Die Ares Entscheidung
die Haut an Händen und Hals aufriss, als er sich verzweifelt gegen die rostige Kette wehrte.
Sie hockten etwa fünf Minuten im Gebüsch, dann zeigte Omidi auf die Funkfernbedienung in Bahames Hand. »Lässt du sie frei?«
»Wenn es so weit ist. Wir müssen warten, bis sie uns vergessen haben.«
Bahame hatte solche Operationen schon oft durchgeführt und offenbar viel darüber gelernt, wie er diese Waffe am besten einsetzen konnte, ohne dabei genauso zugrunde zu gehen wie seine Feinde. Einige der Leute im Anhänger hatten sie bestimmt im Wald verschwinden sehen, und sie würden eine beträchtliche Gefahr darstellen, wenn sie freigelassen wurden. Omidi fragte sich, wie viele junge Soldaten wohl geopfert worden waren, bevor sie gelernt hatten, mit dem Parasiten umzugehen.
Weitere zehn Minuten vergingen, ehe Bahame die Schutzhülle von der Fernbedienung in seiner Hand nahm und sie seinem Gast hinhielt. »Ich überlasse dir die Ehre.«
Omidi zögerte einen Augenblick, dann drückte er auf den Knopf. Man hörte kein Geräusch, doch von seiner Position aus sah er, wie der einfache elektrische Mechanismus an der Hecktür den Riegel zurückzuziehen begann. Die Kette, die den Jungen an die Tür gefesselt hatte, fiel zu Boden, und er lief los und zog die Kette hinter sich her, in Richtung seines Dorfes, das nicht weit entfernt an der Straße lag. Die Infizierten heulten wie wild, als sie ihr Opfer entschwinden sahen.
Der Riegel bewegte sich jedoch weiter. Nach etwa fünfundvierzig Sekunden hörte man ein berstendes Geräusch, die Türen flogen auf und ein riesiger Menschenknäuel stürzte heraus. Das frustrierte Kreischen verwandelte sich in aufgeregte Schreie, als sich die Infizierten aufrappelten und die Verfolgung aufnahmen.
Es war ein primitives System, doch es schien zu funktionieren. Ohne das Kind, auf das sich ihre Aufmerksamkeit konzentrierte, hätten sie sich ziellos zerstreut und wären irgendwann im Dschungel zugrunde gegangen. Auf der Spur des Jungen aber lenkte Bahame sie direkt zu dem Dorf, auf das er es abgesehen hatte.
Kapitel sechsunddreißig
ZENTRALUGANDA
24. November, 09:30 Uhr GMT + 3
»Siehst du ihn?«, fragte Peter Howell.
Sie lagen auf der Kuppe eines Hügels, mitten auf einer Erdstraße, die sie während der vergangenen Stunde hinaufgefahren waren. Smith schwenkte sein Fernglas über das grüne Tal, bis er die Ursache der Staubwolke fand.
»Ja – ein Mannschaftstransportwagen. Zwei Mann vorne, sechs hinten. Alle bewaffnet.«
»Es ist das einzige Fahrzeug, das wir in den vergangenen vierzehn Stunden gesehen haben. Wir müssen wohl davon ausgehen, dass sie uns folgen.«
»Präsident Sembutu hat gesagt, wir sollen ihn anrufen, wenn es Probleme gibt«, erinnerte Sarie. »Vielleicht hat er diese Männer selbst losgeschickt, um sicherzugehen, dass wir keinen Ärger bekommen.«
Sie sahen sie an.
»Nur so ein Gedanke.«
»Ich würde auch sagen, dass es wahrscheinlich Sembutus Männer sind«, räumte Smith ein. »Aber ich wäre mir nicht so sicher, ob sie uns wirklich so wohlgesinnt sind.«
»Eins steht jedenfalls fest – jemand muss auf seinen Befehl bei den drei Militärkontrollen angerufen haben, an denen wir vorbeigekommen sind, weil sie nicht mal einen Blick in den Wagen geworfen haben. Ich schätze, das hat es hier in der Gegend noch nie gegeben.«
Smith drehte sich auf den Rücken und blickte zu dem
strahlend blauen Himmel hinauf. »Ich glaube, Sie haben recht, Sarie – Sembutu greift uns offenbar ein bisschen unter die Arme …«
»Die Frage ist, warum«, warf Howell ein.
Sarie holte ihr neues Gewehr vom Rücksitz und beobachtete den näher kommenden Wagen durch das Zielfernrohr. »Ich glaube, wir können im Moment auch gar nichts dagegen tun. Es gibt nicht so viele Kreuzungen hier, und wir hinterlassen eine ziemlich deutliche Spur.«
»Vielleicht bin ich ja auch nur paranoid.« Smith streckte die Hand aus und ließ sich von Howell auf die Beine helfen. »Sembutu denkt vielleicht, wir könnten etwas finden, das ihm nützlich sein kann. Und es wäre ja wirklich kein Nachteil für ihn, wenn wir herausfinden, dass Bahame eine Biowaffe einsetzt. Wenn es nach ihm ginge, könnten die USA ruhig ein paar B-52-Bomber schicken und Bahames Lager ausradieren.«
»Vielleicht hat er uns die Geschichte mit den Ameisen ja wirklich geglaubt«, meinte Sarie.
Smith zuckte die Achseln. »Alles ist möglich. Und man kann nie wissen, wann man ein bisschen zusätzliche Feuerkraft
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