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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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gleichgültig – ein Schiff war
für sie nur Mittel zum Zweck –, aber es fiel ihr nicht
schwer, einer Argumentation zu folgen. »Die Triebwerke
müssen also leistungsfähiger sein, als du angenommen
hattest.«
    »Ja. Das war meine Überlegung.«
    »Und?«
    »Es kann nicht sein. Wir haben beide hinausgeschaut. Du hast
den blauen Schein gesehen? Streulicht vom Abgasstrahl. Der Schein
müsste heller geworden sein, Felka, so hell, dass es uns
aufgefallen wäre. Aber ich habe nichts bemerkt.« Remontoire
hielt inne. »Er ist höchstens schwächer geworden, so
als hätte man die Triebwerke ein wenig gedrosselt. Als
müssten sie jetzt weniger leisten als zuvor.«
    »Das ergibt aber doch keinen Sinn?«
    »Nein«, sagte Remontoire. »Ganz und gar nicht. Es
sei denn, Skades geheime Anlage hätte irgendwie damit zu
tun.«

 
Kapitel 14

     
     
    Triumvir Ilia Volyova blickte in die gähnenden Tiefen des
Geschützparks und fragte sich, ob sie womöglich im Begriff
war, genau den immer schon befürchteten katastrophalen Fehler zu
begehen, der ihrem Leben ein Ende setzen würde.
    Khouris Stimme knisterte in ihrem Helm. »Ilia, ich finde, wir
sollten uns das wirklich noch ein klein bisschen sorgfältiger
überlegen.«
    »Danke für den Tipp.« Sie kontrollierte noch einmal
die Dichtungen ihres Raumanzugs und klickte sich durch die
Statusanzeigen ihrer Waffe.
    »Ich meine es ernst.«
    »Das weiß ich. Leider habe ich schon mehr als genug
darüber nachgedacht. Wenn ich noch weitermache, besteht die
Gefahr, dass ich mich dagegen entscheide. Und das wäre, wenn man
die Umstände bedenkt, noch dümmer und
lebensgefährlicher, als Ja zu sagen.«
    »Das leuchtet mir vollkommen ein, aber ich habe so eine
Ahnung, dass das Schiff… ich meine, der Captain… davon gar
nicht begeistert sein wird.«
    »Meinst du?« Volyova hielt das durchaus für
möglich. »Vielleicht ringt er sich dann dazu durch, mit uns
zu kooperieren.«
    »Oder uns zu töten. Hast du auch daran schon
gedacht?«
    »Khouri?«
    »Ja, Ilia?«
    »Halt bitte den Mund.«
    Sie schwebten im Innern einer Luftschleuse, durch die man in den
Geschützpark gelangte. Es war eine große Schleuse, dennoch
passten sie zu zweit nur mit Mühe hinein. Das lag nicht allein
an den Raketenrucksäcken, die ihre Raumanzüge noch klobiger
machten, sondern an den verschiedenen Geräten, der
zusätzlichen Panzerung und dem Sortiment von halb autonomen
Waffen, die sie an den Traggestellen befestigt hatten.
    »Na schön; bringen wir es hinter uns«, sagte
Khouri. »Dieses Deck war mir noch nie geheuer, schon damals
nicht, als du mich zum ersten Mal mitgenommen hast. Und seither hat
mich nichts veranlasst, meine Meinung zu ändern.«
    Sie flogen mit schwachen Stakkato-Schubstößen in die
riesige Halle hinaus.
    Der Geschützpark war einer von fünf gleich großen
Räumen auf der Sehnsucht nach Unendlichkeit: riesige
Hallen, in denen eine ganze Flotte von Passagier-Shuttles oder
mehrere Megatonnen Fracht zum Abwurf auf eine bedürftige
Kolonialwelt Platz gefunden hätten. Doch dass das Schiff
Kolonisten befördert hatte, war Jahrhunderte her. Von dieser
Funktion waren nur wenige Spuren geblieben, die zudem durch mehrfache
Umgestaltungen und deutliche Verfallserscheinungen kaschiert wurden.
Seit Jahren befanden sich kaum jemals noch mehr als ein Dutzend
Bewohner auf dem Schiff, und die konnten durch die leeren Räume
wandern wie Plünderer durch eine verlassene Stadt. Doch unter
den Langzeitablagerungen war trotz aller Veränderungen seit der
Transformation des Captains vieles mehr oder weniger intakt
geblieben.
    Glatte, senkrechte Wände erstreckten sich im unruhigen Licht
der Anzugscheinwerfer nach allen Seiten und verschwanden im Dunkeln.
Volyova war es nicht gelungen, die Beleuchtungsanlage in Gang zu
bekommen: sie hing an einem der Schaltkreise, die jetzt der Captain
kontrollierte, und er war offenbar nicht damit einverstanden, dass
sie dieses Territorium betraten.
    Allmählich wichen die Wände zurück. Nun standen sie
vollends im Dunkeln, und Volyova konnte nur am Head-up-Display in
ihrem Helm ablesen, wohin sie gehen musste und wie schnell sie sich
bewegte.
    »Man kommt sich vor wie im Weltall«, sagte Khouri.
»Kaum zu glauben, dass wir uns noch immer im Innern des Schiffes
befinden. Siehst du schon etwas von den Geschützen?«
    »Wir müssten in etwa fünfzehn Sekunden
Geschütz Nummer Siebzehn erreichen.«
    Wie auf ein Stichwort löste sich das Weltraumgeschütz
aus der Dunkelheit. Es

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