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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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»Entschuldigen Sie bitte, Mrs. Clavard.«
    Sie stand, weil sie nicht sitzen konnte, und lächelte zu seiner großen Erleichterung ebenfalls. »Ach was«, sagte sie. »An diesem ganzen Scheiß muss es auch irgendwas Lustiges geben. Das kann genauso gut ich sein.« Sie überlegte. »Außerdem war ich da drin und hab wie alle anderen geklaut. Ich hab's wahrscheinlich nicht anders verdient.«
     
     
    10
     
    Henriettas Steißbein erwies sich als stark geprellt, aber nicht gebrochen. Eine gute Sache, denn ein zertrümmertes Steißbein war keineswegs harmlos. Rusty gab ihr eine schmerzstillende Salbe, überzeugte sich davon, dass sie Advil zu Hause hatte, und schickte sie weg: humpelnd, aber zufrieden. Wenigstens so zufrieden, wie eine Lady in ihrem Alter und mit ihrem Temperament wohl sein konnte.
    Bei seinem zweiten Fluchtversuch, ungefähr eine Viertelstunde nach Lindas Anruf, fing Harriet Bigelow ihn kurz vor dem Ausgang zum Parkplatz ab. »Ginny sagt, dass Sie wissen sollten, dass Sammy Bushey verschwunden ist.«
    »Wohin verschwunden?«, fragte Rusty. Das eingedenk des alten Grundschul-Grundsatzes, dass die einzige dumme Frage die ist, die man nicht stellt.
    »Das weiß niemand. Sie ist einfach weg.«
    »Vielleicht ist sie ins Sweetbriar gegangen, um zu sehen, was es zum Abendessen gibt. Hoffentlich stimmt das, wenn sie nämlich versucht, bis zu ihrem Wohnwagen zu gehen, könnten ihre Nähte aufreißen.«
    Harriet wirkte besorgt. »Sie meinen, sie könnte verbluten? Aus der Wuu-Wuu zu verbluten ... das wäre schlimm.«
    Rusty hatte schon viele Ausdrücke für Vagina gehört, aber dieser war ihm neu. »Ich glaube nicht, dass sie verblutet, aber sie könnte für längere Zeit wieder hier landen. Was ist mit ihrem Baby?«
    Harriet wirkte wie vor den Kopf geschlagen. Sie war ein ernsthaftes kleines Ding, das die Angewohnheit hatte, verwirrt hinter seinen dicken Brillengläsern zu blinzeln, wenn es nervös war. Die Art Mädchen, dachte Rusty, das sich fünfzehn Jahre nachdem es sein Studium am Smith oder Vassar College mit summa cum laude abgeschlossen hatte, einen Nervenzusammenbruch gönnte.
    »Das Baby! 0 Gott, Little Walter!« Sie raste den Flur entlang davon, bevor Rusty sie aufhalten konnte, und kam sichtlich erleichtert zurück. »Noch da. Nicht sehr lebhaft, aber das scheint seine Art zu sein.«
    »Dann kommt sie vermutlich zurück. Auch wenn sie sonst eine Menge Probleme hat, liebt sie den Kleinen. Auf ihre etwas chaotische Weise.«
    »Hä?« Wieder dieses hektische Blinzeln.
    »Schon gut. Ich komme so bald wie möglich zurück, Harriet. Und den Kopf schön oben lassen.«
    »Wessen Kopf? Wie oben?« Ihre Lider schienen kurz davor zu sein, Feuer zu fangen.
    Fast hätte Rusty Schwanz steifhalten, meine ich, gesagt, aber das wäre wohl auch nicht richtig gewesen. In Harriets Terminologie war ein Schwanz wahrscheinlich ein Wah-Wah.
    »Halten Sie durch«, sagte er.
    Harriet war erleichtert. »Das schaffe ich, Dr. Rusty, kein Problem.«
    Rusty wandte sich ab, um zu gehen, aber nun stand dort ein Mann: hager, nicht einmal schlecht aussehend, wenn man die Hakennase übersah, mit einem üppigen Pferdeschwanz grauer Haare. Er sah ein bisschen wie der verstorbene Timothy Leary aus. Rusty fragte sich allmählich, ob er hier jemals rauskommen würde.
    »Was kann ich für Sie tun, Sir?«
    »Eigentlich habe ich mir überlegt, ob ich nicht etwas für Sie tun könnte.« Er streckte eine knochige Hand aus. »Thurston Marshall. Meine Partnerin und ich waren übers Wochenende am Chester Pond und sind so in dieses Was-auch-immer geraten.«
    »Tut mir leid, das zu hören«, sagte Rusty.
    »Die Sache ist die, dass ich etwas Erfahrung in Krankenpflege habe. Als dieser Vietnamscheiß im Gang war, war ich Wehrdienstverweigerer. Wollte eigentlich nach Kanada, hatte dann aber doch andere Pläne ... na ja, tut nichts zur Sache. Ich habe mich als Verweigerer registrieren lassen und war zwei Jahre lang Krankenpfleger in einem Veteranenkrankenhaus in Massachusetts.«
    Das war interessant. »Edith Nourse Rogers?«
    »Genau dort. Meine Kenntnisse sind vielleicht nicht auf dem neuesten Stand, aber ... «
    »Mr. Marshall, ich habe tatsächlich einen Job für Sie.«
     
    11
     
      Als Rusty auf der 119 unterwegs war, hörte er ein Hupen. Ein Blick in seinen Rückspiegel zeigte ihm einen Lastwagen des städtischen Bauhofs, der eben auf den Catherine Russell Drive abbog. Im rötlichen Schein der untergehenden Sonne war das schwer zu erkennen, aber

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