Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
bestehen.
Aber eines will ich ihnen in aller Deutlichkeit sagen: das
Quantenvakuum ist ein Schlangennest…«
    »… und wir stochern mit einem sehr spitzen Stock darin
herum, ich weiß.«
    Sukhoi ließ ihn ausreden. »Nein. Das war vorher. Bei
sechs Ge sitzen wir mit den Schlangen in der Grube,
Clavain.«
    Er überließ ihr die Pointe, dann klopfte er auf den
Eisenrahmen der mobilen Liege. »Tun Sie es, Pauline. Ich
kümmere mich um die Metaphorik.«
    Sie wendete die Liege und rollte auf den Fahrstuhl zu, der sie
schiffsabwärts tragen sollte. Clavain sah ihr nach, dann zuckte
er zusammen. Eine neue Druckstelle hatte sich bemerkbar gemacht.
    * * *
    Die Übertragung kam wenig später. Clavain untersuchte
sie auf versteckte Informationsviren, aber sie war sauber.
    Die Botschaft kam von Skade persönlich. Er nahm sie in seiner
Kabine entgegen. Sie hatten die Beschleunigung kurzzeitig
unterbrochen, und er genoss die Erholungspause. Sukhoi und ihre
Experten mussten in ihrer Trägheitsanlage herumkriechen, und das
taten sie nicht gerne bei laufenden Systemen. Clavain trank eine
Tasse Tee und spielte die Aufzeichnung ab.
    Skade erschien mit Kopf und Schultern in einem ovalen
Projektionsrahmen mit unscharfen Rändern. Das letzte Mal hatte
Clavain sie so gesehen, als sie ihm auf dem Weg nach Yellowstone eine
Botschaft schickte. Damals hatte er ihre steife Haltung auf das
Übertragungsformat geschoben, aber jetzt kamen ihm Zweifel. Ihr
Kopf war beim Sprechen so unbeweglich, als würde er von einer
Konstruktion gehalten, wie Chirurgen sie verwendeten, wenn sie
mikrochirurgische Eingriffe am Gehirn vornahmen. Ihr Hals steckte in
einer albernen glänzend schwarzen Rüstung, die aus dem
Mittelalter zu stammen schien. Noch etwas kam ihm merkwürdig
vor, aber er kam nicht dahinter, was es genau war…
    »Clavain«, begann sie. »Bitte tu mir einen
Gefallen. Sieh dir die Übertragung zu Ende an und denke dann in
aller Ruhe über meinen Vorschlag nach. Es fällt mir nicht
leicht, dir dieses Angebot zu machen, und ich werde es auch kein
zweites Mal tun.«
    Er wartete, dass sie weiterspräche.
    »Du hast dich als Überlebenskünstler
erwiesen«, sagte Skade. »Alle Versuche, dich zu töten,
sind bisher gescheitert, und ich kann nicht damit rechnen, dass
künftige Anschläge mehr Erfolg haben werden. Was aber nicht
heißen soll, dass du lebend aus dieser Sache herauskommst. Hast
du in letzter Zeit einmal hinter dich geschaut? Rhetorische Frage:
ich bin sicher, du hast es getan. Dann solltest du selbst mit deinen
begrenzten Detektionssystemen festgestellt haben, dass da
draußen noch weitere Schiffe unterwegs sind. Erinnerst du dich
an das Sonderkommando, das du führen solltest, Clavain? Der
Baumeister hat die Schiffe fertiggestellt: drei davon verfolgen dich
und kommen näher. Sie sind besser bewaffnet als die Nachtschatten: sie haben schwere relativistische Railguns,
Boser, die von Schiff zu Schiff schießen können, und
Graserbatterien, von Langstreckenraketen ganz zu schweigen. Und du
bietest ihnen ein sehr helles Ziel.«
    Clavain wusste von den anderen Schiffen, obwohl sie von seinen
Detektoren noch kaum erfasst werden konnten. Er hatte sich Skades
Lichtsegel zunutze gemacht, indem er seine optischen Laser auf sie
richtete, wenn sie im Dunkeln an ihm vorüberzogen, und sie auf
die Bahn der Verfolgerschiffe lenkte. Die Wahrscheinlichkeit einer
Kollision blieb gering, und die Verfolger konnten ähnliche
Abwehrstrategien entwickeln wie er, aber Skade hatte sich dennoch
veranlasst gesehen, ihre Segelproduktion einzustellen.
    »Ich weiß«, flüsterte er.
    Skade fuhr fort. »Aber ich bin zu einem Handel bereit,
Clavain. Du willst nicht sterben, und ich will dich auch nicht
unbedingt töten. Es gibt andere Probleme, bei denen ich meine
Energie nutzbringender einsetzen kann.«
    »Reizend.« Er nahm einen Schluck Tee.
    »Ich lasse dich also am Leben, Clavain. Und was noch
wichtiger ist, ich gebe dir Felka zurück.«
    Clavain stellte seine Tasse ab.
    »Sie ist sehr krank, Clavain. Sie flüchtet sich wieder
in ihre Träume von der Mauer, umgibt sich mit kreisförmigen
Strukturen und beschäftigt sich ausschließlich mit
komplizierten Spielen, die ihre Aufmerksamkeit voll und ganz gefangen
nehmen und ihr die Mauer ersetzen. Wie ein echter Synthetiker hat sie
sogar aufgehört zu schlafen. Ich mache mir aufrichtig Sorgen um
sie. Du und Galiana, ihr habt euch solche Mühe gegeben, sie zu
einem vollen Menschen zu machen… und jetzt zerfällt

Weitere Kostenlose Bücher