Die Arche
legen.
Natürlich größer, und vielleicht mit einer anderen
Funktion. Eine Sonne hat keine feste Oberfläche, nicht einmal
einen festen Kern. Der Ring könnte etwa aus
Teilchenbeschleunigern bestehen. Wenn man einen Teilchenstrahl
hindurchschickte, könnte man ihn in Wellen enger und weiter
machen und damit ungeheure Magnetkräfte erzeugen. Das Feld
würde die Sonne sozusagen erwürgen wie eine Schlange, indem
es Materie aus der Chromosphäre vom Sonnenäquator zu den
Polen pumpte, denn nur dort könnte sie hin, und nur dort
könnte sie auch entweichen.
Vom Nord- und vom Südpol der Sonne würde heißes
Plasma ins All schießen, der Stern würde zum
Flammenwerfer. Die Plasmajets ließen sich ihrerseits als Waffen
einsetzen – man brauchte sie nur mit weiteren Maschinen
über den Polen zu bündeln und dahin zu lenken, wo man sie
haben will. So könnte man bei jeder Welt im System die
Atmosphäre und die Ozeane verdampfen und sie in Brand stecken.
Das heißt, die Sonne bräuchte gar nicht gesprengt zu
werden. Sobald man einen ausreichend großen Teil der
äußeren Hülle entfernt hätte, würde der
Kern seine Fusionsrate anpassen, und der ganze Stern würde
kühler und damit langlebiger. Ich könnte mir denken, dass
ihnen das auf längere Sicht entgegen käme.«
»Das hört sich nach einem sehr zeitaufwändigen
Verfahren an«, sagte Khouri. »Und wozu eine halbe Sonne
vergeuden, wenn man nur die Welten anzünden will?«
»Sie könnten das Ding auch ganz zerstören, wenn sie
wollten. Ich gehe nur die Möglichkeiten durch. Es gibt noch eine
andere Methode, die sie in Betracht ziehen könnten. Sie haben
den Gasriesen vernichtet, indem sie ihn immer schneller rotieren
ließen, bis er auseinander flog. Das ließe sich auch mit
einer Sonne machen: man müsste die Teilchenbeschleuniger nur in
vielen Schlingen von Pol zu Pol verlegen und das Ganze in Rotation
versetzen. Sie würden sich mit der Magnetosphäre verbinden
und die ganze Sonne mitreißen, bis ihre
Rotationsgeschwindigkeit die zentrifugale
Fragmentationsgeschwindigkeit überstiege. Dann würde sich
Materie von der Oberfläche lösen, und die Sonne würde
sich abschälen wie eine Zwiebel.
»Klingt auch nicht gerade nach einer
Expressmethode.«
Volyova nickte. »Mag sein. Und noch etwas spricht dagegen.
Die Anlage, die da draußen gebaut wird, ist nicht
ringförmig, und wir können nicht ausmachen, dass im Umkreis
der Sonne selbst irgendwelche Vorbereitungen getroffen würden.
Ich denke, die Unterdrücker haben sich noch ein anderes
Verfahren ausgedacht.«
»Wie kann man eine Sonne vernichten, ohne Materie
hineinzupumpen oder sie in schnellere Rotation zu versetzen?«,
fragte Khouri.
»Ich weiß es nicht. Nehmen wir an, sie können in
gewissem Ausmaß die Schwerkraft manipulieren. Dann könnten
sie aus dem Material, das sie bereits gesammelt haben, ein Schwarzes
Loch von der Masse eines Planeten erzeugen. Sagen wir, etwa zehn
Erdmassen.« Sie hielt die Hände wie zu einem unsichtbaren
Fadenspiel ein Stück weit auseinander. »So groß,
nicht mehr. Höchstenfalls würde das Material für ein
zehn- bis zwanzigmal so großes Schwarzes Loch – von ein-
bis zweihundert Erdmassen – ausreichen.«
»Und wenn sie das in die Sonne würfen?«
»Würde es sich durchfressen, richtig. Sie müssten
es aber sehr sorgfältig platzieren, damit es auch möglichst
viel Schaden anrichtet. Es wäre sehr schwierig, genau ins Herz
der Sonne zu treffen, wo das nukleare Brennen stattfindet. Ein
Schwarzes Loch würde oszillieren und einer Orbitalbahn durch die
Sonne folgen. Natürlich hätte es eine Wirkung – die
Massendichte am Schwarzschildradius des Schwarzen Lochs könnte,
denke ich, die Schwelle zur nuklearen Verbrennung überschreiten.
Dann hätte der Stern mit einem Mal zwei Kernbildungsorte, einer
würde den anderen umkreisen. Aber ein Loch mit so kleiner
Oberfläche könnte die Sonne nur langsam auffressen. Selbst
wenn es sie schon zur Hälfte verschluckt hätte, wäre
es erst drei Kilometer groß.« Sie zuckte die Achseln.
»Denkbar wäre es schon. Es käme entscheidend darauf
an, auf welchem Weg die Materie in das Loch fiele. Wenn es
nämlich zu heiß würde, könnte der
Strahlungsdruck die nachfolgende Materieschicht zurückschleudern
und damit den Prozess bremsen. Ich muss dazu wohl noch einige
Berechnungen durchführen.«
»Was noch?«, fragte Thorn. »Angenommen, es ist kein
Schwarzes Loch?«
»Den Spekulationen sind keine Grenzen gesetzt. Bei der
nuklearen
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