Die Ares Entscheidung
ich habe euch nicht beobachtet?«, schrie Omidi. »Glaubt ihr, ich habe den Bericht nicht gelesen, den Zarin über die Anlage geschrieben hat?«
»Ich …«, stammelte Sarie. »Ich dachte, eines der Schlösser an den Käfigen wäre defekt. Das …«
Der Iraner stürmte zu ihr und schlug ihr so wuchtig mit der flachen Hand ins Gesicht, dass sie zu Boden ging. »Unsere Leute überwachen die Computer! Wir haben gesehen, wie er das Programm umgeschrieben hat. Jetzt sagen Sie mir, was Sie getan haben!«
Sarie schüttelte den Kopf und bemühte sich, klar zu denken. Zarin hatte nicht geredet. Er hatte der Folter standgehalten und nichts gesagt.
»Ich … ich habe die restlichen Labortiere infiziert«, sagte sie schließlich, weil das ohnehin offensichtlich war. »Wir …«
»Das weiß ich«, fiel ihr Omidi ins Wort und richtete seine Pistole auf Zarin. »Sie haben Tag und Nacht an dem Parasiten gearbeitet. Sagen Sie mir, was Sie damit gemacht haben!«
»Nichts!«
Omidi drückte den Lauf der Waffe gegen den Hinterkopf des Wissenschaftlers. »Sagen Sie’s mir, oder er stirbt!«
»Es stimmt – ich habe gar nichts gemacht!«, erwiderte Sarie. Sie würde nicht mehr preisgeben, als seine Getreuen ebenfalls leicht herausfinden würden. »Ich habe den Ausbruch der Symptome nicht wirklich beschleunigt – ich habe die Tiere nur mit einer höheren Dosis infiziert.«
»Das ist alles, was der großen Sarie van Keuren eingefallen ist?«, erwiderte er und krümmte den Finger um den Abzug. »Ich will die Wahrheit hören! Los!«
Es war vorbei. Sie konnte höchstens noch ein kleines Ablenkungsmanöver versuchen, um vielleicht ein paar Menschenleben zu retten. »Okay! Tun Sie ihm nichts. Ich habe Parasiten selektiert, die die Hornhaut angreifen und die Infizierten blind werden lassen.«
Sie zuckte zusammen, als der Schuss krachte, und hob die Hand, um die Augen gegen das Blut und die Gehirnmasse abzuschirmen, die bis zu ihr spritzten.
»Sie werden unseren Wissenschaftlern genau zeigen, wie Sie den Parasiten sabotiert haben und wie man den Schaden reparieren kann«, sagte Omidi und richtete die Pistole auf sie.
Sarie starrte auf den toten Wissenschaftler hinunter – und spürte keine Angst mehr. Sie spürte gar nichts mehr. Schließlich hob sie die Hand und streckte den Mittelfinger heraus.
Kapitel achtundsiebzig
ZENTRALIRAN
5. Dezember, 09:30 Uhr GMT + 3:30
Der Truck schlingerte im Sand, und die Plane am Heck öffnete sich. Durch die Lücke konnte Peter Howell ein ähnliches Fahrzeug hinter ihnen sehen, das Mühe hatte, ihnen zu folgen. Es wäre ein Wunder, wenn auch nur eines der beiden Fahrzeuge durchkommen würde.
Er zog die Plane wieder zu und betrachtete die Gesichter der Männer, die zwischen den Sandsäcken hockten, die man geladen hatte, um den Wagen schwerer zu machen. Die Ruhe und hundertprozentige Konzentration, die beim SAS geherrscht hatte und so beruhigend war, fehlte hier völlig. Jedes Gesicht erzählte eine andere Geschichte: Hass – auf ihn, auf die Briten im Allgemeinen, auf die iranische Regierung. Angst. Selbstzweifel.
Ein paar aufmunternde Worte wären jetzt wahrscheinlich angebracht gewesen, doch es hätte nicht allzu viel genutzt, weil nur wenige der Männer Englisch sprachen. Und so spähte Howell durch das kleine Loch, das er in die Plane geschnitten hatte, auf die Wachtürme, die immer näher kamen. Die Türme zu beiden Seiten des Eingangstors waren mit Maschinengewehren ausgerüstet und mit Männern besetzt, die wahrscheinlich viel erfahrener waren als seine Jungs – von denen viele wohl diesen Ort nicht lebend verlassen würden.
Ihr Fahrer, ein gestandener ehemaliger Angehöriger der Sondereinsatzkräfte namens Hakim, begann zu bremsen. Sie
hatten das Ganze nicht weniger als fünfzig Mal geübt, und Howell sah mit Zufriedenheit, wie die jungen Männer um ihn herum ihre Waffen zu überprüfen begannen, wie er es ihnen beigebracht hatte.
Als der Truck auf die Betonbrücke holperte, wandte er sich wieder dem Guckloch zu. Einer der beiden Soldaten im Wachhaus ging vorsichtig zur Fahrertür, während der andere nach hinten kam. Howell hatte keine Ahnung, was Hakim sagte, aber der gelangweilte und leicht verärgerte Ton seiner Stimme klang genau richtig. Howell zog eine schallgedämpfte Pistole vom Kaliber .22 und sah stirnrunzelnd auf die Waffe hinunter, während er den näher kommenden Schritten des Soldaten lauschte. Ein Messer wäre für diese Situation das Passendere
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