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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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müssen wegen Thorn zu einer Entscheidung
kommen.«
    Volyova ließ sich nur ungern ablenken, besonders bei einer
so gefährlichen Operation. »Thorn?«
    »Du hast gehört, was der Mann sagte. Er will mit auf das
Schiff.«
    »Und ich habe nein gesagt. Das kommt nicht in
Frage.«
    »Dann werden wir auf seine Hilfe wohl nicht zählen
können, Ilia.«
    »Er wird uns helfen. Wir werden den Bastard zwingen, uns zu helfen.«
    Khouri seufzte. »Ilia, er ist keine Maschine, an der man
herumschrauben kann, bis sie so reagiert, wie man gerne möchte.
Er hat kein Stammverzeichnis. Er ist ein denkender Mensch mit
vielen Zweifeln und Ängsten. Seine Sache liegt ihm sehr am
Herzen, und er wird sie nicht in Gefahr bringen, solange er glaubt,
dass wir ihm etwas vorenthalten. Wenn wir ganz ehrlich sind, haben
wir eigentlich keinen triftigen Grund, ihm einen Besuch zu
verweigern. Er weiß schließlich, dass wir die
Möglichkeit haben, das Schiff zu erreichen. Da ist es nur
vernünftig, dass er nicht nur das Gelobte Land sehen
möchte, in das er sein Volk führen soll, sondern auch den
Grund wissen will, warum Resurgam evakuiert werden muss.«
    Volyova hatte die erste Schicht der Waffenprotokolle durchbrochen
und arbeitete sich nun in das geschützeigene Betriebssystem vor.
Bisher hatte sie nichts getan, was das Geschütz oder das Schiff
zu einer feindlichen Reaktion provoziert hätte. Sie biss sich
vor Aufregung auf die Zunge. Von jetzt an wurde die Sache sehr viel
schwieriger.
    »Ich halte das ganz und gar nicht für
vernünftig«, antwortete sie.
    »Dann hast du keine Ahnung von der menschlichen Natur.
Hör zu, ich kann dir eines versichern. Entweder er bekommt das
Schiff zu sehen, oder er arbeitet nicht mit uns zusammen.«
    »Wenn er dieses Schiff sähe, Khouri, würde er genau
das tun, was jeder normale Mensch unter diesen Umständen
täte: davonlaufen, als wäre der Teufel hinter ihm
her.«
    »Aber wenn wir ihn von den schlimmsten Stellen fernhielten,
den Bereichen, wo die Transformationen am verheerendsten sind,
würde er uns vielleicht trotzdem helfen.«
    Volyova seufzte, ohne sich von ihrer Aufgabe ablenken zu lassen.
Sie hatte das unangenehme und nur allzu vertraute Gefühl, dass
Khouri sich zu dem Thema bereits einige Gedanken gemacht hatte –
und alle naheliegenden Einwände abwehren konnte.
    »Er würde trotzdem Verdacht schöpfen«, hielt
sie dagegen.
    »Nicht, wenn wir unsere Karten richtig ausspielen. Wir
könnten die Transformationen in einem kleinen Bereich des
Schiffes tarnen und ihn dort festhalten. Wir müssen nur den
Anschein erwecken, ihn herumzuführen, ohne dass es so aussieht,
als wollten wir etwas vor ihm verbergen.«
    »Und die Unterdrücker?«
    »Von ihnen muss er irgendwann ohnehin erfahren – wie
alle anderen auch. Was ist so schlimm daran, wenn er schon jetzt
dahinter kommt und nicht erst später?«
    »Er wird zu viele Fragen stellen. Bis du dich umsiehst, hat
er zwei und zwei zusammengezählt und sich ausgerechnet, für
wen er arbeitet.«
    »Ilia, du weißt doch selbst, dass wir ihm
gegenüber offener sein müssen…«
    »Meinst du?« Jetzt war sie ärgerlich, und nicht
nur, weil sich das Geschütz geweigert hatte, die Syntax ihres
letzten Befehls zu analysieren. »Oder wollen wir ihn vielleicht
nur hier haben, weil er uns so gut gefällt? Überlege dir
sehr gut, was du jetzt sagst, Khouri. Unsere Freundschaft könnte
davon abhängen.«
    »Thorn bedeutet mir nichts. Er ist nur ein
Werkzeug.«
    Volyova probierte es mit einer anderen Syntax und wartete mit
angehaltenem Atem, ob das Geschütz anspräche. Aus
früheren Erfahrungen wusste sie, dass sie sich nicht allzu viele
Fehlversuche erlauben durfte. Wenn sie eine gewisse Grenze
überschritt, schottete sich das Geschütz entweder vollends
ab, oder es ging in Verteidigungsmodus. Aber jetzt hatte sie es
geschafft. In der nur scheinbar aus einem Stück bestehenden
Seitenwand öffnete sich eine Metallklappe und gab einen tiefen
Inspektionsschacht voller Maschinenteile frei, der von
fahlgrünem Licht erhellt wurde.
    »Ich steige ein. Du gibst mir Deckung.«
    Volyova steuerte ihren Anzug an den Flanschen entlang bis vor die
Luke, bremste ab und glitt mit einem einzigen Schubstoß hinein.
Drinnen spreizte sie sich mit den Füßen ein und kam zum
Stehen. Der Schacht war so breit, dass sie rotieren und sich frei
bewegen konnte, ohne mit einem Teil ihres Raumanzugs die
Maschinenteile zu streifen.
    Nicht zum ersten Mal überlegte sie, woher diese
dreiunddreißig

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