Die Artefakte der Macht 01 - Aurian
Höhlen der Bergestiefen lebten. Sie konnten, so wie es ihnen gerade gefiel, entweder in der diesseitigen Welt oder aber im Anderswo erscheinen, das von den urzeitlichen Geistern bewohnt wurde. Angeblich entstammten sie, so wollten es Gerüchte, den Paarungen früher Magusch und der urzeitlichen Geister, aber wie dem auch sei, die Magusch hatten es jedenfalls für angebracht gehalten, sie in dem geheimnisvollen Anderswo oder Anderland der Alten Magie gefangenzusetzen, um diejenigen Völker zu schützen, die danach die Welt bewohnten, denn all diese Wesen galten als hinterhältig, falsch und gefährlich.
Keines dieser elementaren Wesen ließ sich gefahrlos beschwören und dienstbar machen. Wenn sie aus ihrer langen Gefangenschaft in die Freiheit der Welt gelassen wurden, standen ihnen gewaltige Kräfte zur Verfügung, die meist nicht nur ihr Opfer zu spüren bekam, sondern auch derjenige, der sie beschworen hatte. Und einige von ihnen schweiften zur großen Bestürzung der Magusch immer noch frei umher und schienen gelegentlich dem Gang der Geschichte irgendeine neue Richtung zu geben. Und das war gut so, denn gerade so, wie es ohne Gleichgewicht zum Chaos kam, würde ohne den Zufall die Welt bald zum Stillstand kommen.
Der zweite Bereich negativer Magie war von viel unheilvollerer Art, und seine Ursprünge lagen in geheimnisvollem Dunkel verborgen. Es war die Nekromantie, die Todesmagie, mit deren Hilfe ein Hexenmeister es vermochte, einem anderen Wesen die Lebenskraft selbst zu entziehen. So wie die Todesgeister, die sich dieser Magie bedienten, um sich vom Leben anderer zu ernähren, konnte auch ein dem Bösen ergebener Magusch die Lebensenergie anderer Wesen benutzen, um seine eigenen Kräfte zu vermehren und für begrenzte Zeit an Macht hinzuzugewinnen. Die vampirartige Vernichtung von Leben war dem innersten Gefüge des Universums so deutlich entgegengesetzt, daß nur wenige Magusch überhaupt von dieser Möglichkeit wußten, und die wenigen, denen sie bekannt war, hüteten dieses Geheimnis, so gut sie nur konnten.
Dann gab es die Kalte Magie. Es war die Magie der Entropie, die ihre Kräfte aus den kalten, leblosen, schwarzen Tiefen des Universums bezog. Von einem machtvollen Magusch konnte die Kalte Magie benutzt werden, um der Sonne selbst ihre Hitze und Kraft zu entziehen und die Welt in die Dunkelheit eines ewigen Winters einzutauchen.
Die vierte negative Magie war die Wilde Magie. Sie regierte die Elementargewalten der Natur – Unwetter, Stürme und Wirbelwinde, die Gezeiten und die Flutwellen des Meeres, Erdbeben, Vulkane und Blitze. Mit Hilfe der Wilden Magie, so hieß es, konnte ein Magusch die innerste Seele der Welt als eine lebendige Kraft beschwören; aber sie sich willfährig zu machen – ja, das war etwas ganz anderes.
In ihrem Traum sah Aurian all diese Erscheinungen und ihre Emanationen in einem Panoptikum der Geschichte, das sich über viele Generationen erstreckte, und zum Schluß wurde sie Zeuge, wie die vier Rassen der Magusch zur Verteidigung gegen die negative Magie die Waffen der Elemente schufen.
Die Rasse der Leviathane schuf den Kessel des Lebens, der als Schutz gegen eben jene Nekromantie bestimmt war, für die Miathan ihn mißbraucht hatte. Dann sah sie die Windharfe oder Harfe der Winde, das Werk der Himmelsleute, mit der sich die Wilde Magie bezwingen ließ, mit der sie aber genausogut herbeigerufen werden konnte, wenn sie in falsche Hände geriet – denn die Magusch hatten in ihrem selbstgefälligen Stolz etwas Grundlegendes übersehen: daß nämlich jede Waffe zwei Seiten hat.
Dann sah sie, wie die Zauberer – Aurians eigene Vorfahren – den Stab der Erde beisteuerten, mit dem sich die alte Magie kontrollieren ließ, und wie sie entsetzt miterleben mußten, wie die Waffe gegen sie selbst gerichtet wurde, um einen der Elementargeister auf die Welt loszulassen – einen Moldan, der dann die jetzt vom Meer bedeckte Kluft zwischen den nördlichen und südlichen Ländern aufgerissen hatte. Erst als es schon zu spät war, begriffen die Magusch ihren Irrtum.
Daraufhin ließ das mächtige Geschlecht der Drachenleute, der Meister aller Waffen, von ihrer Aufgabe ab, eine Schutzwaffe gegen die Kalte Magie herzustellen. Statt dessen schufen sie eine Meisterwaffe – das Schwert der Flamme –, der mannigfaltige Kräfte innewohnten, die jene der drei anderen Waffen übertrafen.
Diese letzte aller Waffen wurde für zu gefährlich erachtet, als daß man das Risiko eingehen konnte,
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