Die Arche
Reparaturen weggeholt
hatte, und auf dem Rest des Podests drängte sich ein breites
Spektrum von Schweinen und Standardmenschen. Letztere hatten noch bis
vor kurzem für das Château gearbeitet und waren
Spezialisten für Hs zusammengestückelte Technik zur
Trägheitsunterdrückung. Man hatte sie wie Scorpio und seine
Genossen davon überzeugt, dass sie sich besser Clavains
Expedition anschlössen, anstatt in Chasm City oder im Rostgürtel zurückzubleiben. Sogar Pauline Sukhoi war
mitgekommen, um sich wieder in die Arbeit zu stürzen, die ihre
persönliche Realität aus den Angeln gehoben hatte. Auf
Clavain machte sie allerdings immer noch den Eindruck einer Frau, die
soeben fluchtartig ein Spukhaus verlassen hatte.
»Es gibt eine neue Entwicklung«, erklärte Clavain,
als alle ihm zuhörten. »Ich weiß nicht so recht, was
ich davon zu halten habe.«
In der Mitte des Podests war ein uraltes Displaysystem aufgebaut,
ein zylindrischer Projektionstank. In seinem Innern befand sich eine
transparente, schraubenförmig gewundene Schaufel, die mit
großer Geschwindigkeit rotierte. In den Tanksockel waren
farbige Laser eingebaut, die Lichtimpulse nach oben schickten, wo sie
von der Schaufeloberfläche erfasst wurden.
Dadurch entstand in diesem Tank ein vollkommen flaches
Lichtquadrat, das sich langsam drehte, so dass alle auf der
Brücke es sehen konnten. »Das ist ein zweidimensionales
Bild des Himmels vor uns«, sagte Clavain. »Die
relativistischen Effekte sind schon jetzt sehr stark: die Sterne
befinden sich nicht genau da, wo wir es gewöhnt sind, und die
Spektren sind nach Blau verschoben. Heiße Sterne erscheinen
weniger hell, da sie schon vorher einen großen Teil ihres
Lichts im UV-Bereich abstrahlten. Zwergsterne tauchen wie aus dem
Nichts auf, weil wir plötzlich Infrarotlicht sehen können,
das bisher unsichtbar war. Aber was mich heute interessiert, sind
nicht die Sterne.« Er zeigte auf ein mattes Objekt in der Mitte
des Vierecks. »Das Ding sieht ebenfalls aus wie ein Stern, aber
es ist die Abgassignatur von Skades Lichtschiff. Sie hat sich sehr
bemüht, den Antrieb unsichtbar zu machen, aber wir fangen immer
noch genügend verirrte Photonen auf, um die Nachtschatten anpeilen zu können.«
»Können Sie ihre Schubleistung schätzen?«,
fragte Sukhoi.
Clavain nickte. »Ja. Der Flammentemperatur nach läuft
ihr Antrieb auf Nominalschub – das entspricht bei einem Schiff
von einer Million Tonnen einer Beschleunigung von einem Ge. Die
Triebwerke der Nachtschatten sind kleiner, aber sie ist
für ein Lichtschiff auch nicht sehr groß, so dass sich die
Unterschiede aufheben dürften. Tatsächlich schafft sie
jedoch zwei Ge und geht hin und wieder bis auf drei hoch. Sie hat
eine Trägheitsunterdrückungsanlage, genau wie wir. Aber ich
weiß, dass sie ihrer Anlage noch viel mehr abverlangen
kann.«
»Wir können das nicht.« Sukhoi war noch bleicher
geworden. »Die Quantenrealität ist ein Schlangennest,
Clavain, und wir stochern ohnehin schon mit einem sehr spitzen Stock
darin herum.«
Clavain lächelte verständnisvoll. »Die Botschaft
ist angekommen, Pauline. Dennoch müssen wir einen Weg finden,
mit Skade mitzuhalten. Was mich beunruhigt, ist etwas ganz
anderes.« Das rotierende Bild wandelte sich kaum merklich.
Skades Signatur wurde ein klein wenig heller.
»Entweder gibt sie mehr Schub, oder sie hat die
Strahlgeometrie verändert«, sagte Antoinette.
»Das dachte ich zunächst auch, aber das zusätzliche
Licht ist anders. Es ist kohärent und weist in Skades
Bezugssystem einen scharfen Peak im optischen Spektrum auf.«
»Laserlicht?«, fragte Lasher.
Clavain sah das Schwein an, das Scorpios treuester
Verbündeter war. »Sieht ganz so aus. Starke optische Laser,
wahrscheinlich eine ganze Batterie, die entlang der Flugbahn
zurückstrahlen. Wahrscheinlich sehen wir ohnehin nur einen
Bruchteil der gesamten Lichtmenge.«
»Was will sie damit erreichen?«, fragte Lasher. Er hatte
eine schwarze Narbe im Gesicht, die wie ein Bleistiftstrich von der
Stirn zur Wange reichte. »Sie ist doch viel zu weit voraus, als
dass sie die Laser als Waffe einsetzen könnte.«
»Ich weiß«, sagte Clavain. »Und das macht mir
Sorgen. Denn Skade tut nichts, wofür sie nicht gute Gründe
hätte.«
»Sie halten das also für einen Versuch, uns
umzubringen?«, fragte das Schwein.
»Uns bleibt nur noch herauszufinden, wie sie das erreichen
will«, antwortete Clavain. »Und zu hoffen, dass wir etwas
dagegen unternehmen
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