Die Aquitaine-Verschwoerung
sich und wusste zugleich, dass jeder Widerspruch seinen Lapsus nur noch schwerwiegender erscheinen lassen musste. » Tut mir leid, das war eine instinktive Reaktion. Du weiÃt ja, was ich von dem Thema halte.«
» Ja, das weià ich, und das hatte ich vergessen. Das war ungeschickt von mir. Ich bitte um Entschuldigung.«
» Tatsächlich würde ich am liebsten meinen Namen nicht gebrauchen. Macht dir das etwas aus?«
» Du bist der Missionar, nicht ich. Wie soll ich dich nennen?« Der Franzose musterte Converse eindringlich.
» Das hat nichts zu sagen.«
Mattilon kniff die Augen zusammen. » Wie wäre es mit dem Namen eines deiner Chefs, Simon? Wenn du Bertholdier vorgestellt wirst, könnte ihn das beeindrucken. Le duc de St. Simon war einer der wichtigsten Chronisten der Monarchie. Henry Simon. In den Staaten gibt es bestimmt tausend Anwälte, die Henry Simon heiÃen.«
» Also gut, Simon.«
» Du hast mir wirklich alles gesagt, mein Freund?«, fragte René mit ausdruckslosem Blick. » Alles, was du mir sagen willst.«
» Ja, das habe ich«, sagte Joel, und seine eigenen Augen waren eine blau-weiÃe Wand. » Komm, wir nehmen noch einen Drink.«
» Lieber nicht. Es ist schon spät, und meine derzeitige Frau bekommt Migräne, wenn ihr Abendessen kalt wird. Sie kocht übrigens ausgezeichnet.«
» Du bist ein Glückspilz.«
» Ja, das bin ich.« Mattilon trank aus, stellte sein Glas auf den Tisch und meinte beiläufig: » Das war Valerie übrigens auch. Ich werde diesen fantastischen Canard à lâorange nie vergessen, den sie uns vor drei oder vier Jahren in New York gemacht hat. Hörst du noch gelegentlich von ihr?«
» Hören und sehen«, antwortete Converse. » Ich habe letzten Monat in Boston mit ihr zu Mittag gegessen. Ich hab ihr ihren Unterhaltsscheck gegeben, und sie hat die Rechnung übernommen. Ãbrigens, sie fängt an, ihre Gemälde zu verkaufen.«
» Daran habe ich nie gezweifelt.«
» Sie schon.«
» Das war unnötig . Ich habe Val immer gemocht. Wenn du sie wieder siehst, dann bestell ihr alles Liebe von mir.«
» Wird gemacht.«
» Merci. Ich ruf dich morgen an.«
Das LâÃtalon Blanc war ein Albtraum für jeden Pazifisten. Die mit schwerem dunklem Holz getäfelten Wände des Clubs waren mit Fotografien und Drucken bedeckt, dazwischen gerahmte Belobigungen und blitzende Ordenâ rote Bänder und goldene und silberne Medaillen auf schwarzen Samtkissen. Das alles war wie ein visuelles Protokoll über jedes heroische Gemetzel in den letzten zwei Jahrhunderten. Einfache Federzeichnungen wurden abgelöst von Fotografien, als aus Pferden, Caissons und Säbeln Motorräder, Tanks, Flugzeuge und Kanonen wurden. Aber die Szenen unterschieden sich nicht, ihre Themen blieben konstant. Siegreiche Männer in Uniformen, abgebildet im Augenblick des Ruhms. Alles Leid, das vielleicht dahinter stand, war auf seltsame Art abwesend. In den Augen blitzten nur strenge Zielstrebigkeit und Wissen um das Geleistete, und das drückte sich auch in den Posen aus. Diese Männer waren keine Verlierer, hier gab es keine fehlenden GliedmaÃen, keine zerfetzten Gesichter; dies waren die privilegierten Krieger, irgendwie unverletzt und doch verletzend und ihre lebenslange Mission von echter Arroganz gezeichnet.
» Luboque ist gerade eingetroffen«, sagte Mattilon leise, indem er hinter Converse trat. » Ich habe seine Stimme im Vorraum gehört. Denk daran, du brauchst es nicht zu übertreibenâ ich werde nur das übersetzen, was passtâ, aber du musst überzeugt nicken, wenn er eine seiner zornigen Bemerkungen macht. Und lachen, wenn er Witze erzählt; sie sind schrecklich, aber das mag er.«
» Ich werde mein Bestes tun.«
» Ich will dir einen Anreiz geben. Bertholdier hat einen Tisch fürs Mittagessen reserviert. An seinem gewohnten Platz, Tisch elf, am Fenster.«
» Wo sind wir?«, fragte Joel, der im Gesicht des Franzosen die zusammengepressten Lippen eines kleinen Triumphs entdeckte.
» Tisch zwölf.«
» Wenn ich je einen Anwalt brauche, werde ich dich anrufen.«
» Wir sind furchtbar teuer. Komm jetzt, wie es in all diesen wundervollen Filmen in Amerika heiÃt. âºSie sind dran, Monsieur Simon.â¹ Spiel die Rolle des Attila, aber übertreib nicht.
Ahh, Monsieur Luboque, Serge,
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