Die Ares Entscheidung
Antwort, doch im Moment konnte er wenig daran ändern. Er kehrte in die Kabine zurück und wurde schon von Peter Howell am Vorhang erwartet.
»Warst du überzeugend, Kumpel?«
»Offenbar nicht. Ich habe mit meinem Chef gesprochen. Er wird sich an die Europäer wenden und versuchen, Hilfe für uns zu organisieren.«
»Dann hoffe ich, dass dein Chef schnell organisiert.« Howell zeigte durch die Lücke im Vorhang. »Schau selbst.«
Eine Flugbegleiterin bot Dahab etwas zu trinken an, doch er reagierte gar nicht – er saß nur da und trommelte mit den Fingerknöcheln in einem beängstigend exakten Rhythmus gegen das Fenster.
»Wir können jederzeit anfangen, Peter, aber wir sind im günstigsten Fall auf uns allein gestellt.«
»Und im schlimmsten Fall?«
»Wird uns die Crew in die Quere kommen.«
Howell seufzte leise. »Zu viele Passagiere und zu wenig Platz, Jon. Das kann verdammt leicht in die Hose gehen.«
Sie hatten den Sudanesen quälende zwei Stunden lang beobachtet, als die Flugbegleiterin kam und Smith auf die Schulter tippte. Er folgte ihr zum Cockpit und sprach ein stilles Dankgebet, dass Klein offenbar etwas erreicht hatte. An Dahabs Turban war jetzt ein dünner roter Ring zu sehen, und er schien die Welt um sich herum gar nicht mehr wahrzunehmen. Immerhin war zumindest der Passagier, der neben ihm gesessen hatte, auf einen leeren Platz am Ende des Flugzeugs gewechselt. Ein Problem weniger, blieben noch tausend andere zu lösen.
»Ich weiß immer noch nicht genau, wer Sie sind«, sagte der Pilot, als Smith ins Cockpit kam und die Tür schloss. »Aber Sie scheinen offenbar einigen Einfluss zu haben. Wir wurden zu einem Militärstützpunkt auf einer Insel bei den Malediven umgeleitet. Anscheinend werden wir auch von einem Jagdflugzeug eines in der Nähe stationierten amerikanischen Flugzeugträgers eskortiert.«
Sein Gesichtsausdruck ließ erkennen, dass er gar nicht glücklich war über die Unterstützung durch die U.S. Navy. Maes war klug genug zu wissen, dass ihnen ein Jagdflugzeug in dieser Situation nicht helfen konnte. Seine Anwesenheit
konnte nur eines bedeuten: Wenn alles schiefging, sollte es dafür sorgen, dass dieses Flugzeug nicht mehr landen würde.
»Man hat mir außerdem unmissverständlich gesagt, dass Sie ab sofort das volle Kommando über das Flugzeug übernehmen und dass wir Ihren Anweisungen zu folgen haben.«
Smith nickte, ohne seine Erleichterung zu verbergen. Auf Fred Klein war wieder einmal Verlass.
Jon Smith schlenderte in der Uniform des Kopiloten gemächlich durch den Gang; er trug eine Sonnenbrille und hatte sich die Mütze tief über die Stirn gezogen. Er lächelte und nickte den Passagieren freundlich zu, während er aus dem Augenwinkel stets den Sudanesen beobachtete.
Die Flugbegleiterinnen hatten mittlerweile einige Beschwerden über den Afrikaner abwiegeln müssen. Als Smith näher kam, sah er, warum. Der Rand seines Turbans war von Blut durchtränkt, und bald würde es ihm auch über das Gesicht rinnen, doch er selbst nahm davon keine Notiz. Er trommelte immer noch wie ein Besessener mit den Fingern gegen das Fenster.
Sarie hatte recht mit ihrer Einschätzung: So schlimm Viren wie Ebola und Marburg auch waren – sie waren letztlich doch nur biologische Maschinen. Der Parasit, der diesen Mann befallen hatte, schien hingegen fast so etwas wie ein Bewusstsein zu haben. Er schien zu wissen, dass sein Wirt bald sterben würde, und suchte nun ganz bewusst nach einem Weg, zu überleben.
Dahab blickte starr vor sich hin, als sich Smith mit einem Postsack näherte, in dem er einen schweren Schraubenschlüssel und eine Rolle Klebeband hatte – die effektivste Waffe und Schutzausrüstung, die in dem Flugzeug aufzutreiben war.
Er blieb bei den Toiletten ganz hinten stehen und sah, wie eine verängstigte Flugbegleiterin den Gang entlangkam und sich mit ihrem stattlichen Busen in die Reihe hinter dem Sudanesen beugte.
»Gentlemen, Sie sehen sehr fit aus«, begann sie mit der Geschichte, die sich Smith ausgedacht hatte. »Mir ist vorne ein Getränkewagen umgekippt. Wären Sie so freundlich, mir zu helfen?«
Smith zog das Klebeband aus dem Sack und benutzte es, um seine Sonnenbrille am Kopf zu fixieren, während die beiden Männer aus der Sitzreihe hinter Dahab mit der Frau nach vorne gingen. Dann streifte er noch Chirurgenhandschuhe über und strich mit der Hand über die Wunde an der Wange, die er mit Sekundenkleber verschlossen hatte.
Showtime.
Er
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