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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Damit nicht mehr Sie die Verantwortung
dafür haben, sondern ich. Und das mit den bösen Buben ist
wörtlich gemeint. Wenn Sie mit mir verhandeln, haben Sie einen
vernünftigen Partner. Die Synthetiker werden nicht lange
verhandeln. Sie werden sich die Geschütze holen, ohne zu
fragen.«
    »Ihre Fahnenflucht erscheint mir immer noch nicht ganz
glaubwürdig, Clavain.«
    »Ilia…« Khouri beugte sich über das Bett.
»Ilia, lass Clavain zunächst einmal beiseite. Ich habe eine
Frage an dich. Was hast du mit den Weltraumgeschützen
angestellt? Ich habe im Geschützpark nur dreizehn
gezählt.
    Volyova ließ ein leises Glucksen hören, als freue sie
sich über einen gelungenen Streich. »Ich habe sie in den
Weltraum geschickt. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Sie sind über
das ganze System verteilt. Für Clavain nur noch schwer zu
erreichen. Außerdem habe ich sie auf Automatik gestellt und
lasse sie auf die Unterdrücker-Anlage schießen. Wie
bewähren sich meine kleinen Hübschen, Khouri? Veranstalten
sie ein eindrucksvolles Feuerwerk?«
    »Das Feuerwerk habe ich gesehen, Ilia, aber ich habe keine
Ahnung, wer die Schlacht gewinnt.«
    »Dann ist sie zumindest noch im Gange. Das ist doch ein gutes
Zeichen, nicht wahr?« Über ihr erschien, scheinbar ohne ihr
Zutun, eine abgeplattete Kugel, die aussah wie eine Denkblase in
einem Cartoon. Sie hatte beim Angriff durch das Weltraumgeschütz
ihr Augenlicht verloren, doch jetzt kommunizierte sie durch eine
schmale graue Brille mit den Implantaten, die Clavains Stellvertreter
in ihren Kopf eingeschleust hatte. Damit, dachte Khouri, konnte sie
in mancher Beziehung besser sehen als vorher, denn die Brille deckte
einen viel breiteren Frequenzbereich ab als ihre normalen Augen und
erlaubte ihr, gezielter auf maschinell erzeugte Felder zuzugreifen
als zuvor. Dennoch litt sie insgeheim wohl unter den fremden
Maschinen in ihrem Schädel. Sie hatte diese Technik immer
verabscheut und fand sich auch jetzt nur gezwungenermaßen damit
ab.
    Die Kugel war eher eine Halluzination als ein Hologramm. Sie
beulte sich am Äquator aus und verjüngte sich an den Polen
und war mit dem Gitternetz eines äquatorialen Koordinatensystems
umgeben. Die Ekliptik des Systems war eine trübe, mit vielen
Kommentaren und Symbolen versehene Scheibe, die sich von einer Seite
zur anderen durch die Blase zog. In der Mitte hing wie ein hartes,
orangerotes Auge die Sonne Delta Pavonis. Rocs Leichnam, der sie
jetzt in einem stationärem Orbit umkreiste, war ein
zinnoberroter Fleck mit einem intensiv roten Kern, der riesigen,
trompetenförmigen Unterdrücker-Waffe. Die Sonne war
ihrerseits mit leuchtend violetten Gitterlinien überzogen. Genau
unter der Unterdrücker-Waffe hatte sich die Oberfläche
über ein Achtel des Sonnendurchmessers nach innen gewölbt
und bereits ein Viertel der Strecke bis zum nuklearen Brennen
zurückgelegt. Um die Einbuchtung herum breiteten sich grelle
violett-weiße Ringe in Fusion begriffener Materie aus wie
Kräuselwellen auf einem leicht überfrorenen See, aber diese
Fusionsherde waren nur unbedeutende Fünkchen neben den
wütenden Flammen im Kern. Doch so beunruhigend die
Veränderungen auch waren, nicht die Sonne stand im Mittelpunkt
der Aufmerksamkeit. Etwa im gleichen Quadranten der Ekliptik, in dem
sich auch die Unterdrücker-Waffe befand, zählte Khouri
zwanzig schwarze Dreiecke. Das waren vermutlich die verschwundenen
Weltraumgeschütze.
    »So steht das Spiel«, sagte Volyova. »Das ist ein
Echtzeitdisplay, auf dem sich die Schlacht verfolgen lässt. Sind
Sie nicht neidisch auf meine schönen Spielsachen,
Clavain?«
    »Sie haben keine Ahnung von der Bedeutung dieser
Waffen«, gab der Servomat zurück.
    »Wirklich nicht?«
    »Die Weltraumgeschütze entscheiden darüber, ob die
menschliche Rasse als Ganzes ausgelöscht wird oder
überlebt. Auch wir wissen von den Unterdrückern, Ilia, und
wir wissen, wozu sie fähig sind. Wir haben Botschaften aus der
Zukunft erhalten, die Menschheit am Rand des Untergangs, fast
völlig ausgerottet von Unterdrücker-Maschinen. Bei uns
spricht man von den Wölfen, aber wir meinen ohne jeden Zweifel
ein und denselben Feind. Deshalb dürfen Sie die Geschütze
nicht vergeuden.«
    »Vergeuden? Ich vergeude sie doch nicht.« Das klang
tödlich gekränkt. »Ich setze sie an taktisch wichtigen
Stellen ein, um die Unterdrücker-Prozesse aufzuhalten und
Resurgam kostbare Zeit zu verschaffen.«
    Clavains Stimme wurde schärfer. »Wie viele
Geschütze haben

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