Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel

Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel

Titel: Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Weidinger
Vom Netzwerk:
dem heiligen Geist.
    Es mußte dann auch eine Verbindung mit dem Alten Testament hergestellt werden. Dort heißt es nämlich, der Messias komme aus dem Stamme Davids. Deswegen finden sich bei Matthäus und Lukas die voneinander abweichenden Stammbäume, die die Herkunft Jesu aus dem Hause Davids beweisen wollen. Außerdem haben die Propheten geweissagt, der Messias komme aus Bethlehem. Von Jesus weiß man aber, daß er aus Nazareth kommt. Matthäus und Lukas bieten verschiedene Lösungsmöglichkeiten an.
    Bei Lukas kommt Jesus von Nazareth nur wegen der Schätzung durch den Kaiser Augustus (Lk 2,1) in Bethlehem zur Welt. Daß sich die Geburt in einem ärmlichen Rahmen abspielt, und umgeben von Hirten, Angehörigen der untersten Schicht, entspricht der theologischen Betonung des Armutsideals im Lukasevangelium. Für Matthäus ist die Armut nicht wichtig. Bei ihm heißt es nur, Jesus sei in Bethlehem geboren worden, und zwar ganz normal in einem Hause. Denn die Magier folgten dem Stern, und > sie gingen in das Haus, fanden das Kind mit Maria, seiner Mutter ... Sie taten auch ihre Schätze auf ... < (Mt 2,11). Statt von Armut ist hier sogar von >Schätzen< die Rede.
    Ebenso sind die Darstellung des Jesuskindes im Tempel und das Auftreten des Zwölfjährigen im Tempel theologisch zu deuten. Diese Ereignisse verweisen auf die Erfüllung des Priestertums in Christus. Die Huldigung durch die Magier aus dem Morgenlande zeigen den theologischen Gedanken des universalen Königtums Christi. In die gleiche Richtung geht die Geschichte der Flucht nach Ägypten.
    Diese Kindheitsgeschichten, die -wie wir gesehen haben- Absichten verfolgen, die für die Gesamtdeutung des jeweiligen Evangeliums tragend sind, werden nun in der apokryphen Literatur aus ihrer ursprünglichen Funktion herausge nommen und zu eigenständigen Geschichten weitergesponnen.

    Weiterbildung der Kindheitsgeschichte in den Apokryphen
    Bei den apokryphen Geburts- und Kindheitsgeschichten stehen nicht mehr theologische Interessen im Vordergrund, sondern vielfach die Lust am Erzählen. Die Vorlage aus dem NT bildet nur den Rahmen, der mit Legenden phantasiereich ausgeschmückt wird. Was es an Erzählungen über Götterknaben und Wunderkinder gab, wurde ohne die geringsten Skrupel auf Jesus übertragen. Auch Maria und Joseph, die im Neuen Testament untergeordnete Bedeutung haben, rücken in den Apokryphen in den Blickpunkt des Interesses. Von Marias Eltern wird erzählt, ihre eigene Geburt wird dargestellt und ihre dauernde Jungfrauenschaft wird bewiesen. Von Joseph, dem Zimmermann, wird berichtet, er sei ein alter Witwer, der aus erster Ehe Söhne mitgebracht habe. Dadurch ist das Problem der Brüder Jesu gelöst, die im Neuen Testament erwähnt werden, obwohl Maria doch Jungfrau geblieben ist.
    Dies ist nun eine etwas umständliche Lösung, die nach neuerer Forschung gar nicht nötig gewesen wäre. Denn im jüdischen Sprachgebrauch werden unter Brüdern auch entferntere Verwandte, ja sogar der Nächste verstanden.
    Die Abstammung Jesu von David über den Stammbaum des Joseph wurde nicht für gegeben angesehen, denn Maria hat ja vom hl. Geist empfangen. Die Adoptio -Vaterschaft hielt man offenkundig nicht für eine ausreichende Erklärung, so ließ man ganz einfach auch Maria von David abstammen. Diese Berichte über Nebenpersonen und über phantastische Wundertätigkeiten des Jesusknaben haben sehr großes Interesse gefunden. Man kann sogar sagen, daß sie im Altertum, im Mittelalter und in der Renaissance größeren Einfluß auf Literatur und Kunst gewonnen haben als die kanonischen Schriften.

    Das Protevangelium des Jakobus
    Das Original des Protevangelium des Jakobus ist in griechischer Sprache ge schrieben. Der Verfasser gibt sich selbst als Jakobus aus, der Bruder Jesu, ein Sohn aus Josephs erster Ehe. Das Werk setzt aber die kanonischen Kindheitsgeschichten voraus, so daß es nicht vor 150 entstanden ist. Dennoch scheint aber die Kanonbildung noch nicht abgeschlossen gewesen zu sein, denn der Autor gibt die Geschichten aus dem Neuen Testament nur ungenau wieder. Es ist also wahrscheinlich, daß er sich auf eine mündliche Tradition stützt. Verschiedene Teile des Protevangeliums lassen darauf schließen, daß der Text keine Einheit bildet, sondern daß vielmehr ein Kernstück vorgelegen hat, zu dem anderes hin zugefügt wurde. Zum Beispiel spricht Joseph bei der Geburt plötzlich in der ersten Person. Das könnte also ein anderweitig überliefertes Stück

Weitere Kostenlose Bücher