Die Aquitaine-Verschwoerung
mit General Jacques Louis Bertholdier in Paris, einem bemerkenswerten, einem auÃerordentlichen Mann. Ein Kämpfer in der Résistance während des Kriegs, den man zum Major ernannte, ehe er noch zwanzig Jahre alt war, und später ein Mitglied von Salans OAS . Er stand hinter einem Attentatsversuch auf de Gaulle im August zweiundsechzig, da er sich selbst als den wahren Führer der Republik sah. Beinahe hätte er es geschafft. Er glaubte damals, ebenso wie er es heute noch glaubt, dass die algerischen Generäle die Rettung eines geschwächten Frankreichs gewesen wären. Er hat überlebt, nicht nur weil er eine Legende ist, sondern weil seine Stimme nicht allein ist â nur dass er mehr Ãberzeugungskraft als die meisten besitzt. Besonders bei der Elite vielversprechender Offiziere, die in Saint-Cyr ausgebildet werden. Einfacher ausgedrückt, er ist ein Faschist, ein Fanatiker, der sich hinter einem Schleier hervorragender Respektabilität verbirgt.«
» Und der hier, dieser Abrahms«, fragte Converse. » Das ist doch dieser starke Mann in Israel, der in einer Safarijacke und in Stiefeln herum stolziert, nicht wahr? Der Schreier, der Versammlungen vor der Knesset und in den Stadien abhält und jedem sagt, dass es in Judäa und Samaria ein Blutbad geben wird, wenn man den Kindern Abrahams ihre Rechte versagt. Selbst seine eigenen Leute können ihn nicht zum Schweigen bringen.«
» Viele haben Angst vor ihm; er elektrisiert die Massen wie ein Blitz, er ist ein Symbol geworden. Chaim Abrahms und seine Gefolgsleute lassen die ehemalige Begin-Regierung wie zurückhaltende, schüchterne Pazifisten erscheinen. Er ist ein Sabre, den die europäischen Juden tolerieren, weil er ein brillanter Soldat ist, der sich in zwei Kriegen ausgezeichnet hat und den Respektâ wenn nicht die Zuneigungâ jedes Verteidigungsministers seit den frühen Jahren Golda Meirs genossen hat. Sie wissen nie, wann sie ihn vielleicht wieder im Feld brauchen.«
» Und der hier«, sagte Joel und lieà sein Feuerzeug wieder aufflammen. » Van Headmer. Südafrika, nicht wahr? Der âºHenker in Uniformâ¹ oder so ähnlich.«
» Jan van Headmer, von den Schwarzen auch âºSchlächter von Sowetoâ¹ genannt. Seine Familie ist von reinstem Afrikaandergeblüt, alles Generäle bis zurück in die Burenkriege, und er sieht keinerlei Veranlassung, Pretoria ins zwanzigste Jahrhundert zu führen. Ãbrigens ist er ein enger Freund von Abrahms und reist häufig nach Tel Aviv. Daneben ist er einer der gebildetsten und charmantesten Generäle, die je an einer Diplomatenkonferenz teilgenommen haben. Sein Auftreten straft sein Image und seinen Ruf Lügen.«
» Und Leifhelm«, schloss Converse und klappte sein Feuerzeug wieder zu. » Eine schillernde Persönlichkeit, wenn ich mich nicht täusche. Er soll ein hervorragender Soldat sein, der zu viele Befehle ausgeführt hat, aber man respektiert ihn. Ãber ihn weià ich am wenigsten.«
» Durchaus verständlich«, sagte Beale und nickte. » In mancher Hinsicht ist seine Geschichte die seltsamsteâ eigentlich die ungeheuerlichste, weil man die Wahrheit so geschickt verdeckt hat, um ihn benutzen und Peinlichkeiten vermeiden zu können. Feldmarschall Erich Leifhelm war der jüngste von Adolf Hitler berufene General. Er sah Deutschlands unvermeidlichen Zusammenbruch rechtzeitig voraus und vollführte eine Kehrtwendung. Eine Kehrtwendung vom brutalen Killer und fanatischen Ãberarier zum zerknirschten Berufssoldaten, der Abscheu vor den Naziverbrechen empfand, als sie ihm âºoffenbartâ¹ wurden. Er täuschte alle und wurde von jeder Schuld freigesprochen; den Nürnberger Gerichtssaal hat er nie von innen gesehen. Während des Kalten Krieges haben die Alliierten dann seine Dienste gründlich genutzt und ihm volle Sicherheitsfreigabe erteilt. Als später in den Fünfzigerjahren die neuen deutschen Divisionen in die NATO -Streitkräfte integriert wurden, sorgten sie dafür, dass er das Kommando erhielt.«
» Hat es nicht vor ein paar Jahren einige Zeitungsberichte über ihn gegeben? Er hatte doch ein paar ZusammenstöÃe mit Helmut Schmidt, oder?«
» Richtig«, nickte der pensionierte Gelehrte. » Aber die Berichte waren sehr zahm und enthielten nur die halbe Wahrheit. Man zitierte Leifhelm nur in der Weise, dass man vom deutschen Volk nicht
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