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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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rannten über die Gleise, den Schotterabhang hinunter. In wenigen Minuten würden sie zurück sein, dachte Joel und presste sich noch tiefer in den stinkenden Unrat. Jetzt würden sie gleich das verlassene Gebäude durchsuchen, vielleicht Hilfe herbeirufen. Aber über kurz oder lang würden sie sich auch für die Müllkippe interessieren.
    Converse sah sich um; da war eine Zufahrt mit schweren Radspuren, die zu einem hohen Drahtzaun führte, und ein Tor, das mit einer dicken Kette versperrt war. Jemand, der über die Zufahrt rannte und an dem Zaun hochkletterte, würde auffallen; er musste bleiben, wo er war. Der Müllberg war immer noch seine beste Zuflucht.
    Ein Geräusch riss ihn aus seinen Überlegungen , ein Geräusch, wie er es erst kurz zuvor gehört hatte. Zu seiner Rechten, auf dem Parkplatz. Ein dritter Streifenwagen kam mit heulender Sirene herangerast, aber er steuerte nicht auf die Ambulanz und den ersten Polizeiwagen am Bahnsteig zu, sondern bog nach links in Richtung auf den grün-weißen Wagen am Südende des Parkplatzes. Die zwei Beamten hatten über Funk Hilfe angefordert. Joel spürte ein betäubendes Gefühl der Verzweiflung. Dort warteten seine Henker. In dem dritten Wagen war nur ein Mann– oder war da noch jemand? Drehte der Polizist sich nach hinten, um etwas zu sagen? Nein, offenbar löste er nur seinen Sicherheitsgurt.
    Ein grauhaariger uniformierter Mann stieg aus, sah sich um und ging dann mit schnellen Schritten auf die Gleise zu. Er überquerte sie, blieb oben am Abhang stehen und rief den Beamten über das braune, von der Sonne verbrannte Gras etwas zu. Converse hatte keine Ahnung, was der Mann sagte, aber die Szene wirkte merkwürdig.
    Die zwei Polizisten kamen zurückgelaufen, ihre Waffen hatten sie wieder in die Gürtelhalfter gesteckt. Es kam zu einem kurzen, hitzigen Wortwechsel. Der Ältere wies auf eine Stelle im Süden der Müllkippe; seiner Lautstärke nach zu schließen, erteilte er Befehle.
    Die jüngeren Polizisten liefen über die Gleise zurück zu ihrem Wagen, ihr Vorgesetzter folgte ihnen langsam. Sie rissen die Türen auf, sprangen hinein und schossen aus dem Parkplatz heraus. Der ältere Mann stand jetzt neben seinem Wagen, machte aber keine Anstalten, einzusteigen. Stattdessen schien er zu sprechen; zumindest bewegten sich seine Lippen, und fünf Sekunden später öffneten sich die hinteren Wagentüren, und zwei Männer stiegen aus. Einen davon kannte Converse gut, seine Waffe steckte in seiner Tasche. Es war Leifhelms Chauffeur. Er trug einen Verband am Kopf und ein Pflaster auf der Nase. Er zog eine Waffe und erteilte dem anderen Mann einen Befehl. Seine Stimme war die eines verletzten, wütenden Frontsoldaten.
    Peter Stone verließ das Hotel in Washington. Er hatte dem jungen Lieutenant von der Navy und dem älteren Captain von der Army gesagt, dass er am Morgen mit ihnen Verbindung aufnehmen würde. Kinder, dachte er. Idealistische Amateure waren das Schlimmste, weil ihre Selbstgerechtigkeit meist nur von ihrer Ungeschicklichkeit übertroffen wurde. Die kindische Abneigung, die sie für jegliche Art von Täuschungsmanöver empfanden, ließ sie meist einfach nicht erkennen, dass man kompromisslos und konsequent handeln musste, wenn man überhaupt eine Chance haben wollte.
    Stone stieg in ein Taxi– seinen eigenen Wagen ließ er in der Tiefgarage– und gab dem Fahrer die Adresse eines Apartmenthauses an der Nebraska Avenue.
    Die Kinder. Herrgott! Sie hatten so recht. Das, was sie empfanden, war genau richtig, aber was sie nicht begriffen, war, dass sie, wenn sie die George Marcus Delavanes von heute angriffen, einen Krieg in allen Schattierungen der Brutalität führen mussten, weil diese Männer nur so zu kämpfen verstanden. Rechtschaffenheit allein genügte nicht, es musste die Bereitschaft dazukommen, auch in die Gosse hinabzusteigen, wenn dies notwendig war, und keine Gnade zu suchen, weil niemand Gnade erweisen würde. Dies war das letzte Fünftel des zwanzigsten Jahrhunderts, und die Generäle setzten alles auf eine Karte, ihr Verfolgungswahn ließ ihnen keine andere Wahl mehr.
    Stone hatte das seit Jahren kommen sehen, und es gab Zeiten, wo er nahe daran gewesen war, zu applaudieren und seine Seele zu verkaufen. Strategien waren gescheitert– Männer getötet worden und alles nur wegen unsinniger

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