Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel
Leben des Johannes nach Serapion
Es handelt sich hierum das Leben von Johannes dem Täufer. Nach dem Selbstzeugnis soll es von einem ägyptischen Bischof namens Serapion zwischen 385 und 395 geschrieben worden sein. Der Verfasser wollte in der zitierten Stelle sicherlich eine erste Verbindung zwischen Jesus und dem Täufer herstellen, wohl auc h hier wieder zur Vorbereitung der Geschehnisse im Neuen Testament.
Textquelle: Leben des Johannes nach Serapion
Jesuskind und Johannesknabe
Während das Jesuskind mit seinen Eltern in Ägypten weilt, wandert der Johannesknabe mit seiner Mutter Elisabeth durch die Wüste.
> Nach fünf Jahren verschied die fromme und gesegnete Mutter Elisabeth, und der heilige Johannes saß da und weinte über sie, denn er wußte nicht, wie er sie einhüllen und begraben sollte, denn am Tage ihres Todes war er erst sieben Jahre und sechs Monate alt. Und Herodes starb auch am gleichen Tage wie die gesegnete Elisabeth. Der Herr Jesus Christus, der mit seinen Augen Himmel und Erde sieht, sah seinen Verwandten Johannes bei seiner Mutter sitzen und weinen und begann gleichfalls lange zu weinen, ohne daß jemand den Grund seines Weinens wußte. Als die Mutter Jesu ihn weinen sah, da sagte sie zu ihm: > Warum weinst du? Hat dich der alte Joseph oder sonst jemand gescholten?< Und der Mund, der voll Lebens war, antwortete: > Nein, meine Mut ter, der wahre Grund ist, daß deine Verwandte, die alte Elisabeth, meinen geliebten Johannes als Waisen zurückgelassen hat. Nun weint er über ihrem Leichnam, der im Gebirge liegt.< Als aber die Jungfrau dieses hörte, begann sie über ihre Verwandte zu weinen, und Jesus sprach zu ihr: > Weine nicht, meine jungfräuliche Mutter, du wirst sie noch zu dieser Stunde sehen. < Und während er noch mit seiner Mutter redete, siehe, da kam eine lichte Wolke hernieder und setzte sich zwischen sie. Und Jesus sprach: > Rufe Salome, daß wir sie mitnehmen. < Und sie bestiegen die Wolke, die mit ihnen zur Wildnis von Ain Kärim flog und zu dem Ort, da der Leichnam der gesegneten Elisabeth lag und der heilige Johannes saß.
Darauf sagte der Heiland zu der Wolke: > Setze uns hier auf dieser Seite des Ortes ab. < Und sogleich fuhr sie dahin, erreichte jenen Ort und verzog sich. Ihr Geräusch traf indessen die Ohren des Johannes, der von Furcht ergriffen den Leichnam seiner Mutter verließ. Alsbald aber erreichte ihn eine Stimme und sprach zu ihm: >Fürchte dich nicht, Johannes! Ich bin Jesus Christus, dein Meister. Ich bin dein Verwandter Jesus, und ich bin zu dir gekommen mit meiner geliebten Mutter, um dem Geschäfte des Begräbnisses der gesegneten Elisabeth, deiner seligen Mutter, beizuwohnen, denn sie ist die Verwandte meiner Mut ter.< Als der gesegnete und heilige Johannes dieses hörte, wandte er 147
sich wieder, und Christus der Herr und seine jungfräuliche Mutter umarmten ihn. Dann sprach der Heiland zu seiner jungfräulichen Mutter: > Auf, du und Salome, wascht den Leichnam.< Und sie wuschen den Leichnam der gesegneten Elisabeth in der Quelle, aus der sie gewöhnlich für sich und für ihren Sohn Wasser geholt hatte. Dann ergriff die heilige Jungfrau Maria den gesegneten Johannes un d weinte über ihm und verfluchte Herodes wegen der zahlreichen Verbrechen, die er begangen hatte. Da kamen Michael und Gabriel vom Himmel herab und gruben ein Grab; und der Heiland sprach zu ihnen: > Gehet und bringet die Seele des Zacharias und die Seele des Priesters Simeon, damit sie singen mögen, während ihr den Leichnam begrabt.< Und Michael brachte sogleich die Seelen des Zacharias und des Simeon, die den Leichnam der Elisabeth einhüllten und lange über ihm sangen ... Und Jesus Christus und seine Mut ter blieben bei dem gesegneten und heiligen Johannes sieben Tage und trauerten mit ihm über den Tod seiner Mutter und lehrten ihn, in der Wüste zu leben. Und der Todestag der gesegneten Elisabeth war der 15. Februar.
Darauf sprach Jesus Christus zu seiner Mutter: > Laß uns nun an den Ort gehen, wo ich mit meinem Werke fortfahren soll.< Die Jungfrau Maria weinte sogleich über die Verlassenheit des Johannes, der sehr jung war, und sagte: > Wir wollen ihn mit uns nehmen, denn er ist verwaist und hat niemanden.< Aber Jesus sprach zu ihr: >Das ist nicht der Wille meines Vaters, der in den Himmeln ist. Er soll in der Wildnis bleiben bis zu dem Tage, da er sich Israel zeigt. Statt in einer Wüste voll wilder Tiere wird er in einer Wüste voller Engel und Propheten wa ndeln, als
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