Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel
wenn sie viel Volks wären. Hier ist auch Gabriel, das Haupt der Engel, den ich dazu bestimmt habe, daß er ihn schütze und ihm Kraft vom Himmel verleihe. Ferner will ich das Wasser dieser Wasserquelle so süß und lieblich für ihn machen wie die Milch, die er von seiner Mutter sog. Wer hat sich um ihn ge kümmert in seiner Kindheit? Bin nicht ich es, meine Mutter, der ich ihn mehr liebe als alle Welt? Zacharias liebte ihn auch, und ich habe ihm befohlen, zu ihm zu kommen und nach ihm zu schauen, de nn obgleich sein Leib in der Erde begraben ist, so lebt doch seine Seele .. . «
Diese Worte sprach Christus, unser Herr, zu seiner Mutter, während Johannes in der Wüste war. Und sie bestiegen die Wolke, und Johannes blickte auf sie und weinte, und Maria weinte auch bitterlich über ihn und sagte: »Weh mir, o Jo hannes, denn du bist allein in der Wüste und hast niemanden. Wo ist Zacharias, dein Vater, und wo ist Elisabeth, deine Mutter? Laß sie kommen und heute mit mir weinen. « Und Jesus sagte zu ihr: >Wein e nicht über diesen Knaben, meine Mutter. Ich werde seiner nicht vergessen.< Und indem er diese Worte sprach, siehe, da hoben die Wolken sie auf und brachten sie nach Nazareth. Und er vollbrachte dort alles, was zum Menschsein gehört, außer Sünde.
Die Abgarsage
Die Abgarsage besteht aus einem Briefwechsel zwischen dem König Abgar V. (9-46 n. Chr. ) und Jesus. Der König hatte Jesus gebeten, zu ihm nach Edessa zu kommen und ihn, der an einer schlimmen Krankheit litt, zu heilen. Denn er hatte gehört, daß Jesus große Wundertaten vollbracht habe und daß er außerdem von den Juden verfolgt würde. Er bot ihm deshalb Edessa als Zufluchtsort an. Da Jesus aber erst tun mußte, was zu tun ihm aufgetragen war, lehnte er ab, versprach aber, nach seinem Tode einen Apostel zu senden. An die beiden recht kurzen Briefe ist deswegen auch noch ein Bericht über den gesandten Apostel Thaddäus und sein Wirken angefügt.
An der Echtheit dieser Schriften wurde, ja mußte von jeher gezweifelt werden, da Augustinus und Hieronymus bestreiten, Jesus habe etwas Schriftliches hin terlassen. Die Kirche hat darum im Decretum Gelasianum den Briefwechsel als apokryph verworfen.
Die Abgarsage wurde bei Eusebius zum erstenmal erwähnt. Sie fand in seiner Kirchengeschichte Aufnahme. Er behauptet, daß er sie direkt aus dem Archiv von Edessa habe. Dort sei sie von Abgars Zeiten an aufbewahrt worden. Dem widerspricht, daß sie vor Eusebius noch an keiner Stelle erwähnt worden war. Vielmehr scheint die Sage eine Erfindung aus der Zeit zu sein, in der sich die rechtgläubige Religion gegen Irrlehren durchgesetzt hat. Bis etwa 313 stand die Stadt unter dem Einfluß von Häretikern wie Marcion, Bardesques und Mani.
Nachdem sich jetzt aber die Rechtgläubigkeit durchgesetzt hatte, wollte man sie stützen, indem man die Gründung der Kirche von Edessa auf einen Apostel zurückführte. Die Schrift fand weiteste Verbreitung und wurde in viele Sprachen übersetzt. Schon einer Abschrift davon schrieb man Wunderkräfte zu. Vor allem vor Gericht, auf Reisen, gegen Krankheit und Unfälle sollte sie eine schützende Wirkung ausüben.
Das geht darauf zurück, daß Abgar und seine Nachfolger Edessa von Feinden, die die Stadt belagerten, befreite, indem er den Brief Jesu am Stadttor verlesen hatte.
Der Briefwechsel und der Bericht über das Wirken des Thaddäus in Edessa wird hier nach der Kirchengeschichte des Eusebius wiedergegeben. Der Text beginnt mit einer Einleitung des Eusebius.
Textquelle: Die Abgarsage
Man hat dafür ein schriftliches Zeugnis, das dem Archiv von Edessa, einer Stadt, die damals noch von einem König regiert wurde, entnommen worden ist. Denn in den dort befindlichen Akten, die unter anderen Begebenheiten aus alter Zeit auch die Erlebnisse des Abgar enthalten, wird auch dieses von seiner Zeit an bis zur Gegenwart aufbewahrt gefunden. Am besten ist es wohl, die Briefe selbst zu hören, die wir aus dem Archiv empfangen und auf folgende Weise wörtlich aus der syrischen Sprache übersetzt haben.
Abschrift des Briefes, der von dem Toparchen Abgar an Jesus geschrieben und ihm durch den Eilboten Ananias nach Jerusalem gesandt worden ist:
»Der Toparch Abgar Uchama entbietet Jesus, dem guten Heiland, der in der Ortschaft Jerusalem erschienen ist, seinen Gruß! Ich habe von dir und deinen Heilungen gehört, daß sie nämlich ohne Arzneimittel und Kräuter von dir vollbracht werden. Denn wie die Rede geht, machst du Blinde
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