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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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er wunderte sich darüber, dass rechts von ihm an der Wand ein Fernsehgerät seine nachmittäglichen Banalitäten in englischer Sprache von sich gab. Dann sah er auf dem Tisch eine Speisekarte in vier Sprachen, von denen Englisch die erste war.
    Für unsere ausländischen Besucher bieten wir Video-Aufzeichnungen unseres Fernsehprogramms.
    Damit wollte das Lokal Touristen anlocken. Und der amerikanische Dollar galt viel in Amsterdam.
    Whisky pur half, aber die Beruhigung, die vom Alkohol ausging, würde nicht lang anhalten. Die Angst des Gejagten stellte sich wieder ein und zwang ihn, den Kopf immer wieder zum Eingang zu drehen, wo er jeden Augenblick einen der Männer von Aquitania erwartete, einen der Söldner, der aus dem hellen Licht ins Halbdunkel seiner Höhle treten und ihn finden würde. Er ging zur Herrentoilette, zog das Jackett aus, steckte die Waffe mit dem Schalldämpfer in die Innentasche und riss den linken Hemdsärmel auf. Er füllte eines der beiden Becken mit kaltem Wasser, tauchte das Gesicht hinein, goss sich das Wasser ins Haar und über den Hals. Er spürte ein Vibrieren, ein Geräusch. Sein Kopf ruckte erschreckt hoch, seine Hand griff instinktiv nach dem Jackett, das er an einen Haken gehängt hatte. Ein behäbig wirkender Mann in mittleren Jahren nickte ihm zu und trat an ein Urinbecken. Joel warf einen Blick auf die Zahnspuren an seinem Arm; sie sahen wie ein Hundebiss aus. Er drehte den Heißwasserhahn auf und bearbeitete die schmerzende Stelle mit einem Papierhandtuch, bis das Blut hervortrat. Mehr konnte er nicht tun; vor einem ganzen Leben hatte er dasselbe getan, als sich Wasserratten durch die Gitterstangen seines Bambuskäfigs gezwängt und ihn angegriffen hatten. Und dann hatte er gelernt, dass man Ratten Angst machen konnte. Und sie töten. Der Fremde trat von dem Urinbecken zurück, ging zur Tür und warf Converse dabei einen unsicheren Blick zu.
    Joel legte ein Papierhandtuch auf die Wunde, zog sein Jackett wieder an und kämmte sich das Haar. Dann kehrte er an seinen Tisch zurück und ärgerte sich wieder über den lärmenden Fernseher an der Wand.
    Eine Zeit lang war er versucht, das größte Stück Fleisch zu bestellen, das auf der Karte zu finden war, aber die Vernunft riet ihm davon ab. Er hatte seit Tagen nicht mehr geschlafen, seit seiner Gefangenschaft in Leifhelms Anwesen, wo ihm reichliches, gutes Essen zu Schlaf verholfen hatte. Ein kräftiges Mahl würde ihn also nur müde machen, und das war nicht die richtige Verfassung für einen Mann auf der Flucht. Also bestellte er Seezungenfilet mit Reis. Wenn nötig, konnte er ja immer noch eine zweite Portion nachbestellen. Und noch einen Whisky.
    Die Stimme! Herrgott, die Stimme! Er musste unter Halluzinationen leiden! Er war dabei, den Verstand zu verlieren! Er hörte eine Stimme– das Echo einer Stimme– die er unmöglich hören konnte!
    Â» Ich bin tatsächlich der Ansicht, dass das eine nationale Schande ist, aber ich muss gestehen, dass ich wie die meisten anderen nur Englisch spreche.«
    Â» Frau Converse…«
    Â» Miss… Fräulein… Ich glaube, so stimmt es. Charpentier, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    Â» Dames en herein «, schaltete sich eine dritte Stimme leise in holländischer Sprache ein.
    Converse schnappte wie ein Erstickender nach Luft, griff sich ans Handgelenk, schloss die Augen und drückte sie so fest zu, dass jeder Muskel in seinem Gesicht schmerzte. Dann wandte er das Gesicht von der Quelle dieser schrecklichen, furchtbaren Halluzination ab.
    Â» Ich bin geschäftlich in Berlin… Ich bin beratend für eine Firma in New York tätig…«
    Â» Mevrouw Converse, o juffrouw Charpentier, zoals we …«
    Joel war jetzt sicher, dass er tatsächlich verrückt war, dass er wirklich den Verstand verloren hatte. Er hörte das Unmögliche. Hörte es! Er fuhr herum und blickte nach oben. Der Fernsehschirm. Es war Valerie! Sie war auf dem Bildschirm!
    Â» Was immer Sie sagen, Fräulein Charpentier, wird exakt übersetzt werden, das kann ich Ihnen versichern.«
    Â» Zoals juffrouw Charpentier zojuist zei …« Das war wieder die dritte Stimme, die Stimme des Holländers.
    Â» Ich habe meinen ehemaligen Mann seit mehreren Jahren nicht mehr gesehen – drei oder vier, würde ich sagen. Tatsächlich sind wir inzwischen Fremde. Ich kann nur der

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