Die Ares Entscheidung
einen kleinen Fehler eingebaut. Der Schließvorgang wird zwar eingeleitet, aber nicht ganz durchgeführt.«
»Das heißt, die Türen bleiben offen.«
»Genau. Die zweite Änderung war etwas schwieriger, weil ich das Programm hier ganz neu schreiben musste, aber ich habe eine Simulation durchgeführt, und es funktioniert einwandfrei.«
»Die Affenkäfige?«
»Ja. Die Schlösser an den Käfigen werden aufgehen und in dieser Position bleiben.«
Sie nickte langsam und versuchte ihren Herzschlag zu beruhigen. Sie waren gerade dabei, die Anlage in ein einziges Grab zu verwandeln. Es würde zu einem unvorstellbaren Ausbruch von Gewalt und Chaos kommen, ehe es für immer still wurde.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte Zarin mit Sorge in seinen dunklen Augen.
»Ja.«
»Es ist keine erfreuliche Aussicht, nicht wahr?«
»Nein. Aber ich komme schon klar damit.«
»Ich auch«, sagte er. »Aber ich hätte schon gern meine Familie noch einmal gesehen. Es bleibt so viel ungesagt, wenn man glaubt, man hat noch genug Zeit.«
Sie lächelte schwach und musste sich mit einem bitteren Gefühl eingestehen, dass es niemanden gab, den sie noch einmal dringend hätte sehen müssen. Die Universität würde eine stilvolle Gedenkfeier veranstalten, wenn klar war, dass sie nicht zurückkehren würde. Ihre Kollegen würden den Kopf schütteln und sagen, dass sie sie immer schon vor den Gefahren ihres Lebens in der Abgeschiedenheit gewarnt
hätten. Und dann würden sie zur Tagesordnung übergehen.
»Wenn Sie mich jetzt entschuldigen«, sagte Zarin und stand auf. »Ich möchte beten.«
Sie sah ihm nach und wünschte sich, sie hätte den Glauben ihres Vaters geerbt. Ein wenig Trost von oben wäre recht willkommen gewesen, zumal es in der Anlage keinen Tropfen Alkohol gab.
In der Kaffeemaschine war noch ein kleiner Rest von vergangener Nacht übrig – damit würde sie sich begnügen. Es war schon bizarr, dass sie an dem Punkt in ihrem Leben angelangt war, an dem ihr nicht einmal mehr die Zeit blieb, um sich frischen Kaffee zu machen.
Was würden die Leute, die irgendwann kommen würden, denken, wenn sie dieses Bild des Schreckens sahen: das Blut, die demolierten behelfsmäßigen Barrikaden, die menschlichen und tierischen Leichen, noch ineinander verschlungen.
Das Entscheidende war jedoch, dass sie den Parasiten dann ebenfalls mit ins Grab genommen hätten.
Kapitel siebenundsiebzig
ZENTRALIRAN
5. Dezember, 09:02 Uhr GMT + 3:30
Sarie van Keuren saß vor Zarins Computerterminal, lauschte dem ewigen Kreischen der Affen und sah zu, wie auf der Wanduhr eine Minute nach der anderen verstrich. Sie hatte gehofft, er würde zurückkommen, damit sie das nicht allein tun musste. Aber sie respektierte seinen Wunsch, allein zu sein.
Als sie ihr Spiegelbild im Bildschirm sah, erkannte sie sich kaum wieder. Die ausgezehrten Gesichtszüge, die dunklen Ringe unter den Augen und der tote Ausdruck schienen zu jemand anderem zu gehören. Zu jemandem, der sich auf Dinge eingelassen hatte, die ihm zum Verderben wurden.
Sie wischte eine Träne weg und drückte eine Taste, um den Bildschirm wieder zum Leben zu erwecken. Mit einigen Mausklicks rief sie die Schaltfläche für den Notfallalarm auf, dann zog sie den Cursor auf das Feld und dachte an Zarin und die Familie, die er zurückließ. An die Familie, die sie nie haben würde.
Mit einem kaum merklichen Zucken ihres Fingers löste sie den Alarm aus, der das Kreischen der Affen übertönte. Sie hielt den Atem an und unterdrückte den Drang, loszulaufen. Besser, sie hatte es schnell hinter sich.
Aber nichts geschah.
Sarie drehte sich auf ihrem Stuhl um und blickte auf die geschlossene Tür zum Flur. Sie hätte automatisch aufgehen sollen. Verwirrt klickte sie die Schaltfläche noch einmal an.
Der Alarm dröhnte weiter durch das Gebäude, doch die Tür blieb zu und die Affen in ihren Käfigen.
Der Bildschirm flackerte und wurde für einen Moment lang dunkel, ehe er zur Login-Seite zurückkehrte. Sie tippte Zarins Passwort ein und wollte den Plan der Anlage wieder aufrufen, als sich die Tür hinter ihr plötzlich öffnete.
Doch es geschah nicht, weil sie es am Computer veranlasst hatte. Sie sprang auf, als drei Männer mit Maschinengewehren hereingestürmt kamen. Omidi folgte einen Augenblick später und zog Yousef Zarin mit sich. Das rechte Bein des Wissenschaftlers war gebrochen und gab unter ihm nach, als Omidi ihn losließ. Blutend und verwirrt lag er auf dem Fliesenboden.
»Glaubt ihr,
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