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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Passagier, der neben Joel gesessen hatte, zerrte seinen heraus und stieß Joel dabei gegen die Schulter. Joel tat, als sei er ganz in die Unterhaltung mit seiner Grimassen schneidenden » Gefangenen« versunken. Der Mann grinste und ging mit dem Koffer in der Hand davon.
    Dann ruckte die alte Frau nach vorn, und ihre Zähne erwischten Joels Oberarm nur Millimeter von der alten Wunde entfernt. Sie biss so heftig zu, dass sofort Blut hervorquoll und der Frau über das graue Kinn rann.
    Der Schmerz ließ Joel zurückzucken. Die Alte befreite ihre Hand aus seinem Griff. Jetzt gehörte die Waffe wieder ihr! Sie feuerte; auf das klatschende Geräusch des schallgedämpften Schusses folgte unmittelbar das Splittern einer Bodenplanke wenige Zentimeter neben Joels Füßen. Er packte den unsichtbaren Lauf, drehte ihn herum und versuchte mit aller Kraft, ihr die Waffe zu entreißen. Wieder feuerte sie.
    Ihre Augen weiteten sich, während sie rückwärts gegen den Sitz prallte. Sie blieben starr, als sie gegen das Fenster sackte, und dann breitete sich über ihrem Bauch ein großer Blutfleck im dünnen Stoff ihres Kleides aus. Sie war tot. Joel wurde übel– und das so schnell, dass er schlucken musste, um sich nicht zu übergeben. Noch zitternd fragte er sich, wer diese alte Frau war, was sie erlebt hatte, was sie zu dem gemacht hatte, was sie war. Sie sind zu jung, um das zu wissen … Sie haben nie eine Besatzung erlebt.
    Aber jetzt war nicht die Zeit, darüber nachzudenken. Sie hatte ihn töten wollen. Das genügte im Moment. Und nur wenige Minuten entfernt warteten Männer auf ihn. Er musste überlegen, was zu tun war. Er musste in Bewegung bleiben.
    Joel entwand den starren Fingern der Alten die Waffe und schob sie sich unter den Gürtel. Er spürte das Gewicht der anderen Waffe in seiner Hosentasche. Dann beugte er sich vor, zog das Kleid der Frau in Falten, schob ihr den Schal über den Blutfleck und strich ihr das wirre graue Haar über die rechte Wange, sodass man die geweiteten toten Augen nicht sofort sehen konnte. Dann holte er noch eine Dose Bier aus ihrer Tasche, öffnete sie und stellte sie ihr auf den Schoß. Das Bier schwappte heraus und durchnässte das Kleid.
    Â» Amsterdam! De volgende halte is Amsterdam-Centraal!«
    Die Betrunkenen drängten sich zur Tür. O Gott!, dachte Converse. Was sollte er jetzt tun? Die alte Frau hatte gesagt, ein Telefongespräch sei geführt worden. Das deutete darauf hin, dass sie nicht selbst gesprochen hatte. Dafür wäre auch zu wenig Zeit gewesen. Ohne Zweifel hatte sie in Utrecht jemandem, der vielleicht am Bahnsteig wartete, den Auftrag gegeben, das Gespräch zu führen. Daraus ließ sich schließen, dass nur wenig übermittelt worden war. Sie war eine Sonderbeauftragte, eine, wie sie nur Aquitania besaß. Eine alte Frau, die stark war und eine Waffe benutzen konnte und die auch nicht davor zurückschreckte, jemanden zu töten– eine Frau, die zu niemandem viel sagen würde. Sie würde einfach eine Telefonnummer nennen und den oder die Betreffende anweisen, die Ankunftszeit des Zuges durchzugeben. Und deshalbhatte er wieder eine Chance. Jeder männliche Passagier würde gemustert werden, jedes Gesicht mit dem in den Zeitungen verglichen. Das Gesicht war das seine und doch auch wieder nicht. Und er sprach außer Englisch keine andere Sprache, auch das war weitergegeben worden. Er musste denken!
    Â» Ze is dronken!« Der vierschrötige Mann mit der attraktiven Frau rief das, während er auf die Tote deutete. Sie lachten beide, und Joel brauchte keinen Dolmetscher, um sie zu verstehen. Sie hielten die alte Frau für betrunken. Er nickte und grinste und zuckte die Schultern. Plötzlich wusste er, wie er es schaffen konnte, den Bahnsteig in Amsterdam zu verlassen.
    Converse begriff, dass es eine universelle Sprache gab, die man dann einsetzte, wenn der Lärm so laut war, dass man nichts mehr hören konnte. Dieselbe Sprache, die man auch auf Cocktailpartys gebrauchte, wenn man sich langweilte, oder wenn man sich ein Fußballspiel ansah und einen Clown neben sich hatte, der sich einbildete, mehr als der Trainer oder Schiedsrichter zu verstehen, oder auch dann, wenn man mit den » beautiful people« von New York einen Abend verbringen musste– in solchen Situationen nickte oder lächelte man, legte jemandem gelegentlich freundlich die Hand

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