Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel
Geschichte denkt man sofort an den Stab Aarons, der ergrünte und dadurch zum Zeichen für seine Erwä hlung zum Gehilfen seines Bruders Moses wurde. Wohl im Anklang.an die Taufe am Jordan, wurde hier eine Taube als Erkennungszeichen gewählt.
Die > Josephsehe<
Joseph hatte Maria nur zu sich nach Hause geführt, um dann gleich zu >seinen Bauten< wegzugehen. Offensichtlich war der Beruf eines Zimmermanns ideal für eine Josephsehe, denn diese zogen weit im Lande umher. So eine Runde konnte man sicherlich auch einmal auf sechs Monate ausdehnen, wie Joseph es tat. Vielleicht gab eine Sitte, die wahrscheinlich im zweiten Jahrhundert aufkam, den Anstoß, diese seltsame Art der Ehe für Maria und Joseph zu erfinden. Damals wurde es nämlich üblich, daß junge Mädchen, die ein Gelübde der Enthaltsamkeit abgelegt hatten, sich in den Schutz eines Mannes stellten, der ebenfalls zölibatär leben wollte. Maria hat demnach im Hause Josephs ein klösterliches Leben geführt bzw. ein Leben, wie sie es auch im Tempel gewohnt war. Die Priester hatten sie auserwählt, den Vorhang für den Tempel zu spinnen.
Verkündigung und Besuch bei Elisabeth
Einmal nun war Maria am Brunnen, um Wasser zu holen. Als sie eine Stimme mit dem > englischen Gruß< anspricht, läuft sie erschreckt nach Hause. Dort nun wird ihr die Verkündigung zuteil. Es fallen Unterschiede zur Erzählung des Lukas auf. Bei Lukas steht nichts von einem Brunnen. Dieser ist wohl eingefügt worden, um biblische Motive anklingen zu lassen. An einem Wasserbrunnen begegnete der Knecht Isaak zuerst Rebekka: >... sie trug auf ihrer Schulter einen Krug. Das Mädchen aber sah sehr schön aus; als Jungfrau hatte sie noch keinen Mann erkannt< (Gen 24,15-16). Jesus offenbarte sich der Samariterin am Jakobsbrunnen (Joh 4).
Der wichtigste Unterschied zu Lukas besteht aber wohl darin, daß Maria sich in der apokryphen Darstellung mehr für ihre körperliche Unversehrtheit interessiert als für die wunderbare Natur ihrer Mutterschaft. Das ist aus den verschiedenen theologischen Absichten der beiden Schriften heraus zu erklären. Während Lukas ein christologisches Interesse verfolgt, steht die Mariologie in der apokryphen Schrift ganz im Vordergrund. Sie dient hauptsächlich der Darstellung der Jungfrau Maria. Die Szene der Erscheinung, in der Maria den Vorhang des Tempels spinnt und neben sich den Krug stehen hat, mit dem sie gerade am Brunnen war, hat im Mittelalter als eines der beliebtesten Motive gedient.
Mit dem Besuch bei Elisabeth scheint auf eine Eigenschaft Mariens besonders Wert gelegt zu sein: ihre Bescheidenheit. Was der Engel ihr Großes angekündigt hat, hat sie offenbar wieder vergessen, denn sie verwundert sich sehr, daß alle Frauen sie glücklich preisen. Wie selbstbewußt tritt da doch dagegen Maria im Lukasevangelium auf: > Denn siehe von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter. Ja, Großes hat an mir getan der Mächtige.< (Lk, 1,48-49)
Schwangerschaft Mariens
Als Joseph nach sechs Monaten zurückkommt, findet er Maria schwanger vor. Seltsamerweise kommt Maria nicht darauf, ihm von der Verkündigung des Engels zu erzählen. Nach jüdischem Gesetz hätte Joseph sie wegen Ehebruchs anzeigen müssen, und sie wäre gesteinigt worden (vgl. Ich 8,1-11 Jesus und die Ehebrecherin). Doch ein Engel des Herrn klärt ihn in einem Traum über die Pracht des Leibes Mariens auf. Daß Engel Frauen befruchten können, weiß Jo seph sicherlich aus der Bibel. Dort heißt es nämlich, daß > die Söhne der Götter<, (Engel) in Urzeiten herabgestiegen waren, um >Töchter der Menschen zu Weibern zu nehmen< (Gen 6,1-4).
Dem Autor des Protevangeliums genügt der Traum Josephs noch nicht. Er läßt auch noch ein > Gottesurteil< sprechen, um einen aufsehenerregenden Beweis für die jungfräuliche Empfängnis Mariens zu erbringen. Maria wird vor Gericht gezerrt, wo sie nach dem Gesetze Moses einer Prüfung unterzogen wird, die jeder des Ehebruchs verdächtigen Frau auferlegt wird. In Numeri 5,11-31 heißt es: > Der Priester ... gieße heiliges Wasser in ein irdenes Gefäß und nehme ein wenig von dem Staub, der den Boden der Wohnstätte bedeckt, und streue ihn in das Wasser ... Der Priester beschwöre sie und spreche zu dem Weibe: >Wenn niemand dir beigewohnt hat und du dich nicht durch Untreue gegen deinen Mann vergangen hast in Unreinheit, so schade dir dieses bittere Fluchwasser nicht. Hast du dich in Untreue gegen deinen Mann verfehlt ... dann dringe dieses
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