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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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auf die Schulter und deutete damit seine Kommunikationsbereitschaft an– aber man sagte kein Wort.
    All dies tat Joel, als er sich mit dem vierschrötigen Mann und seiner Frau aus dem Zug schob. Und er spielte die Rolle wie einer, der wusste, dass zwischen Leben und Tod nur noch ein kleines bisschen vorgetäuschter Verrücktheit stand.
    Während sie am Zug entlanggingen, wanderte Joels aufmerksamer Blick zu einem Mann, der hinter einem Bogen am Ende des Bahnsteigs stand. Er fiel Joel auf, weil sein Gesicht– im Gegensatz zu seiner Umgebung, wo alles strahlte– ernst und angestrengt wirkte. Der Mann war aufmerksam, er studierte die Ankömmlinge, aber da war niemand, den er willkommen heißen konnte. Und dann wusste Converse plötzlich, weshalb ihm der Mann aufgefallen war. Er erkannte das Gesicht, und im selben Augenblick wusste er auch, wo er es schon einmal gesehen hatte. Der Mann vor ihm war einer der Wächter aus Erich Leifhelms Anwesen über dem Rhein.
    Sie näherten sich jetzt dem Torbogen, und Joel lachte etwas lauter, schlug dem vierschrötigen Holländer etwas kräftiger auf die Schulter. Die Mütze hatte er sich wieder tief in die Stirn gezogen. Er nickte ein paarmal, zuckte dann wieder die Schultern, schüttelte freundlich den Kopf, die Stirn gefurcht, wobei seine Lippen sich dauernd bewegten, dem Anschein nach im angeregten Gespräch. Aus halb zusammengekniffenen Augen sah Converse, dass Leifhelms Wächter ihn anstarrte; dann sah der Mann weg. Sie passierten den Bogen, und Joel bemerkte aus dem Augenwinkel, wie ein Kopf herumfuhr, wie eine Gestalt andere Gestalten aus dem Wege schob, außen am Rande der Menschenmenge blieb, sich aber weiter vorarbeitete. Converse drehte sich um und sah dem Holländer über die Schulter. Da geschah es. Seine Augen blickten in die von Leifhelms Wächter. Der Augenblick des Erkennens war da. Der Deutsche schrak zusammen und warf den Kopf herum. Er wollte schreien, hielt dann aber inne. Jetzt griff seine Hand unter das Jackett, seine Schritte wurden schneller.
    Joel löste sich von den zwei Holländern und fing an zu laufen. Er bahnte sich einen Weg durch die Mauer aus Leibern und hielt auf eine Reihe bogenähnlicher Ausgänge zu, durch die das helle Sonnenlicht in die Bahnhofshalle fiel. Zweimal sah er sich um. Das erste Mal konnte er den Mann nicht sehen, aber beim zweiten Mal. Leifhelms Wächter schrie irgendjemandem etwas zu, reckte sich höher, um besser sehen zu können, und auch, um gesehen zu werden. Dann zeigte er wild fuchtelnd zu den Ausgängen. Converse lief noch schneller und wurde rücksichtsloser gegen jeden, der ihm den Weg zum Ausgang versperrte. Jetzt hatte er die Treppe erreicht und hastete sie hinauf. Dabei hielt er sich aber im gleichen Rhythmus wie die anderen gehetzten Passagiere, darauf bedacht, in ihrer Mitte zu bleiben und so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf sich zu ziehen.
    Dann stürzte er in völliger Verwirrung ins Freie. Er sah Wasser und Piers und glasbedeckte Boote, die leicht in der Strömung dümpelten, Menschen, die an den Schiffen vorbeieilten, während andere unter den wachsamen Blicken von Männern in weiß-blauen Uniformen an Bord komplimentiert wurden. Da hatte er den Bahnhof hinter sich gelassen, nur um sich in einer Art Hafen wiederzufinden. Und dann erinnerte er sich: Der Hauptbahnhof von Amsterdam stand auf einer Insel mit Blick auf die Stadtmitte; deshalb nannte man ihn auch Centraal-Station. Und doch war da eine Straße, zwei Straßen, drei Straßen, die wie Brücken zu anderen Straßen und Bäumen und Gebäuden führten . Aber ihm blieb keine Zeit! Er war im Freien, und jene Straßen in der Ferne waren die Höhlen, die ihm das Überleben garantierten; sie waren die Schluchten und Büsche und Sümpfe, die ihn vor dem Feind verbergen konnten! Er rannte, so schnell er konnte, den vom Wasser gesäumten breiten Boulevard hinunter, bis er an eine noch breitere Straße kam, auf der sich der Verkehr staute. Busse, Straßenbahnen, Autos, alle bereit, sich beim Umschalten der Verkehrsampel wieder in Bewegung zu setzen. Er sah eine immer kürzer werdende Schlange an der Tür einer Straßenbahn, sah, wie die zwei letzten Passagiere einstiegen. Er hetzte zu dem Wagen und schob sich noch hinein, bevor die Tür zuklappte.
    In der letzten Reihe entdeckte er einen freien Platz und setzte sich schwer atmend. Der

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