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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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nur, dass er zuvor noch seine Botschaft
an den Mann bringen konnte.
    Antoinette und Xavier brachten ihn an die Bahn und vergewisserten
sich, dass er genügend Geld für die Fahrkarte bei sich
hatte. Er winkte ihnen nach, als sich der Zug in Bewegung setzte, bis
Lyle Merricks Wrack hinter der sanften Biegung des Karussells
verschwunden war.
    Danach schloss Clavain die Augen und reduzierte seine
Denkgeschwindigkeit auf ein Drittel, um ein paar Minuten Ruhe zu
finden, bevor er an seinem Zielort eintraf.

 
Kapitel 20

     
     
    Thorn hatte damit gerechnet, sich lange mit Vuilleumier
herumstreiten zu müssen, doch sie war überraschend
bereitwillig auf seine Wünsche eingegangen. Das solle, wie sie
ihm erklärte, nicht heißen, dass die Aussicht, sich ins
Herz der Unterdrücker-Aktivitäten um Roc zu stürzen,
sie nicht mit tiefer Besorgnis erfülle, aber sie wolle ihn um
jeden Preis überzeugen, dass die Bedrohung tatsächlich
existiere. Wenn er darauf bestehe, das Geschehen aus nächster
Nähe zu beobachten, müsse sie sich seinen Wünschen
eben beugen.
    »Aber seien Sie sich über eines im Klaren, Thorn. Es ist
gefährlich. Wir befinden uns hier auf unerforschtem
Gebiet.«
    »Es ist doch nicht so, als wären wir bisher vollkommen
sicher gewesen, Inquisitorin. Wir hätten jeden Augenblick Opfer
eines Angriffs werden können. Immerhin befinden wir uns seit
einigen Stunden in Reichweite von menschlichen Geschützen, nicht wahr?«
    Die Schlangenkopf-Fähre schoss auf die Atmosphäre des
Gasriesen zu. Die Flugbahn führte dicht an den Eintrittspunkt
einer der extrudierten Röhren heran, nur tausend Kilometer
entfernt vom brodelnden Luftwirbel um die augenförmige
Kollisionszone. Die Sensoren konnten in diesem Hexenkessel nichts
weiter entdecken als einen vagen Hinweis darauf, dass die Röhre
durch den Aufprall unbeschädigt war und weiter in die Tiefe
vorstieß.
    »Wir haben es mit Alien-Maschinen zu tun, Thorn. Und die
haben, wenn man so will, ihre eigene Psychologie. Es ist zwar
richtig, dass sie uns bisher weder angegriffen, noch das leiseste
Interesse an unseren Aktivitäten gezeigt haben. Sie haben sich
nicht einmal die Mühe gemacht, das Leben auf Resurgam
auszulöschen. Aber das heißt nicht, dass es keine Schwelle
gäbe, die wir nicht versehentlich überschreiten
könnten, wenn wir uns nicht sehr in Acht nehmen.«
    »Und Sie meinen, was wir jetzt vorhaben, könnte gegen
dieses Gebot verstoßen?«
    »Mir ist nicht wohl dabei, aber wenn es nötig ist,
um…«
    »Es geht nicht mehr nur darum, mich zu überzeugen,
Inquisitorin.«
    »Müssen Sie mich ständig so nennen?«
    »Wie bitte?«
    Sie nahm eine geringfügige Kursregulierung vor. Thorn
hörte ein Knirschen, der Schiffsrumpf formte sich folgsam um,
bis die optimale Form für das Eintauchen in die Atmosphäre
erreicht war. Draußen war nur noch der Gasriese Roc zu sehen.
»Sie brauchen mich nicht die ganze Zeit mit meinem Titel
anzusprechen.«
    »Soll ich nur Vuilleumier sagen?«
    »Mein Vorname ist Ana. Das wäre mir viel lieber, Thorn.
Vielleicht sollte ich Sie auch nicht mehr Thorn nennen.«
    »Thorn ist in Ordnung. Ich habe mich an den Namen
gewöhnt. Er passt gut zu mir. Und ich möchte der
Inquisitionsbehörde schließlich nicht noch mehr Munition
für ihre Ermittlungen liefern.«
    »Wir wissen genau, wer Sie sind. Sie haben das Dossier
gesehen.«
    »Schon. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass Sie es
gar nicht so eilig hätten, die Informationen gegen mich zu
verwenden.«
    »Sie sind nützlich für uns.«
    »So hatte ich das eigentlich nicht gemeint.«
    Sie setzten den Anflug auf Roc fort. In den nächsten Minuten
sprach keiner ein Wort. Nur hin und wieder zerriss ein Signal oder
eine gesprochene Warnung von der Konsole die Stille. Das Schiff war
nicht sehr angetan von dem, was man ihm abverlangte, und schlug immer
neue Alternativen vor.
    »Ich glaube, wir sind wie Insekten für sie«, sagte
Vuilleumier endlich. »Und sie sind die Kammerjäger, die uns
ausrotten wollen. Deshalb fangen sie erst gar nicht damit an, ein
paar von uns zu töten – sie wissen, dass das einfach nicht
genug ist. Ich bin nicht einmal sicher, dass ein Stich von uns sie zu
einer Reaktion provozieren könnte. Sie werden ihre Arbeit
unbeirrt fortsetzen, langsam und systematisch und in dem Bewusstsein,
dass ihnen der Erfolg auf lange Sicht Recht geben wird.«
    »Heißt das, wir sind im Moment vor ihnen
sicher?«
    »Ich stelle nur eine Theorie auf, Thorn – und ich
würde nicht

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