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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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vorhandenen Abschreckungsvorrichtungen montiert
hatte, erschienen nur wie ein paar Beulen, Flossen und Asymmetrien
mehr. Da die Produktionsanlagen am laufenden Band und tonnenweise
Waffen erzeugten, war es nicht schwer gewesen, einen Teil des
Ausstoßes für sich abzuzweigen. Scorpio war sofort bereit
gewesen, ein Auge zuzudrücken, und Remontoire hatte Xavier sogar
geholfen, die exotischeren Waffen in das Kontrollnetz der Sturmvogel zu integrieren.
    Eine Zeitlang hatte sie sich gefragt, warum sie unbedingt
kämpfen wollte. Sie hielt sich weder für besonders
gewalttätig, noch spielte sie gern die Heldin. Eine Neigung zu
großen, aber sinnlosen Gesten war ihr dagegen nicht
abzusprechen – die Beisetzung ihres Vaters in einem Gasriesen
bewies es.
    Sie stieg nach oben, bis sie das Flugdeck erreichte. Xavier
ließ sich nicht stören. Er war zu sehr in seine Arbeit
vertieft und hatte sich wohl damit abgefunden, dass sie die Sturmvogel nie mehr besuchte.
    Sie ließ sich neben ihm im Sessel nieder und wartete, bis er
Notiz von ihr nahm. Als er endlich den Kopf hob, nickte er ihr nur
zu. Sie war dankbar, dass er ihr genügend Raum und Zeit
ließ, um zu sagen, was sie sagen wollte.
    »Biest?«, fragte Antoinette leise.
    Wahrscheinlich brauchte Lyle Merrick nicht länger als sonst,
aber ihr kam es vor wie eine Ewigkeit. Endlich antwortete er.
»Ja, Antoinette?«
    »Ich bin wieder da.«
    »Ja… ich dachte es mir.« Noch eine lange Pause.
»Ich bin froh, dass du zurückgekehrt bist.«
    Der Ton war wie immer, doch etwas hatte sich
verändert. Vermutlich fühlte Lyle sich nicht länger
verpflichtet, die Unterpersönlichkeit zu spielen, an deren
Stelle er vor sechzehn Jahren getreten war.
    »Wieso?«, fragte sie scharf. »Hast du mich
vermisst?«
    »Ja«, sagte Merrick. »Ja, ich habe dich
vermisst.«
    »Ich glaube nicht, dass ich dir jemals verzeihen kann,
Lyle.«
    »Ich will gar nicht, dass du mir verzeihst, und erwarte es
auch nicht, Antoinette. Ich hätte es sicher nicht
verdient.«
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Aber du weißt doch, dass ich deinem Vater ein
Versprechen gegeben hatte?«
    »Das hat mir Xavier gesagt.«
    »Dein Vater war ein guter Mensch, Antoinette. Er wollte nur
das Beste für dich.«
    »Und auch für dich, Lyle.«
    »Ich stehe in seiner Schuld. Das will ich auch gar nicht
bestreiten.«
    »Wie kannst du eigentlich mit deiner Tat leben?«
    Sie hörte einen seltsamen Laut. Er klang wie ein Lachen,
sogar wie ein abfälliges Kichern. »Der wichtigste Teil von
mir hat damit weiter keine Probleme. Mein Körper wurde
hingerichtet. Ich bin nicht mehr aus Fleisch und Blut, ich bin nur
ein Schatten, wenn auch der erste und einzige, der den
Löschköpfen entkommen ist.«
    »Ein Schatten mit einem hochentwickelten
Selbsterhaltungstrieb.«
    »Auch das würde ich nicht leugnen.«
    »Ich möchte dich hassen, Lyle.«
    »Nur zu«, sagte er. »Millionen tun es
bereits.«
    Sie seufzte. »Aber ich kann es mir nicht leisten. Das ist
immer noch mein Schiff, und du steuerst es, ob es mir gefällt
oder nicht. Richtig, Lyle?«
    »Ich war schon Pilot, Kleine… Antoinette. Ich wollte
sagen, mit den Funktionen eines Raumschiffs war ich schon vor meinem
kleinen Unfall bestens vertraut. So ist es mir nicht schwergefallen,
mich in die Sturmvogel zu integrieren. Ich möchte
bezweifeln, dass eine echte Unterpersönlichkeit ein
adäquater Ersatz für mich wäre.«
    »Oh, keine Sorge«, spottete sie. »Ich will dich
nicht austauschen.«
    »Nein?«
    »Nein«, bestätigte sie. »Aber das hat ganz
sachliche Gründe. Wenn ich es täte, wäre mein Schiff
zunächst einmal gründlich versaut. Ich möchte nicht
die ganze Lernphase durchlaufen, um eine neue
Gammapersönlichkeit zu integrieren, schon gar nicht
jetzt.«
    »Das ist für mich Grund genug.«
    »Ich bin noch nicht fertig. Mein Vater hatte ein Abkommen mit
dir geschlossen. Das heißt, du hast ein Abkommen mit der
Familie Bax, und das kann ich nicht widerrufen, auch wenn ich wollte.
Es wäre nicht gut für das Geschäft.«
    »Geschäftliche Überlegungen sind im Augenblick wohl
nicht sehr vordringlich, Antoinette.
    »Das mag schon sein. Aber da ist noch etwas. Hörst du
mir zu?«
    »Natürlich.«
    »Wir ziehen in einen Kampf. Du wirst mir helfen. Und das
heißt, du wirst dieses Schiff fliegen und dafür sorgen,
dass es alles tut, was ich von ihm verlange. Verstanden? Ich meine, alles. Auch wenn ich mich damit in Gefahr bringe.«
    »Ich hatte mit deinem Vater auch abgemacht, dich

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