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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Daher hatten die Vernichtungsmaschinen als letztes Mittel
eine verheerende Sonnenfackel ausgelöst und so die
Biosphäre von Resurgam zerstört. Delta Pavonis hatte sich
längst wieder beruhigt und benahm sich wie eine normale Sonne,
aber Leben wurde auf Resurgam erst jetzt allmählich wieder
möglich.
    Nachdem die Unterdrücker ihre Aufgabe erfüllt hatten,
entschwanden sie wieder in die Kälte zwischen den Sternen.
Neunhundertneunzigtausend Jahre vergingen.
    Dann kamen, angelockt vom Rätsel um die verschwundene
Amarantin-Kultur, die Menschen. Ihr Anführer war Dan Sylveste
gewesen, der ehrgeizige Spross einer reichen Yellowstone-Familie. Als
Khouri und Volyova auf der Sehnsucht nach Unendlichkeit im
System eintrafen, hatte Sylveste seine Pläne zur Erkundung des
Neutronensterns am Rande des Systems in die Tat umgesetzt.
Überzeugt davon, dass Hades etwas mit der Auslöschung der
Amarantin zu tun hatte, hatte er die Raumschiffbesatzung mit
erpresserischen Mitteln gezwungen, ihm zu helfen. Sie hatten
schließlich mit ihren Weltraumwaffen den Ring der
Verteidigungsanlagen durchbrochen und waren schließlich ins
Herz eines mondgroßen Artefakts vorgedrungen – sie nannten
es Cerberus –, das den Neutronenstern umkreiste.
    Sylveste hatte Recht behalten, was die Amarantin anging. Doch bei
der Verifizierung seiner Hypothese hatte er eine
Unterdrücker-Falle ausgelöst und war bei einer massiven
Materie-Antimaterie-Explosion im Innern des Cerberus-Objekts ums
Leben gekommen.
    Doch Khouri wusste, dass er zugleich noch sehr lebendig war, denn
sie war ihm nach seinem ›Tod‹ begegnet und hatte mit ihm
gesprochen. So weit sie verstanden hatte, waren Sylveste und seine
Frau als Simulationen direkt in der Kruste des Neutronenstern
gespeichert worden. Hades war, wie sich herausstellte, nicht nur
einer der Zufluchtsorte gewesen, wo die Amarantin vor der Verfolgung
durch die Unterdrücker Schutz gesucht hatten, sondern auch das
Element eines Systems, das viel älter war als die Amarantin und
auch die Unterdrücker, einer weltenübergreifenden Anlage
zur Speicherung und Verarbeitung von Informationen, eines riesigen
Archivs. Die Amarantin hatten einen Weg ins Innere gefunden, und sehr
viel später war das auch Sylveste gelungen. Mehr wusste Khouri
nicht, und mehr wollte sie auch gar nicht wissen.
    Sie war dem gespeicherten Sylveste nur einmal begegnet. Seither
waren mehr als sechzig Jahre vergangen – Volyova hatte die Zeit
genützt, um ausgerechnet die Gesellschaft zu infiltrieren, in
der sie so verhasst und gefürchtet war – und Khouri hatte
nur zu gerne vergessen, dass Sylveste in gewissem Sinn noch immer da
draußen in der Hades-Matrix lebte. Wenn sie, selten genug, an
ihn dachte, dann fragte sie sich, ob er jemals einen Gedanken daran
verschwendete, was er mit seinen Abenteuern vor so vielen Jahren
angerichtet hatte; ob er jemals von Erinnerungen an die
Unterdrücker aus den eitlen Träumen von seiner eigenen
Genialität gerissen wurde. Sie zweifelte daran. In ihren Augen
gehörte Sylveste nicht zu der Sorte Menschen, denen die Folgen
ihrer eigenen Handlungsweise schlaflose Nächte bereiteten. Und
da Sylveste in ganz anderen Zeitbegriffen rechnete – denn in der
Hades-Matrix verging die Zeit rasend schnell –, lagen die
Ereignisse aus seiner subjektiven Sicht bereits viele Jahrhunderte in
der Vergangenheit und kamen ihm wohl so belanglos vor wie
Kinderstreiche. Es gab nicht viel, was ihm da drin zustoßen
konnte, warum also sollte sie sich seinetwegen Sorgen machen?
    Für alle, die sich noch außerhalb der Matrix befanden,
war das nur ein schwacher Trost. Khouri und Volyova hatten nur
zwanzig von den mehr als sechzig Jahren nicht im Kälteschlaf
verbracht, denn die Infiltration von Resurgam musste
zwangsläufig langsam und mit großen Unterbrechungen
erfolgen. Aber für Khouri war in diesen zwanzig Jahren kaum ein
Tag vergangen, an dem sie nicht an die Unterdrücker gedacht
– und sich ihretwegen gesorgt hatte.
    Jetzt hatte sie immerhin Gewissheit. Sie waren zurückgekehrt;
was sie die ganze Zeit befürchtet hatte, war schließlich
eingetroffen.
    Doch sie planten keinen schnellen, brutalen Schlag. Da
draußen entwickelte sich ein gigantisches Projekt, für das
drei Welten das Rohmaterial liefern mussten. Noch konnten die
Aktivitäten der Unterdrücker von Resurgam aus nicht
wahrgenommen werden, nicht einmal mit den Überwachungssystemen,
die man eingerichtet hatte, um anfliegende Lichtschiffe
frühzeitig zu

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