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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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reagierte. »Jedenfalls gehe ich mit ziemlicher Sicherheit
davon aus. Ich wollte ihn ins Mutternest zurückholen, nachdem er
Fahnenflucht begangen hatte. Aber vor Yellowstone ist er mir
entwischt. Anschließend hat er den Ultras ein Schiff gestohlen.
Woher er die Technik hat, weiß ich allerdings nicht.«
    Der Wolf war unruhig geworden. Er verschwand immer wieder im
Nebel, und wenn seine Gestalt scharf wurde, war sie verzerrt.
»Hast du versucht, ihn zu töten?«
    »Gewiss, aber es ist mir nicht gelungen – er ist ein
zäher Bursche, Wolf. Auch alle Versuche, ihn abzuschrecken,
blieben ohne Erfolg.«
    »Typisch Clavain.« War das der Wolf gewesen oder
Galiana, oder eine unbegreifliche Mischung aus den beiden? »Was
rät dir denn dein teures Nachtkonzil, Skade?«
    »Ich soll der Anlage mehr abverlangen.«
    Der Wolf verschwand und kehrte wieder zurück. »Und wenn
Clavain auch weiterhin mithält…? Hast du dir auch
überlegt, was du dann tun kannst?«
    »Rede keinen Unsinn.«
    »Man muss sich seinen Ängsten stellen, Skade. Das
Undenkbare muss gedacht werden. Es gibt einen Weg, ihm davonzuziehen,
aber der erfordert Mut.«
    »Das werde ich nicht tun. Ich weiß nicht, wie man es macht.« Skade wurde von einem jähen Schwindel
erfasst und wäre beinahe von ihrem glatten Felsen gestürzt.
Die Grate sahen so scharf aus, als könnten sie ihr ins Fleisch
schneiden. »Wir wissen nicht, wie die Anlage in diesem Zustand
funktioniert.«
    »Aber das kann man lernen«, neckte der Wolf.
»Exordium würde dir doch sicher zeigen, was du zu tun
hättest?«
    »Je exotischer die Technik, desto schwieriger ist es, die
Botschaften zu interpretieren, die sie beschreiben, Wolf.«
    »Aber ich könnte dir helfen.«
    Skade kniff die Augen zusammen. »Mir helfen?«
    »Über Exordium. Wir sind nun geistig verbunden, Skade.
Warum sollten wir nicht auch in die nächste Phase des
Experiments eintreten? Mein Bewusstein könnte die
Exordium-Informationen filtern und entsprechend aufbereiten. Mit den
Hinweisen, die wir erhalten werden, könnte ich dir genau zeigen,
was du zu tun hast, um die Anlage in Zustand Vier zu
überführen.«
    »So einfach ist das? Du würdest mir helfen, nur damit
ich die Geschütze bekomme?«
    »Natürlich.« Jetzt sprach der Schalk aus der Stimme
des Wolfs. Wieder sah Skade seine Zähne aufblitzen. »Aber
ich möchte natürlich nicht mit dir allein sein.«
    »Wie bitte?«
    »Bring Felka mit.«
    »Nein, Wolf…«
    »Bring Felka mit, oder du musst auf meine Hilfe
verzichten.«
    Sie wollte widersprechen, obwohl sie wusste, wie sinnlos das war;
letztlich hatte sie keine Wahl, sie musste tun, was der Wolf
verlangte. Der Nebel hatte sich wieder verdichtet. Die analytische
Präsenz, die forschende Intelligenz war so plötzlich
verschwunden, als hätte jemand eine Taschenlampe ausgeknipst.
Skade war allein und zitterte vor Kälte. In der Ferne
stöhnte die Brandung träge vor sich hin.
    »Nein…«
    Der Nebel wurde noch dichter. Der Stein unter ihren
Füßen versank im Wasser. Dann ging abermals ein Ruck durch
alle Sinne, sie befand sich wieder auf der Nachtschatten in
ihrem Metallgefängnis, und die Schwerkraft drohte sie zu
erdrücken. Sie fuhr mit stählernem Finger über die
gewölbte Panzerung ihres Schenkels und rief sich in Erinnerung,
wie es war, aus Fleisch und Blut zu sein, die Kälte zu
spüren, die poröse Oberfläche des Felsens unter ihren
Füßen. Unerwünschte Gefühle regten sich: Trauer,
Bedauern, Entsetzen, die quälende Sehnsucht nach einem heilen
Körper. Doch sie hatte Wichtigeres zu tun, also drängte sie
die Emotionen gewaltsam zurück und bewahrte sich nur einen
winzigen Rest zorniger Empörung.
    Der würde ihr über die kommenden Tage hinweghelfen.

 
Kapitel 27

     
     
    Wenn Clavain einen seiner seltenen Bordspaziergänge auf der Zodiakallicht unternahm, benutzte er ein Exoskelett, das
schmerzhafte Druckstellen verursachte und ihm die Haut
abschürfte. Sie beschleunigten inzwischen mit fünf Ge im
Gleichschritt mit der Nachtschatten, die inzwischen nur noch
drei Lichttage voraus war. Bisher hatte Clavain jedes Mal, wenn Skade
ihre Beschleunigung steigerte, Sukhoi dazu überredet, noch etwas
höher zu gehen, und sie hatte trotz erheblicher Bedenken
mitgespielt. Skade pflegte nach kaum mehr als einer Woche Schiffszeit
ihrerseits die Zodiakallicht zu übertrumpfen. Was
dahinter stand, war klar: auch Skade wollte ihre Anlage nicht mehr
strapazieren als unbedingt nötig.
    Pauline Sukhoi verschmähte das

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