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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Entität in Erscheinung getreten.«
    »Soll das heißen, der Captain ist tot?«
    »Nein, auch das kann nicht sein. Wenn man Volyova glauben
darf, hatte er dafür die Finger in zu vielen Routinefunktionen.
So oft er in Katatonie fiel, war es angeblich, als hätte er dem
ganzen Schiff den Stöpsel herausgezogen. So etwas haben wir
nicht festgestellt. Das Schiff läuft immer noch wie ein Uhrwerk,
es gibt auf sich Acht, repariert sich selbst und nimmt gelegentlich
eine Nachrüstung vor.«
    Clavain nickte. »Das klingt so, als würde das
Unterbewusstsein des Captains noch funktionieren, aber als wäre
kein Bewusstsein mehr vorhanden. Wie bei einem Patienten, dessen
Gehirn noch die Atmung steuert, aber viel mehr auch nicht?«
    »So scheint es uns auch. Aber wir sind nicht ganz sicher.
Manchmal flackert ein Fünkchen Intelligenz auf, dann wird das
Schiff tätig, ohne jemanden zu fragen. Ein kurzer kreativer
Schub. Als wäre der Captain zwar noch da, aber tiefer vergraben
als je zuvor.«
    »Vielleicht hat er auch nur seinen Geist
zurückgelassen«, sagte Clavain. »Eine leere
Hülle, die blind und ohne Verstand durch die alten
Verhaltensmuster stolpert.«
    »Was immer es war, er hat Buße getan«, sagte
Felka. »Er hat schreckliche Verbrechen begangen, aber zu guter
Letzt hat er einhundertsechzigtausend Menschen das Leben
gerettet.«
    »Genau wie Lyle Merrick«, sagte Clavain, der sich jetzt
erstmals wieder an das Geheimnis im Innern von Antoinettes Schiff und
an das Opfer erinnerte, das der Mann gebracht hatte.
»Wiedergutmachung im Doppelpack? Wenn das kein Anfang ist.«
Er zupfte an einem Holzsplitter vom Rand des Baumstumpfs, der sich in
seine Handfläche gebohrt hatte. »Was gibt es denn nun
wirklich? Warum hat man mich geweckt, obwohl alle wussten, dass das
mein Tod sein könnte?«
    »Ich werde es dir zeigen«, sagte sie und schaute zum
Wasserfall hinüber. Clavain erschrak. Er war sicher gewesen,
dass sie allein waren. Doch nun stand am Ufer des Sees eine Gestalt.
Der wabernde Gischtnebel ließ ihre Umrisse verschwimmen.
    Er erkannte sie dennoch.
    »Skade«, sagte er.
    »Clavain«, gab sie zurück. Aber sie kam nicht
näher. Ihre Stimme hatte hohl geklungen, die Akustik stimmte
nicht mit der Umgebung überein. Clavain erkannte, erbost
über seine Leichtgläubigkeit, dass er mit einer Simulation
sprach.
    »Eine Beta-Kopie«, sagte er zu Felka. »Der
Baumeister verfügte sicherlich über eine gespeicherte
Skade-Persönlichkeit, aus der sich für jedes der anderen
Schiffe eine Beta-Kopie anfertigen ließ.«
    »Sie ist eine Beta-Kopie«, bestätigte Felka.
»Aber es war nicht so, wie du denkst. Nicht wahr,
Skade?«
    Die Gestalt hatte einen Mähnenkamm und trug eine
Rüstung. Sie nickte. »Diese Beta-Kopie ist eine neue
Version, Clavain. Mein physisches Original hat sie während der
Kampfhandlungen überspielt.«
    »Verzeihung«, sagte Clavain und schüttelte den
Kopf, »mein Gedächtnis mag nicht mehr das beste sein, aber
ich erinnere mich ganz deutlich, dein Original getötet zu haben.
Kurz nachdem ich Felka gerettet hatte, gab ich den Befehl, die Nachtschatten zu zerstören.«
    »Das sagt dir deine Erinnerung. Und beinahe wäre es auch
so gekommen.«
    »Du kannst nicht überlebt haben, Skade«, beharrte
er störrisch, obwohl ihm seine Augen das Gegenteil bewiesen.
    »Ich konnte meinen Kopf retten, Clavain. Ich hatte
befürchtet, dass du die Nachtschatten zerstören
würdest, sobald ich dir Felka zurückgegeben hätte.
Allerdings dachte ich, du würdest es nicht über dich
bringen, wenn du wüsstest, dass ich Galiana an Bord
hatte…« Ihr Lächeln verriet fast so etwas wie
Bewunderung. »Aber da habe ich mich wohl geirrt, nicht wahr? Du
bist viel skrupelloser, als ich mir jemals hätte träumen
lassen, auch nachdem du mich so zugerichtet hattest.«
    »Du hattest Galianas Körper, aber nicht Galiana
selbst«, gab Clavain ruhig zurück. »Ich habe ihr nur
den Frieden gegeben, den sie schon vor vielen Jahren hätte
finden sollen.«
    »Daran glaubst du doch selbst nicht. Du hast immer gewusst,
dass sie nicht wirklich tot war. Der Wolf und sie blockierten sich
nur gegenseitig.«
    »Was gleichbedeutend mit dem Tod war.«
    »Aber es bestand doch immer die Chance, sie eines Tages vom
Wolf zu befreien, Clavain…« Ihre Stimme wurde weicher.
»Auch du hast daran geglaubt. Du hast nie ganz ausgeschlossen,
dass sie eines Tages zurückkommen könnte.«
    »Ich habe getan, was ich tun musste«, sagte er.
    »Es war skrupellos,

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