Die Ares Entscheidung
auf die Kugeln, die links und rechts vorbeipfiffen, und stürmte weiter, als wäre er unverwundbar. Er nahm nichts mehr um sich herum wahr, nicht den Dschungel, nicht die Explosionen und die Hubschrauber. Er sah nur noch Bahame, und in diesem Moment war er von ihm besessen wie seine Jünger. Nichts zählte mehr für ihn außer diesem Mann.
Sie stießen am Rand der kleinen Schlucht aufeinander und stürzten beide durch die Lianen. Bahame schwang sein Messer, und Howell musste die Machete fallen lassen, um den Angriff abzublocken. Er ging mit seinen Daumen auf die Augen des Afrikaners los, doch der harte Aufprall schleuderte die Gegner wieder auseinander.
Von blinder Wut getrieben, hatte Howell nicht auf seine Atmung geachtet, deshalb raubte ihm der Aufprall für einige Augenblicke die Luft. Bahame erholte sich schneller und rappelte sich hoch, doch anstatt seinen Gegner zu erledigen, versuchte er, an den Lianen nach oben zu klettern.
Howell war froh, dass die Männer, die ihn einst ausgebildet hatten, das peinliche Schauspiel nicht sehen konnten, das sie beide boten – der benommene Afrikaner, der keine zwei Meter hinauf schaffte, ehe er zurück auf den Boden sank und es aufs Neue versuchte, und er selbst, wie er nach Luft schnappte wie ein sterbender Fisch.
Er bekam jedoch mit jedem Atemzug etwas mehr Sauerstoff in die Lunge, bis sein Kopf schließlich klar genug war, um zu der Machete zu kriechen, die er verloren hatte.
»Zu … spät, Caleb.«
Bahame blickte zurück, verlor den Halt und rutschte erneut herunter. Er versuchte nicht, wegzulaufen, sondern stand einfach nur da – verblüfft, dass ihm – einem Gott – das passieren konnte.
Er riss sein Tarnhemd auf, griff nach einem der Knochen, die er als Amulett am Hals trug, und schnitt sich damit quer über die Brust. Er verdrehte die Augen, dass das Weiße im flackernden Licht aufleuchtete, und stieß beschwörende Worte in seiner Muttersprache hervor.
»Willst du etwa Dämonen anrufen, damit sie mich töten?« , fragte Howell und spürte, wie sein Gleichgewichtsgefühl und seine Kraft zurückkehrten. Er testete seine rechte Schulter, indem er die Machete über den Kopf hob. Voll funktionstüchtig. Bahames Kugel hatte ihn nur gestreift.
»Weißt du, Caleb, in meinem Alter fürchtet man sich nicht mehr vor bösen Geistern.«
Kapitel dreiundfünfzig
WASHINGTON D.C., USA
27. November, 17:06 Uhr GMT-5
Präsident Sam Adams Castilla schob seine Titanbrille hinauf und wischte sich die müden Augen. »Ich weiß nicht, ob ich das jetzt richtig verstanden habe, Fred. Du willst mir sagen, dass Larry Drake – den ich seit Jahren kenne – einen seiner Analytiker hat umbringen lassen?«
»Sam, wir …«
»Moment, ich bin noch nicht fertig. Er hat einen seiner Analytiker ermorden lassen, um dem Iran zu helfen, eine furchtbare Biowaffe in die Hand zu bekommen, die sie gegen Amerika einsetzen wollen?«
»Das ist ein bisschen zu vereinfacht ausgedrückt«, erwiderte Klein.
Er hasste es, seinem alten Freund Informationen vorzulegen, die zum Teil auf Spekulationen beruhten – der Präsident der Vereinigten Staaten hatte mehr als genug konkrete Krisenfälle, um die er sich kümmern musste.
Die Situation war jedoch mittlerweile zu gefährlich, um sie zu ignorieren oder sie ohne Castillas Wissen weiterzuverfolgen.
»Was soll ich deiner Meinung nach jetzt unternehmen, Fred? Soll ich den FBI-Direktor anrufen und ihm erzählen, dass ein Mann, der sein ganzes Leben dem Land gedient hat, in Wahrheit ein Maulwurf der radikalen Muslime ist? Und wenn er mich nach Beweisen fragt – nach einer Mordwaffe –, soll ich ihm ein Schweinerippchen vorlegen,
dessen Ablaufdatum um eine Woche überschritten ist?«
Castilla stand abrupt auf und begann im Oval Office auf und ab zu gehen.
»Sam, bist du okay?«
»Verdammt, nein, ich bin nicht okay. Wenn irgendein anderer als du mit so etwas zu mir kommt, dann würde ich ihn hochkant rausschmeißen, und er wäre die längste Zeit im Amt gewesen. Aber du bist nicht irgendwer, und das heißt, ich muss die Sache ernst nehmen. Ich muss mir Gedanken über die Loyalität des Mannes machen, der unser Geheimdienstnetzwerk leitet.«
»Ich denke, wir können nach wie vor davon ausgehen, dass Larry kein Radikaler ist, jedenfalls kein muslimischer. Und wahrscheinlich glaubt er, dass er seinem Land auf seine Weise immer noch dient.«
»Wovon redest du da, um Himmels willen? Er will seinem Land dienen, indem er das, was
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