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Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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unbeschädigten Stuhl ans Fenster, blickte stier hinaus und streichelte das massive, fein ziselierte Metall. Das Gefäß war breit und flach, mit einem schlanken goldenen Stiel und einem breiten schweren Fuß. Es summte vor magischer Kraft – einer Kraft so alt und so stark, daß sie sogar die Luft zum Leben erweckte. Miathan lächelte. Noch war nicht alles verloren – er hatte diesen wertvollen Pokal in der von Finbarr entdeckten Höhle gefunden, und er hatte ihn heimlich an sich gebracht, bevor die anderen ihn sahen. Er wußte, was es war, und das änderte alles.
    In den dunklen Jahren, die auf die Verheerung gefolgt waren, war der größte Teil der Geschichte und Überlieferung des alten Maguschvolkes verlorengegangen. Allein unklare abenteuerliche Legenden waren aus der schillernden älteren Zeit übriggeblieben, und sie waren im Laufe der Zeit so entstellt worden, daß es unmöglich war, den wahren Kern darin von den Anekdoten der Barden und von Altweibergeschichten zu scheiden. Von einer Legende wußte Miathan inzwischen allerdings, daß sie auf Wahrheit beruhte. Sie handelte von den vier großen magischen Waffen der Elemente: der Harfe der Winde, dem Stab der Erde, dem Schwert des Feuers – und dem Kessel der Wiedergeburt. Obwohl er jetzt in der Form dieses goldenen Kelches vor ihm stand, war sich Miathan sicher, daß er einen Teil davon, vielleicht umgeformt, um ihn unkenntlich zu machen, in der Hand hielt. Er war sich ebenfalls sicher, daß der Kelch die magischen Kräfte des Kessels bewahrt hatte und daß er, wenn er nur genug Zeit hatte, lernen konnte, sie einzusetzen.
    Miathans Augen brannten. Sollten sie warten, die, die es wagten, sich ihm zu widersetzen! Aurian, Forral, Vannor – und Anvar, dieses verfluchte Scheusal, das ihm in die Quere gekommen war, als er seinem Ziel schon so nahe war. Sollten sie doch ihren lächerlichen Sieg eine Weile genießen. Sollte doch Finbarr wie ein Maulwurf in seinen Archiven wühlen und, ohne es zu wissen, seinen Erzmagusch mit genau den Informationen versorgen, die er benötigte, um die Welt seinem Willen Untertan zu machen. Sollte sich Aurian doch wie ein Tier mit diesem dreimal verdammten brünftigen Schwertkämpfer begatten, in fröhlicher Unkenntnis des Schicksals, das sie erwartete …
    Furcht durchschnitt Miathans Herz wie ein Schwert von Eis. Wie sich die Geschichte wiederholte! Er dachte an Ria – so süß, so willfährig – und erinnerte sich an seinen Abscheu, als sie ihm erzählt hatte, daß er der Vater eines halbblütigen Monsters war. Was war, wenn das noch einmal geschah – diesmal Aurian? Der Gedanke, sie könnte Forrals Brut in sich tragen, machte ihn ganz krank. Aber halt – was wäre, wenn das Kind, wenn es denn überhaupt eins gab, wirklich ein Monster würde? Das würde seinen Zwecken dienen, denn solch eine Kreatur konnte kaum magische Kräfte besitzen und wäre überdies eine Strafe für Aurians und Forrals Abtrünnigkeit.
    Miathan zog seine magischen Kräfte um sich zusammen, und dabei spürte er, wie der Kelch in seinen Händen zu vibrieren begann. Er wählte seine Worte sorgfältig und beschwor einen tödlichen Bannfluch auf jedes Kind, das die beiden gezeugt hatten oder zeugen sollten: daß es die Form nicht des Menschen, der es gezeugt hatte, sondern des ersten Tieres annehme, das Aurian nach der Geburt unter die Augen kam. Während er die Verwünschungen aussprach, flackerte der Gral kurz in kaltem Licht auf, und in der Ferne, jenseits der Stadt, war ein Geräusch wie ein Donnerschlag zu vernehmen. Das Herz des Erzmagusch schwoll in Triumph. Das Ding war also brauchbar! Es würde viel Mühe kosten, zu lernen, es wirkungsvoll einzusetzen, aber schließlich würde ihm diese Waffe die Herrschaft über die Welt einbringen – und über Aurian. Und danach würde sie ihm viele lange Zeitalter über dafür bezahlen müssen, was sie getan hatte.

 
12
Der Nachtfahrer
     
     
    Es war der Tag vor dem Sonnenwendabend, aber Vannors Tochter Zanna mußte feststellen, daß es mit der Jahreszeit der Nächstenliebe nicht viel auf sich hatte. Sie und die Haushälterin Dulsina mußte für Vannor, der einen furchtbaren Wutanfall gehabt hatte, auf die Lebensmittelmärkte der Großen Arkade gehen und dort Besorgungen machen.
    Es war natürlich alles Saras Schuld. Die Festmahlzeiten erforderten eine ausgefeilte Vorausplanung, und Hebba, die schon seit Jahren für die Familie kochte, hatte ihre Arbeiten in einem einwandfreien Zeitplan organisiert bis hin

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