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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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rümpfte die Nase und ging mit steifen Schritten vor dem
Fenster auf und ab. Thorn beobachtete Khouri, um zu sehen, was sie
von dieser Vorstellung hielt. Zwischen den beiden Frauen knisterte
eine Spannung, die ihm bei früheren Begegnungen nicht
aufgefallen war. Vielleicht war sie immer da gewesen, und er hatte
sie nur nicht bemerkt, aber das glaubte er eigentlich nicht.
    »Ich sage nur so viel«, erklärte der Triumvir und
drehte sich mit quietschenden Absätzen zu den beiden um.
»Was immer es ist, es ist groß. Viel größer als
alles, was wir bauen könnten, selbst wenn wir das Rohmaterial
und die Zeit dafür hätten. Selbst die kleinsten Gebilde,
die wir in den Wolken erkennen können, müssten inzwischen
unter ihrer Eigenschwerkraft zusammengebrochen und zu Kugeln aus
geschmolzenem Metall geworden sein. Aber das ist nicht geschehen. Und
daraus kann ich gewisse Schlüsse ziehen.«
    »Weiter«, sagte Thorn.
    »Entweder können sie Materie um viele
Größenordnungen starrer machen, als es eigentlich
möglich ist, oder sie verfügen über irgendeine Form
der lokalen Schwerkraftkontrolle. Vielleicht sogar eine Kombination
von beidem. Beschleunigte Materieströme können technisch
gesehen die gleiche Funktion erfüllen wie starre Streben, wenn
man sie fein genug steuern kann…« Jetzt dachte sie offenbar
laut und verlor sich in ihren Gedanken, bevor ihr wieder einfiel,
dass sie nicht allein war. »Ich vermute, sie können die
Trägheit manipulieren, wenn das nötig wird. Wir konnten mit
ansehen, wie diese Materieströme im rechten Winkel umgelenkt
wurden. Das lässt auf umfassende Kenntnisse über die
Manipulation von Raumzeit-Metriken schließen. Wenn sie dazu
imstande sind, können sie wahrscheinlich auch die Schwerkraft
kontrollieren. Aber das haben wir bisher wohl noch nicht erlebt,
vielleicht können sie es nur in großen Dimensionen:
gewissermaßen mit dem dicken Pinsel. Was wir bisher beobachten
konnten – die Zerlegung der Felswelten, den Dysonmotor um den
Gasriesen –, war Feinmechanik, Uhrmacherarbeit. Jetzt sehen wir
zum ersten Mal, wozu die Unterdrücker im Bereich der
Schwerindustrie fähig sind.«
    »Sie machen mir Angst«, sagte Thorn.
    »Ganz meine Absicht.« Ein rasches Lächeln, das
erste an diesem Abend.
    »Aber was wird denn nun daraus?«, fragte Khouri.
»Eine Maschine, um die Sonne in eine Supernova zu
verwandeln?«
    »Nein«, antwortete der Triumvir. »Das können
wir, denke ich, ausschließen. Vielleicht hätten sie die
entsprechende Technologie, aber sie ließe sich nur auf schwere
Sterne anwenden, bei denen die Explosion ohnehin schon
vorprogrammiert ist. Wobei ich gerne zugebe, dass es eine
schreckliche Waffe wäre. Mit der vorzeitigen Auslösung
einer Supernova könnte man das Weltall über Dutzende von
Lichtjahren sterilisieren. Wie man dabei vorgehen würde, kann
ich nicht sagen – vielleicht könnte man die nuklearen
Wirkungsquerschnitte so verändern, dass die Fusion von Elementen
leichter als Eisen unterbleibt und sich das Maximum in der Kurve der
Bindungsenergien verschiebt. Der Stern hätte plötzlich kein
Fusionsmaterial mehr und könnte seine äußere
Hülle nicht vor dem Kollaps bewahren. Es ist nicht einmal
auszuschließen, dass sie es schon einmal gemacht haben. Die
Sonne der Erde befindet sich innerhalb einer Blase im interstellaren
Medium, die in jüngerer Zeit durch eine Supernova entstanden ist
und andere Strukturen bis hinaus zum Aquila-Rift schneidet.
Vielleicht sind sie natürlich entstanden, oder aber wir sehen
die Spuren einer Sterilisation, die von den Unterdrückern
Millionen von Jahren vor dem Völkermord an den Amarantin
durchgeführt wurde. Oder die Blasen wurden von den Waffen
fliehender Spezies erzeugt. Was davon zutrifft, werden wir
wahrscheinlich nie erfahren, auch wenn wir noch so eifrig forschen.
Aber das kann hier nicht geschehen. In diesem Teil der Galaxis gibt
es keine Superriesensonnen mehr, die zur Supernova werden
könnten. Wahrscheinlich haben sie für Sterne mit geringerer
Masse wie Delta Pavonis andere Verfahren entwickelt. Weniger
spektakulär – gerade ausreichend, um ein Sonnensystem zu
sterilisieren –, aber in diesem Rahmen hoch wirksam.«
    »Wie würde man einen Stern wie Pavonis
zerstören?«, fragte Thorn.
    »Da gibt es verschiedene Möglichkeiten«, sagte der
Triumvir nachdenklich. »Je nachdem, welche Mittel und wie viel
Zeit man zur Verfügung hat. Die Unterdrücker könnten
ähnlich wie bei dem Gasriesen einen Ring um die Sonne

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