Die Aquitaine-Verschwoerung
lächerliche dreiseitige Konversation dauerte an, als der Wein angeboten wurdeâ wobei der poseur mit finsterer Miene die erste Flasche zurückschickteâ, und Converse immer wieder zum Eingang des Speisesaals blickte.
Dann kam der Augenblick. Bertholdier traf ein. Er stand unter dem offenen Bogen, den Kopf etwas nach links gedreht, wo ein zweiter Mann in einem hellbraunen Gabardinemantel auf ihn einredete. Der General nickte, worauf sich der Untergebene zurückzog. Dann betrat der Soldat mit ruhigen, aber selbstbewussten Schritten den Raum. Köpfe drehten sich ihm zu, und der Eintretende erwiderte die Blicke, als würde ein groÃer Dauphin, der bald König sein wird, die Artigkeiten der Minister eines siechen Monarchen entgegennehmen. Die Wirkung war auÃergewöhnlich, denn natürlich gab es keine Königreiche, keine Monarchien, keine Länder, die nach der Eroberung an die Ritter von Crécy oder sonst jemanden zu verteilen gewesen wären, und dennoch gewährte man diesem Mann ruhig den Auftritt eines⦠ja verdammt, dachte Joel⦠den Auftritt eines Kaisers.
Jacques Louis Bertholdier war mittelgroÃ, zwischen einem Meter dreiundsiebzig und einem Meter achtundsiebzig, sicher nicht gröÃer, aber seine Haltung, sein aufrechter Gang, die breiten Schultern und sein langer, kräftiger Hals lieÃen ihn imposanter erscheinen, als man es bei einem Mann dieser GröÃe erwartet hätte.
» Sag etwas Ehrfürchtiges«, sagte Mattilon, als Bertholdier näher kam und auf den Nebentisch zuging. » Blick zu ihm auf und gib dich beeindruckt. Den Rest übernehme ich.«
Converse tat, was man ihn geheiÃen hatte, murmelte Bertholdiers Namen laut genug, dass man ihn hören konnte. Dann beugte er sich zu Mattilon hinüber und sagte: » Das ist ein Mann, den ich schon immer kennenlernen wollte.«
Darauf folgte ein kurzer Wortwechsel in Französisch zwischen René und seinem Klienten, worauf Luboque nickte und den Gesichtsausdruck eines arroganten Mannes zeigte, der sich freute, einem neuen Freund einen Gefallen erweisen zu können.
Bertholdier erreichte seinen Stuhl, wo bereits der Geschäftsführer und der Oberkellner warteten. Der ganze Auftritt vollzog sich kaum mehr als eine Armlänge von Joel entfernt.
» Mon Général«, sagte Luboque und erhob sich.
» Serge«, erwiderte Bertholdier und trat mit ausgestreckter Hand vor, ein Vorgesetzter Offizier, der das Gebrechen eines wertvollen Untergebenen kannte. » Comment ça va?«
» Bien, Jacques. Et vous?«
» Les temps sont bien étranges, mon ami.«
Die BegrüÃung blieb kurz, und Luboque änderte den Lauf des Gespräches schnell, indem er auf Converse deutete, während er zu sprechen fortfuhr. Joel stand instinktiv auf, die Haltung gerade, die Augen starr auf Bertholdier gerichtet, der Blick so durchdringend wie der des Generals, soldatisch, aber ohne Angst⦠Er hatte recht gehabtâ auf unerwartete Art. Das Wort Südostasien hatte für Jacques Louis Bertholdier Bedeutung. Und warum auch nicht? Auch der hatte seine Erinnerungen. Mattilon wurde fast beiläufig vorgestellt, der Soldat nickte ihm zu, während er hinter René vorbeitrat, um Joel die Hand zu schütteln.
» Es ist mir ein Vergnügen, Monsieur Simon«, sagte Bertholdier in akzentfreiem Englisch, während er ihm fest die Hand drückte, ein Kamerad, der einen anderen begrüÃte.
» Ich bin sicher, Sie haben das schon Tausende Male gehört, Sir«, sagte Joel, bemüht, das Leuchten in seinen Augen beizubehalten. » Aber dies ist eine Begegnung, auf die ich nie zu hoffen gewagt habe. Wenn Sie gestatten, General, es ist mir eine Ehre, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
» Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen«, erwiderte Bertholdier. » Ihr Gentlemen-of-the-air habt alles getan, was ihr konntet, und ich kenne die Umstände. So viele Einsätze! Ich glaube, auf dem Boden war es einfacher!« Der General lachte leise, ein gefeierter Held, der einem tapferen, nie gefeierten Waffenkameraden die Ehre erweist.
Gentlemen-of-the-air; der Mann ist unglaublich, dachte Converse. Aber der Kontakt war gelungen; war wirklich gelungen, das fühlte er, das wusste er. Das Zusammenspiel von Worten und Blicken hatte das bewirkt. So einfach; der Trick eines Anwalts, mit dem er einen Widersacher zähmtâ in diesem Fall einen Feind. Den
Weitere Kostenlose Bücher