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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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härter, als deine Freunde im Keller es
früher schön getan haben. Ich werde es
überleben.« Er zuckte zusammen. »Sie waren ziemlich
brutal.«
    »Sie hatten keine besonderen Anweisungen, nur den
üblichen Tipp. Bedauere, aber es ging nicht anders. Es darf
nicht der Eindruck entstehen, bei deiner Verhaftung sei etwas nicht
mit rechten Dingen zugegangen, sonst sind wir erledigt.«
    »Darf ich mich setzen?«
    Sie führte ihn zu einem Sessel. »Leider wurden auch
andere Menschen verletzt.«
    Thorn erinnerte sich, wie die Polizisten über die Frau mit
den schlechten Zähnen hergefallen waren. »Kannst du
dafür sorgen, dass alle wieder freikommen?«
    »Niemand wird festgehalten. Das ist Teil des Plans.«
    »Ich meine es ernst. Die Leute dürfen nicht darunter
leiden, dass wir Zeugen brauchten, Ana.«
    Sie tropfte neues Desinfektionsmittel auf die Watte. »Wenn
wir scheitern, leiden sie noch sehr viel mehr, Thorn. Und wenn sie
kein Vertrauen in deine Führung haben, wird niemand einen
Fuß auf diese Raumfähren setzen. Mit ein paar Schmerzen
können wir später viele Leben retten, und dafür ist
der Preis nicht zu hoch.« Sie presste ihm den Wattebausch fester
als nötig auf die Stirn. Thorn stöhnte auf.
    »Ich finde deine Haltung ziemlich kaltschnäuzig«,
bemerkte er. »Mir scheint, du hast mehr Zeit bei den Ultras
verbracht, als du mir erzählt hast.«
    »Ich bin keine Ultra, Thorn. Ich habe die Ultras benutzt und
umgekehrt, aber deshalb kannst du uns noch nicht in einen Topf
werfen.« Sie schloss den Verbandskasten und warf ihn in den
Schreibtisch zurück. »Bitte sei so gut und vergiss das
nicht wieder.«
    »Entschuldige. Aber ich finde diese gottverdammte
Brutalität unerträglich. Wir behandeln die Menschen auf
diesem Planeten wie eine Herde Schafe. Wir wissen immer, was das
Beste für sie ist, trauen ihnen aber nicht zu, das selbst
für sich zu entscheiden.«
    »Das Problem ist, dass sie keine Zeit mehr haben, sich zu
entscheiden. Ich würde liebend gern demokratisch vorgehen, das
kannst du mir glauben. Es gibt doch nichts Schöneres als ein
reines Gewissen. Aber das wird nicht gehen. Angenommen, wir sagen den
Menschen, was ihnen bevorsteht – dass sie entweder auf diesem
Drecksplaneten verrecken oder zu einem Raumschiff fliegen
müssen, das Stück für Stück vom verseuchten
Körper eines geisteskranken Mörders, seines ehemaligen
Captains, übernommen und transformiert wird – meinst du,
dann werden sie sich darum reißen, auf deine Raumfähren zu
kommen? Wenn du ihnen dann noch erzählst, dass ihnen
ausgerechnet Triumvir Ilia Volyova, die Hassfigur Nummer Eins auf
diesem Planeten, den roten Teppich ausrollen wird, wenn sie
eintreffen, dann werden wohl eine ganze Menge von ihnen dankend
abwinken, glaubst du nicht auch?«
    »Aber es wäre immerhin ihre eigene Entscheidung«,
beharrte Thorn.
    »Damit können wir uns dann trösten, wenn wir
zusehen müssen, wie sie in Flammen aufgehen. Tut mir Leid,
Thorn, aber ich spiele lieber jetzt das Rabenaas und zerbreche mir
den Kopf über moralische Fragen, nachdem wir ein paar
Menschenleben gerettet haben.«
    »Du wirst nicht alle retten können, selbst wenn dein
Plan gelingt.«
    »Ich weiß. An sich wäre es möglich, aber wir
werden es nicht schaffen. Das ist nicht zu ändern. Da
draußen leben zweihunderttausend Menschen. Wenn wir sofort
anfingen, könnten wir sie alle in sechs Monaten von diesem
Planeten wegbringen, wobei allerdings, berücksichtigt man alle
Eventualitäten, ein Jahr wahrscheinlicher wäre. Und selbst
das wäre vielleicht nicht genug. Vermutlich wäre es schon
als Erfolg zu verbuchen, wenn wir nur die Hälfte retten
könnten. Oder noch weniger. Ich weiß es nicht.« Sie
rieb sich das Gesicht. Mit einem Mal sah sie sehr alt und sehr
müde aus. »Ich will mir gar nicht vorstellen, was alles
schief gehen könnte.«
    Das schwarze Telefon auf ihrem Schreibtisch läutete. Sie
wartete ein paar Sekunden lang und beobachtete den Silberzylinder.
Die Lichter blieben grün. Dann winkte sie Thorn, sich still zu
verhalten, nahm den schweren schwarzen Hörer ab und drückte
ihn ans Ohr.
    »Vuilleumier. Ich hoffe, es ist wichtig. Ich verhöre
gerade einen Verdächtigen im Fall Thorn.«
    Am anderen Ende des Telefons meldete sich eine Stimme. Khouri
seufzte und schloss die Augen. Die Stimme redete weiter. Thorn konnte
die Worte nicht verstehen, aber der Tonfall verriet wachsende
Verzweiflung, so als versuchte jemand zu erklären, warum
irgendeine Aktion

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