Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel
unseres Leuchters Licht erloschen, unseres Bundes Lade geraubt; unsere Heiligtümer verunehrt, der Name, nach dem wir heißen, geschändet; unsere Edlen mit Schmach bedeckt, unsere Priester verbrannt, unsere Leviten gefangen; unsere Jungfrauen befleckt, unsere Weiber vergewaltigt; unsere Greise verunehrt, un sere Gerechten fortgeführt; unsere Kinder >geraubt<, unsere Jünglinge zu Sklaven geworden und unsere Helden schwach.
23 Und schlimmer als alles dieses: Dem Siegel Zions ist jetzt seine Ehre versiegelt und ist unseren Hassern in die Hand gegeben. 24 So schüttle deine tiefe Traurigkeit ab, laß die Fülle der Schmerzen fahren, daß der Allmächtige sich dir versöhne und der Höchste dir Ruhe schenke, Trost von deinem Gram!
Zions Herrlichkeit.
25 Als ich noch so zu ihr sprach, siehe da erglänzte ihr Angesicht plötzlich, und ihr Aussehen ward wie Blitzes Schein, so daß ich vor großer Furcht nicht wagte, >ihr nahe zu kommen, und sich mein Herz gewaltig entsetzte. - >Während ich noch< überlegte, was dies zu bedeuten habe, 26 schrie sie plötzlich mit lauter, furchtbarer Stimme, daß die Erde vor diesem Schrei erbebte. 27 Und als ich hinblickte, da war das Weib nicht mehr zu sehen, sondern eine >erbaute< Stadt, und ein Platz zeigte sich mir auf gewaltigen Fundamenten. Da erschrak ich und schrie mit lauter Stimme und sprach: 28 Wo ist der Engel Uriel, der im Anfange zu mir gekommen war? Er selber hat mich ja in die Fülle dieser Schrecknisse gesandt; nun ist meine Absicht vereitelt, meine Bitte abgeschlagen!
Die Deutung.
29 Als ich noch so sprach, siehe, da kam der Engel zu mir, der schon im Anfange zu mir gekommen war; und als er mich sah 30 wie einen Toten daliegen mit entschwundenen Sinnen, da faßte er mich an der Rechten, stärkte mich und stellte mich auf die Füße. Und er sprach zu mir: 31 Was fehlt dir? was entsetzt dich so? warum ist dein Gemüt so bestürzt und deines Herzens Sinn! Ich sprach: 32 Wei1 du mich im Stiche gelassen! Ich habe nach deinen Worten ge handelt und bin aufs Feld gegangen, und ach, hier sah ich und sehe, was ich nicht erklären kann. Er sprach zu mir: 33 Tritt hin wie ein Mann, so will ich dich belehren. Ich sprach: 34 Rede, Herr; nur verlaß mich nicht, daß ich nicht schuldlos sterbe. 35 Denn ich habe gesehen, was ich nicht verstand, und gehört, was ich nicht begreife. 36 Oder täuschen sich meine Sinne?
und träumt meine Seele? 37 Nun flehe ich dich an: erkläre deinem Knechte dies Schrecknis! Er antwortete mir und sprach: 38 Höre mir zu, so will ich dich belehren und dir kundtun, wovor du erschrickst; denn der Höchste hat dir große Geheimnisse offenbart. 39 Denn er hat deinen treuen Sinn erkannt, wie du ohn' Unterlaß um dein Volk getrauert und tiefes Leid um Zio n getragen hast.
40 Dies ist der Sinn des Gesichts: das Weib, das dir vor Kurzem erschienen ist, 41 das du trauern gesehen und zu trösten begonnen hast, 42
das dir jetzt aber nicht mehr in Weibesgestalt erscheint, sondern als eine >erbaute< Stadt, 43 und das dir vom Unfall ihres Sohnes erzählt hat, davon lautet die Deutung: 44 dies Weib, das du gesehen hast, ist Zion, das du jetzt als erbaute Stadt schaust. 45 Wenn sie dir gesagt, sie sei dreißig Jahre unfruchtbar gewesen: weil in der Welt drei Jahre vergangen sind, ehe Opfer darinnen geopfert worden sind; 46 erst nach drei Jahren hat Salomo die Stadt gebaut und Opfer geopfert: damals gebar die Unfruchtbare einen Sohn. - 47 Wenn sie dir erzählt hat, sie habe ihn mit Mühe auf gezogen: das war die Zeit, da Jerusalem bewohnt war. - 48 Und wenn sie dir erzählt hat, >ihr< Sohn sei, als er die Brautkammer betreten, gestorben: >dieser Unfall, der sich ihr ereignet hat<, ist die Zerstörung Jerusalems, die du erlebt hast. - 49 Nun hast du sie im Bilde gesehen, wie sie um ihren Sohn trauert, und du selber hast schon begonnen, sie in ihrem Unglück zu trösten.
50 Nun hat der Höchste gesehen, daß du im Innern betrübt bist und aus ganzem Herzen um sie trauerst; darum hat er dir ihren strahlenden Glanz gezeigt und ihre wundervolle Herrlichkeit.
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51 Eben deshalb hatte ich dir befohlen, auf dem Gefilde zu bleiben, wo noch kein Haus gebaut ist; 52 denn ich wußte wohl, der Höchste werde dir dies >Alles< offenbaren. 53 Darum befahl ich dir, auf das Feld zu gehen, wo noch kein Grund zu einem Bau gelegt ist; 54 denn es darf kein menschliches Bauwerk da bestehen, wo die Stadt des Höchsten sich offenbaren soll. - 55 Du also fürchte dich nicht, dein Herz
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