Die Arche
Hände über einem Knie gefaltet und unterhielt
sich mit einer krebsförmigen weißen Maschine, die unter
dem Rand der Kuppel hockte.
»Was ist los?«, fragte Felka. »Wieso musste ich
meine Kabine verlassen?«
»Das kann ich dir auch nicht so genau sagen«, antwortete
Remontoire.
Sie hörte, wie sich mit einer Serie von gedämpften
Schlägen auf allen Seiten Dutzende von gepanzerten Irisblenden
schlossen.
»Du wirst bald in deine Kabine zurückkehren
können«, sagte der Krebs. »Dies ist nur eine
Vorsichtsmaßnahme.«
Sie erkannte die Stimme, auch wenn sie die Klangfärbung etwas
anders in Erinnerung hatte. »Skade? Ich dachte, du
wärst…«
»Man hat mir erlaubt, diese Drohne zu steuern«, sagte
der Krebs und wedelte mit den kleinen, vielgliedrigen Manipulatoren
zwischen seinen Scheren. Er hatte runde Klebepolster an den Beinen,
die ihn an der Wand festhielten. Unter dem glänzend weißen
Panzer ragten verschiedene Widerhaken, Mündungen, Reiß-
und Stichwerkzeuge hervor. Was Skade da requiriert hatte, war
eindeutig ein altes Killersystem.
»Schön, dass du dich noch von uns verabschiedest«,
sagte Felka. Sie war erleichtert, dass Skade sie auf dem Flug nicht
begleiten würde.
»Verabschieden?«
»Wenn der Zeitunterschied ein paar Sekunden übersteigt,
wird es doch sicher sehr umständlich, die Drohne zu
steuern?«
»Welcher Zeitunterschied? Ich bin auf dem Schiff, Felka.
Meine Kabine liegt nur ein oder zwei Decks unterhalb der
deinen.«
Felka hatte gehört, Skade sei so schwer verletzt, dass Doktor
Delmar sie nur mit einem ganzen Raum voller Spezialmaschinen am Leben
erhalten könne. »Ich dachte nur…«
Der Krebs unterbrach ihr Gestammel mit einer abfälligen
Manipulatorbewegung. »Spielt keine Rolle. Komm doch etwas
später zu mir herunter, dann plaudern wir ein wenig.«
»Gerne«, sagte Felka. »Wir beide haben uns sicher
eine Menge zu erzählen, Skade.«
»Gewiss doch. Aber jetzt muss ich gehen; dringende
Geschäfte.«
In einer Wand öffnete sich ein runzliges Loch; der Krebs
zwängte sich hindurch und verschwand in den unsichtbaren
Eingeweiden des Schiffes.
Felka sah Remontoire an. »Da hier ja alle dem Inneren Konzil
angehören, kann ich wohl offen sprechen. Hat sie die
Exordium-Experimente noch einmal erwähnt, als ihr mit Clavain
zusammen wart?«
Remontoire sprach sehr leise, obwohl das nur eine sinnlose Geste
war. Sie mussten davon ausgehen, dass Skade nicht nur alles
mithören konnte, was im Schiff vorging, sondern auch imstande
war, jeden Gedanken da abzufangen, wo er entstand. Aber Felka
verstand, warum er das Bedürfnis hatte zu flüstern.
»Mit keinem Wort. Sie hat sogar gelogen, als es darum ging, von
wem der Erlass zur Einstellung des Schiffsbaus gekommen
war.«
Felka sah die Wand fest an und befahl ihr, für eine
Sitzgelegenheit zu sorgen. Bald schob sich gegenüber von
Remontoire ein Sims heraus, und sie ließ sich darauf nieder. Es
tat gut, die Beine zu entlasten; sie hatte sich in letzter Zeit viel
zu oft in der Schwerelosigkeit ihres Ateliers aufgehalten, so dass
sie die Beschleunigung von einem Ge als ermüdend empfand.
Sie schaute durch die Aussichtskuppel nach unten und sah vor einer
kalten Flammenaura die lappenförmige Silhouette eines der
Triebwerke.
»Was hat sie ihm denn erzählt?«, fragte Felka.
»Sie hat behauptet, das Innere Konzil hätte sich die
Beweise für die Angriffe der Wölfe aus dem Verlust von
verschiedenen Schiffen zusammengereimt.«
»Nicht sehr glaubwürdig.«
»Clavain hat ihr die Geschichte wohl auch nicht abgenommen.
Aber sie wollte nicht über Exordium sprechen; er sollte offenbar
nur so viel und nicht mehr erfahren, wie er für die Mission
brauchte, andererseits kam sie nicht umhin, sich in einiger
Ausführlichkeit zu dem Erlass zu äußern.«
»Exordium ist der Kern des Ganzen«, sagte Felka.
»Skade muss gewusst haben, dass sie Clavain kein einziges
Fädchen in die Hand geben durfte, sonst würde er alles bis
ins Allerheiligste hinein weiterverfolgen.«
»Aber auch nur bis dorthin.«
»Wie ich Clavain kenne, wäre ich mir da nicht so sicher.
Sie wollte ihn als Verbündeten, weil er nicht zu denen
gehört, die vor jeder kleineren Schwierigkeit
kapitulieren.«
»Aber warum konnte sie ihm nicht einfach die Wahrheit sagen?
Die Vorstellung, dass das Innere Konzil Botschaften aus der Zukunft
auffängt, ist doch eigentlich gar nicht so schockierend. Und so
weit ich verstanden habe, war der Inhalt dieser Botschaften
bestenfalls vage, nicht
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