Die Ares Entscheidung
bekam Gholam die Anweisung, eine amerikanische Agentin auszuschalten, die für den Tod von zahllosen Dschihad-Kämpfern in allen Erdteilen verantwortlich war.
Es war ein nahezu perfektes Szenario. Niemand in der Agency würde Gholams Motive anzweifeln, man würde vielmehr alles tun, um zu vertuschen, dass man ihn nicht daran hatte hindern können. Randi Russell würde verschwinden, und die näheren Umstände ihres Todes würden nie wirklich geklärt werden.
»Okay, dann tu es.«
»Nur damit es keine Missverständnisse gibt«, sagte Collen langsam. »Du willst, dass ich ihm das Kommando gebe, Russell auszuschalten.«
Drake nickte. »Tu es jetzt, bevor sie alles kaputt macht.«
Kapitel fünfzig
NORDUGANDA
27. November, 21:05 Uhr GMT + 3
»Kannst du es noch ein Stückchen herziehen, Sarie?«
Sie drückte sich noch enger an die Gitterstäbe und drehte das Vorhängeschloss in ihren Händen, damit Smith es leichter mit dem rostigen Sägeblatt bearbeiten konnte. Sie mühten sich schon seit Stunden ab und hatten kaum mehr als einen Millimeter des harten Stahls geschafft. Aber was hätten sie sonst tun sollen? Dasitzen und auf den Tod warten?
Seine Arme brannten, und der Schweiß lief ihm über die Nase und in den Mund, wenn er Luft holte. Als ihm das Werkzeug fast aus der Hand fiel, taumelte er schließlich zurück und ließ Howell weitermachen.
Dr. De Vries stand Wache beim einzigen Zugang zur Kammer – mehr konnte er nicht tun. Die infizierte Frau in ihrer Zelle wurde immer schwächer; sie lag in ihrem eigenen Blut und sah zu ihm herüber, ihre gebrochenen Hände nach den Gitterstäben ausstreckend. Bald würde sie auch dafür zu schwach sein. Und dann würde Bahame wiederkommen.
Smith lehnte sich gegen die Höhlenwand, ließ sich zu Boden sinken und suchte verzweifelt nach irgendetwas, das er übersehen haben könnte. Nach einem Weg, um hier herauszukommen.
»Woher kennst du Bahame?«, fragte Sarie.
Ihr Gesicht war nur wenige Zentimeter von Howells entfernt, als sie in seinen Augen nach einer Antwort suchte.
»Es gab mal eine Zeit, da haben wir uns in denselben Kreisen bewegt«, sagte er und begann das Schloss zu bearbeiten.
»Es ist ein bisschen spät für Geheimniskrämerei, findest du nicht? Wir werden hier sterben.«
Howell hörte einen Moment zu sägen auf. »Tot ist tot, und fast tot ist lebendig. Das sind grundverschiedene Dinge.«
Er machte sich wieder an die Arbeit, und Smith wandte seine Aufmerksamkeit der Laborausrüstung zu. Da musste doch irgendetwas sein. Etwas, das sie benutzen konnten.
Er begutachtete den klapprigen Generator an der Wand sicher schon zum zwanzigsten Mal, als Howell zu erzählen begann.
»Ich habe vor Jahren einmal in Angola gearbeitet. Danach wollte ich ein bisschen reisen und mir den Kontinent ansehen. Ich kam in ein Dorf nicht weit von hier, wo eine Hilfsorganisation an einem Bewässerungsprojekt arbeitete. Ein Mann war ihnen ausgefallen, und ich hatte ein bisschen Erfahrung, weil ich auf dem Land aufgewachsen bin, also hab ich geholfen … Ein bisschen höher, meine Liebe.«
Sarie hob das Schloss an, und er machte weiter. »Bahame war damals nicht der, der er heute ist. Er führte eine Gruppe von ehemaligen Drogenschmugglern und Mördern an, die plündernd und vergewaltigend durchs Land zogen. Ich schätze, das war, bevor er Gott fand.« Howell lächelte bitter. »Jedenfalls war ich ungefähr ein halbes Jahr in dem Dorf, als er mit seinen Männern aufkreuzte.«
»Was passierte dann?«
»Oh, sie hatten uns schnell überrannt – das waren friedliche Leute dort, es gab keine Waffen außer dem Werkzeug für die Farmarbeit.«
»Aber du bist davongekommen.«
»Du würdest staunen, wie wirkungsvoll Farmwerkzeug in den richtigen Händen sein kann. Ich habe sechs oder sieben von Bahames Leuten getötet, bevor ich mich in den Dschungel zurückziehen musste. Ich wollte noch einmal eingreifen, aber sie hatten mich angeschossen, darum konnte ich mich nicht sehr schnell bewegen. Als ich die Blutung gestillt hatte, war es schon wieder vorbei.«
»Wer ist Yakobo?«
Howell antwortete nicht sofort, sondern konzentrierte sich ganz auf das Schloss. »Er war ein Junge, dessen Eltern gestorben waren. Sein Onkel und seine Tante kümmerten sich nicht um ihn. Ich habe ihm hin und wieder geholfen, obwohl er nichts als Ärger gemacht hat.«
Das Bedauern, das in Howells Stimme mitschwang, verriet Sarie, dass der Junge wohl doch kein so hoffnungsloser Fall gewesen sein
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