aus.
    »Sonntags scheinen Sie sehr beschäftigt zu sein.«
    »Ganz im Gegenteil.« Andrea reagierte nicht auf Crombie-Carsons Anspielung. »Ich ruhe mich sonntags immer bewußt aus.«
    »Ausgezeichnet. Und nachdem Mr. Welland etwa eine Stunde hier gewesen war, sind Sie auf die Idee gekommen, ihn mit Mr. Hutchman zusammenzubringen?«
    »Richtig.«
    »Warum?«
    Andrea hob den Kopf. »Warum was?«
    »Warum hatten Sie das Gefühl, ein kommunistischer Lehrer und ein Experte für Fernlenkwaffen sollten sich kennenlernen?«
    »Ihre Berufe oder politischen Einstellungen hatten nichts damit zu tun. Ich mache meine Freunde oft miteinander bekannt.«
    »Wirklich?«
    »Gewiß, Inspektor.« Andrea war blaß, aber sie beherrschte sich hervorragend. »Außerdem reagieren Menschen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten oft interessanter als…«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Crombie-Carson steckte die Hände in die Taschen seines grauen Regenmantels, trat ans Fenster und sah einen Augenblick auf die Straße hinunter. »Und heute morgen, als Ihre beiden Besucher interessant aufeinander reagierten, hat Mr. Welland sich entschlossen, auf Ihren Couchtisch zu steigen und Ihre Vorhänge in Ordnung zu bringen?«
    »Ja.«
    »Was war nicht in Ordnung?«
    »Sie ließen sich nicht mehr richtig schließen. Die Roller haben in der Führung geklemmt.«
    »Aha.« Crombie-Carson zog prüfend an den Vorhängen. Sie bewegten sich fast geräuschlos und schlossen einwandfrei.
    Andrea sah ihm ins Gesicht. »Aubrey muß die Hemmung beseitigt haben, bevor er aus dem Fenster gestürzt ist.«
    »Vermutlich.« Der Inspektor nickte mürrisch. »Hätte er noch dort oben gearbeitet, hätte er sich wahrscheinlich an der Gardine festgehalten, als er spürte, daß der Tisch kippte. Er hätte vermutlich die Vorhänge heruntergerissen – aber er wäre nicht aus dem Fenster gefallen.«
    »Er war eben fertig, glaube ich«, warf Hutchman ein. »Aber als er sich abgewandt hat, ist der Tisch gekippt.«
    »Hmmm. Sie waren beide im Raum, als sich das Unglück ereignet hat?«
    » Ja, aber wir haben nicht zum Fenster hinübergesehen. Plötzlich ist Glas zersplittert… und er war fort.«
    Crombie-Carson warf Andrea einen nachdenklichen Blick zu. »Soviel ich gehört habe, war Mr. Weiland nicht nur Mathematiklehrer, sondern auch ein ausgezeichneter Sportler.«
    »Ganz recht.«
    »Wie schade, daß er in diesem Augenblick so ungeschickt reagiert hat. Hatte er etwa zuviel getrunken?« .
    »Nein. Er hatte nichts getrunken.«
    Das Gesicht des Kriminalbeamten blieb ausdruckslos. »Mr. Hutchman hat gesagt, er sei hergekommen, um hier ein Glas zu trinken.«
    »Richtig«, bestätigte Hutchman irritiert, »aber nicht, um sofort ein Saufgelage zu beginnen, Inspektor.«
    »Aha«, sagte Crombie-Carson wieder. »Man weiß schließlich, was sich gehört, nicht wahr?« Er machte einen langsamen Rundgang durch den Raum und blieb mehrmals stehen, um tief Atem zu holen. »Ich möchte, daß Sie beide Ihre Aussagen zu Protokoll geben und vorläufig Ihren Wohnort nicht verlassen, ohne sich vorher mit mir in Verbindung zu setzen. Kommen Sie, Sergeant.« Die beiden Polizeibeamten sahen sich zum letztenmal in Andreas Apartment um, bevor sie es schweigend verließen.
    »Ein liebenswürdiger Zeitgenosse«, stellte Hutchman fest. »War früher bei der Kolonialpolizei, nehme ich an.«
    Andrea sprang von der Couch auf und kam auf ihn zu. »Ich hätte die Wahrheit sagen sollen! Ich hätte dich der Polizei ausliefern sollen!«
    »Nein, nein, du hast richtig gehandelt. Meinetwegen kannst du alle Klöster verstaatlichen, aber laß deine Finger von dieser Sache. Glaub mir, Andrea, demnächst bricht die Hölle los!«
    »Demnächst?« schnaubte sie.
    »Richtig. Was bisher passiert ist, war dagegen ein Kinderspiel.« Hutchman nickte ihr zu und ging zur Tür. Draußen im Flur warteten mehrere Reporter, die ihn sofort umringten, zum Aufzug begleiteten und ihn mit Fragen bedrängten. Ihre Gegenwart half ihm, seine Rolle weiterzuspielen. Er zwang sich dazu, höflich und gelassen zu bleiben, während er den angeblichen Unfall schilderte, aber als er endlich in seinem Wagen saß, zitterten seine Beine so heftig, daß er kaum noch die Kupplung treten konnte.
    Der Wagen schoß davon, und als Hutchman in Richtung Crymchurch fuhr, fiel ihm zu seinem Entsetzen auf, daß es bereits dunkel zu werden begann. Er war vormittags von zu Hause wegefahren und hatte Vicky erklärt, er müsse für eine Stunde ins Büro –

Weitere Kostenlose Bücher