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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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aber vorerst die Hoffnung
aufgegeben, ihn mit so simplen Mitteln wie einem Teilchenstrahl zu
erledigen.
    Clavain blieb wachsam und nervös. Er kannte Skade.
    So leicht gab sie nicht auf.
    * * *
    Er hatte Recht. Zwei Monate später war ein Fünftel
seiner Armee tot, und viele weitere Soldaten waren verletzt und
würden wahrscheinlich in den nächsten Wochen sterben. Dabei
hatte es ganz harmlos angefangen: eine winzige Veränderung in
der Struktur des Lichts, das sie von der Nachtschatten auffingen. Es schien unmöglich, dass eine solche Bagatelle
für ihr eigenes Schiff irgendwie von Bedeutung sein könnte,
aber Clavain wusste, dass Skade nichts tat, ohne ausgezeichnete
Gründe dafür zu haben. Sobald also die Veränderung
verifiziert und als gezielte Manipulation erkannt worden war,
versammelte er die ranghöchsten Mitglieder seiner Besatzung auf
der Brücke des gestohlenen Lichtschiffs.
    Das Schiff – Scorpio hatte aus Gründen, die nur ihm
selbst bekannt waren, auf dem Namen Zodiakallicht bestanden
– war ein typisches Handelsschiff, das vor mehr als zweihundert
Jahren gebaut worden war. In der Zwischenzeit hatte es mehrere
Reparatur- und Umgestaltungszyklen durchlaufen, sich aber im Kern
kaum verändert. Mit etwa vier Kilometern Länge war es viel
größer als die Nachtschatten. Der Rumpf enthielt
riesige Frachträume, in denen eine ganze Flottille
mittelgroßer Raumschiffe Platz gefunden hätte. Er war
annähernd konisch, verjüngte sich in Flugrichtung zu einem
nadelspitzen Bug und wurde zum Heck hin breiter. Seitlich waren an
der breitesten Stelle an ausladenden Holmen zwei
Interstellartriebwerke angebracht. Obwohl sie zweihundert Jahre lang
immer wieder mit neuen Aufbauten überkleistert worden waren, war
die typische Form aller Synthetiker-Technologie noch zu erkennen. Der
Rest des Rumpfes war glatt und schwarz wie nasser Marmor, nur der Bug
war mit einem Ablationskegel aus Eis verkleidet, das mit
Hyperdiamantfäden verstärkt war. Wie H gesagt hatte, war
das Schiff selbst in tadellosem Zustand; die ehemalige Besatzung war
nur durch ihre Geschäftsmethoden in finanzielle Schwierigkeiten
geraten. Nachdem die Schweinearmee ermahnt worden war, nichts
Unersetzliches zu zerstören, hatte sie das Schiff so behutsam
gestürmt, dass kaum Schäden entstanden waren.
    Die Brücke befand sich vom Bug aus gesehen im oberen Drittel,
in einer Tiefe von eins Komma fünfunddreißig Kilometern,
wenn das Schiff unter Schub stand. Die meisten technischen
Geräte hier waren – wie fast alles auf dem Schiff –
von Funktion und Aussehen her uralt. Clavain fand das nicht weiter
verwunderlich: Ultras waren notorisch konservativ und hatten sich
gerade deshalb auch nach der Seuche noch halten können, weil sie
sich geweigert hatten, sich in größerem Umfang auf
Nanotechnik umzustellen. Und die Produktionsanlagen im Bauch der Zodiakallicht waren derzeit mit der Waffenherstellung voll
ausgelastet und hatten keine Kapazitäten frei, um Struktur und
Infrastruktur zu modernisieren. Clavain hatte nicht lange gebraucht,
um sich an das museumsähnliche Ambiente des riesigen alten
Kastens zu gewöhnen; die robuste Konstruktion würde ihnen
noch zugute kommen, wenn sie erst mit Triumvir Volyova aneinander
gerieten.
    Die Brücke selbst war kugelförmig und kardanisch
aufgehängt, so dass sie sich entsprechend drehen konnte, wenn
das Schiff unter Schub oder unter künstlicher Schwerkraft stand.
Die Wände waren ein Flickenteppich von Bildschirmen, die
entweder von Drohnen aufgenommene Außenansichten des Schiffes,
taktische Darstellungen der unmittelbaren Umgebung oder Simulationen
verschiedener Anflugstrategien bei der Ankunft im Resurgam-System
zeigten. Stellenweise liefen Texte in altmodischer Norte-Schrift
über die Wand, eine nicht enden wollende Litanei von
Fehlfunktionen und Statusmeldungen der automatischen Systeme, die mit
der Reparatur befasst waren.
    Auf einem kreisrunden roten Metallgitter standen etwas erhöht
und von einem Geländer umgeben mehrere Sessel mit eigenen
Displays und Kontrollsystemen. Wenn sich hier mehr als zwanzig
Personen versammelten, wurde es ungemütlich eng; Clavain
schätzte, dass die Maximalkapazität jetzt fast erreicht
war. Scorpio war natürlich anwesend, mit Lasher, Shadow und
Blood, seinen drei Schweine-Stellvertretern, und Cruz, einer
einäugigen Menschenfrau aus dem gleichen kriminellen Milieu.
Weiter hinten saßen, noch völlig verschmutzt, Antoinette
und Xavier Liu, die man von irgendwelchen

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