Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel
sein, das dann eingefügt wurde. Die in den Kap 22-24 berichtete Ermordung des Zacharias scheint Origines noch nicht bekannt gewesen zu sein. Sie dürfte also später hin zugefügt worden sein.
Das Werk ist als eine Verherrlichung Marias gedacht. Die Geschichten sind großteils mit viel Takt (abgesehen von der Hebammengeschichte) und Diskretion dargestellt. Die meisten mariologischen Themen kommen schon zur Sprache. Bei der Jungfrauengeburt Jesu wird Wert auf die Unverletztheit Marias ge legt. Die >unbefleckte Empfängnis< der Gottesmutter kennt man zwar noch nicht, doch es wird schon von einer wunderbaren Geburt gesprochen.
Das Protevangelium des Jakobus genoß im Osten schon immer hohes Ansehen; im Westen wurde es zwar verurteilt und nie als kanonisch angesehen, trotzdem hatte es große Bedeutung für die dogmengeschichtliche Entwicklung im Katholizismus.
Die Erzählung des Jakobus. Die wunderbare Geburt Mariens
In den kanonischen Evangelien findet sich nichts über die Jugendzeit Mariens. Auch von ihren Eltern ist nirgends die Rede. Diese Lücke schließt nun das Protevangelium des Jakobus. Wir erfahren, daß die Eltern Joachim und Anna hießen und daß sie reich und fromm waren.
Nur Kinder hatten sie nicht. Nun muß man wissen, daß nach Auffassung der Juden Gott den Gerechten mit einer großen Nachkommenschaft auszeichnet. Joachim wird deswegen auch beim Opfern angesprochen und zurückgewiesen. Die Mitmenschen scheinen wegen ihrer Kinderlosigkeit an seiner Tugendhaftigkeit gezweifelt zu haben. Schließlich aber empfängt Anna doch und gebiert eine Tochter. Diese lange Kinderlosigkeit, die aber durch das Eingreifen Gottes beseitigt wird, kommt uns sicherlich bekannt vor. Genauso ist es Abraham und Sara 137
(Gen 18,10-15) ergangen. Weniger bekannt dürfte die Geburt des Propheten Samuel sein, den der Herr ebenfalls auf Bitten einer Frau mit Namen Anna nach langer Kinderlosigkeit den betagten Eltern doch noch geschenkt hat.
>Mit Kummer im Herzen betete sie zum Herrn und weinte bitterlich. Sie tat ein Gelübde und sprach: >Herr der Heerscharen, wenn du das Elend deiner Magd ansiehst, meiner gedenkest . .. und deiner Magd Samen schenkst, so will ich ihn dem Herrn weihen sein Leben lang.< < (1 Sam, 1,10-11). Der Herr erhörte ihr Gebet: »Am Jahresende war Anna gesegneten Leibes; sie gebar einen Sohn und nannte ihn Samuel. «
(1 Sam 1,20)
Die dritte Parallele kennen wir aus dem Lukasevangelium. Elisabeth und Zacharias > waren gerecht vor Gott und wandelten untadelig in allen Geboten und Satzungen des Herrn. Sie hatten aber kein Kind!< (Lk 1,6-7) Durch das Eingreifen Gottes gebar Elisabeth doch noch in hohem Alter, ihren Sohn nannte sie Johannes.
Diese drei Begebenheiten haben folgendes gemeinsam: Fromme und gottesfürchtige Ehegatten bleiben lange kinderlos. Doch sie flehen zu Gott, ihr Gebet wird erhört, ein Kind wird geboren. Das Wunderbare daran ist aber, daß es nicht irgendein Kind ist, vielmehr spielt es immer eine große Rolle im Heilsplan Gottes. Daß nun die Geburt Mariens im gleichen Rahmen sich abspielt, ist kein Zufall. Der Autor verbindet damit eine bestimmte Absicht; er will die Bedeutung Marias allen Schriftkundigen eindringlich vor Augen führen. Dieser Bericht zeigt, welche Hochschätzung die Mutter Jesu von Anfang an im Urchristentum erfahren hat.
Maria wird in den Tempel des Herrn geführt
Maria wird als frühentwickeltes Kind dargestellt. Mit sechs Monaten konnte sie bereits laufen. Dies sollte vielleicht darauf vorbereiten, daß sie schon als dreijähriges Kind den Priestern zum Tempeldienst übergeben werden kann. Auch das steht wieder in Parallele zum Propheten Samuel, der ebenfalls wegen des Gelübdes der Mutter schon als Kind in den Tempel gebracht wurde (1 Sam 1,22; 28).
Wenn es am Schluß heißt, das Kind t anzte vor Freude mit seinen Füßchen, so ist das nicht nur kindliches Benehmen. Wie bei vielen Religionen, so war auch bei den Juden Tanz eine Form des Gebetes. Sogar von David wird berichtet, daß er vor der Bundeslade zur Ehre Jahwes tanzte.
Vermählung Marias
Bei Lukas steht der lapidare Satz: Maria war > verlobt mit einem Manne aus dem Hause Davids, namens Joseph< (Lk 1,27). Dem Verfasser des Protevangeliums Jakobus war das zu wenig. Ein so wichtiges Ereignis bedurfte eines gewichtigen Hintergrundes. So wurde Maria durch göttliche Erwählung dem Joseph verlobt. Aus seinem Stab flog eine Taube so wurde ihr der von Gott erwählte Verlobte angezeigt. Bei dieser
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