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Die Ares Entscheidung

Die Ares Entscheidung

Titel: Die Ares Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludlum Robert
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schaurigen Jubelschrei aus, als sie gegen ihn stieß – ein Schrei, in dem sich die ganze quälende Frustration entlud.
    Der junge Wächter brüllte um Hilfe, als sie mit ihren
Händen nach ihm krallte, doch der Mann, den er wie einen Gott verehrte, war schon fort.
    Der Kampflärm draußen vor der Höhle wurde plötzlich vom ohrenbetäubenden Krachen eines Automatikgewehrs übertönt, dessen Kugeln vom Fels abprallten. Smith und Howell warfen sich auf den Boden, als es dem Wächter schließlich gelang, den Lauf seiner Waffe auf die Brust der Frau zu richten. Sie zuckte noch einmal, als er abdrückte, dann erschlaffte sie und sank zu Boden.
    Smith sprang auf und warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen das Gitter. Obwohl die Kugeln und die Explosionen einigen Schaden angerichtet hatten, gaben die Eisenstäbe nicht nach.
    »Hey!«, rief er dem blutverschmierten Wächter zu, der auf die Leiche der Frau hinunterstarrte. Die Verzweiflung in seinen Augen war so groß, dass sie auch in dem dichten Staub deutlich zu erkennen war. Groß genug, um sie sich zunutze zu machen.
    »Hey!«, rief Smith noch lauter, um den Gefechtslärm von draußen zu übertönen. »Sprichst du Englisch?«
    Der junge Mann blickte in den Gang, der ins Freie führte, dann zu Smith zurück. Er nickte kurz, wirkte aber immer noch wie gelähmt.
    »Ich bin Arzt. Du hast doch gehört, was Bahame selbst gesagt hat. Es ist kein Zauber – es ist nur eine ansteckende Krankheit. Ich kann dich heilen.«
    »Du … du kannst mir helfen?«, kam seine Stimme mit starkem Akzent.
    »Ja«, log Smith. »Du musst mich nur herauslassen.«
    Der Mann blickte erneut unschlüssig in den Gang hinaus.
    »Bahame ist weggelaufen wie ein Weib. Du hast gesehen,
dass er Angst hatte. Er hat gar keine Macht über diese Krankheit. Ich schon.«
    Die westliche Medizin stand bei den meisten Afrikanern in hohem Ansehen, und zu seinem Glück war dieser Mann keine Ausnahme.
    »Geh zurück«, sagte er, richtete sein Gewehr auf das Schloss und gab einen kontrollierten Feuerstoß ab. Smith trat die Tür auf und atmete die staubige Luft tief ein. Sie waren draußen. Wahrscheinlich nur, um in dem Gefecht vor der Höhle zu sterben, aber wenn es schon sein musste, dann wenigstens unter freiem Himmel, und nicht hier drin eingesperrt.
    Der Wächter richtete seine Waffe auf ihn und deutete mit einem Kopfnicken auf die medizinischen Instrumente, die auf dem Boden herumlagen. »Tu es. Heile mich.«
    »Ich brauche …«
    »Nicht reden!«, rief er und zielte direkt zwischen Smiths Augen. »Du heilst mich jetzt sofort. Ich will nach Hause. In mein Dorf. Zu meiner Familie.«
    Eine Explosion ließ Smith zusammenzucken, und er blickte zu dem breiten Spalt hinauf, der sich über ihnen auftat. Sie mussten schnell handeln, solange sich die Chance bot.
    Er ließ sich auf ein Knie nieder, suchte am Boden herum und griff schließlich nach einer Spritze. Als er aufstand, sah er, dass sich die Aufmerksamkeit des Mannes ausschließlich auf ihn richtete – offensichtlich von der tiefen Sorge erfüllt, er könnte ebenso enden wie die tote Frau am Boden. Er merkte nicht, dass sich Howell lautlos von hinten näherte, einen Felsbrocken in der Hand. Smith fummelte mit der Spritze herum, und der junge Mann beobachtete ihn angespannt, ehe Howell mit zwei schnellen Schritten bei ihm war.
    Im nächsten Augenblick war alles vorbei. Der Wächter, den Bahame wohl schon als Kind verschleppt hatte, würde nie mehr in sein Dorf zurückkehren. Er würde seine Familie nicht wiedersehen.
    Smith nahm das Gewehr des Toten und folgte Howell in den Gang hinaus. Nach wenigen Sekunden hatten sie die Höhlenmündung erreicht, und sie drückten sich zu beiden Seiten gegen die Felswand und versuchten das Chaos zu überblicken. Die drei Hubschrauber waren vom Aufblitzen ihrer Maschinenkanonen erhellt, während sie alles unter sich niedermähten  – Bäume, fliehende Soldaten, Kinder. Die Kampfflugzeuge, die den anfänglichen Bombenangriff durchgeführt hatten, zogen sich nach Süden zurück, doch Smith fragte sich, ob sie nicht vielleicht wiederkommen würden.
    Überall lagen zerschmetterte, halb verbrannte Leichen, und die überlebenden Soldaten, die nun ohne Anführer waren, eilten zu offenen Kisten mit Waffen, von denen sie nicht zu wissen schienen, wie man sie bediente.
    Smith sprang zu Howell hinüber. »Wir müssen unseren Wagen finden«, rief er, um sich bei dem Lärm verständlich zu machen. »Omidi hat einen großen Vorsprung,

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