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Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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besonderen Fähigkeiten besaß, wie zum Beispiel Kenntnisse in der Arbeit eines Steinmetz oder eines Zimmermanns. Wenn er solche Fähigkeiten hatte, konnte er sich glücklich schätzen, denn er wurde zu den Handwerkern geschickt, um ihnen zu helfen, und auf diese Weise blieb ihm viel grausame Knochenarbeit in dem brutalen, heißen Klima erspart. Als der Aufseher auf Anvar zukam, fand dieser sich plötzlich in einem Dilemma – sollte er so tun, als sei er der Landessprache nicht mächtig, in der Hoffnung, daß er auf diese Weise eine Chance haben würde, irgendwann zu fliehen, oder sollte er seine Fähigkeiten als Zimmermann, die er von seinem Großvater erworben hatte, ins Feld führen, damit er an diesem schrecklichen Ort vielleicht ein wenig länger überleben konnte? Aber die Entscheidung wurde ihm erspart. Als der Aufseher auf ihn zuging, trat der Sklavenmeister dazwischen. »Nicht den da«, fuhr er ihn an. »Den will ich nicht allzu lange hier haben. Schick ihn an die Hebewerke.« Die Hebewerke hielten, wie Anvar schon bald herausfand, die schlimmste Arbeit bereit. Zwanzig Sklaven zogen gleichzeitig an dicken Seilen, die die massiven Steinblöcke die halbfertigen Mauern hinaufzogen. Je mehr Blöcke hinaufkamen, um so höher wurden die Wände, und um so größer war der Arbeitsaufwand der sich abrackernden, erschöpften Sklaven. Die Zahl der Todesopfer war erschreckend hoch. Sobald ein Block seinen Weg nach oben begonnen hatte, gab es kein Zurück mehr, denn wenn der Schwung plötzlich nachließ, fiel der Stein zu Boden und konnte dabei möglicherweise zerspringen, was eine Verschwendung von Zeit und Arbeit zur Folge hatte – es würde ein neuer Stein herbeigeschafft werden müssen, und der Khisu wollte, daß sein Palast endlich fertig wurde. Wenn also ein Sklave das Pech hatte, seinen Halt zu verlieren oder vor Erschöpfung zusammenzubrechen, wurde er von denen, die hinter ihm standen, niedergetrampelt, die dann an seiner Stelle verzweifelt darum kämpften, daß ihre eigenen nackten Füße nicht auf der schleimigen, blutigen Masse ausrutschten, die einmal ein Mensch gewesen war.
    Es war ein Alptraum ohne Ende. Vom Morgengrauen bis in die Abenddämmerung hinein gab es kaum einmal eine Pause. Das Essen war dürftig und wenig sättigend – ein dünner Brei aus gekochtem Korn, der am Morgen und am Abend ausgeteilt wurde. Auch das Wasser reichte für die Bedürfnisse der Sklaven unter dieser brennenden Sonne nicht aus, und viele brachen mit einem Hitzschlag zusammen. Brutale Aufseher gingen mit Peitschen in der Hand an den Reihen der Sklaven vorbei und ließen es nicht zu, daß das Tempo auch für einen Augenblick nachließ.
    Wolken stechender Insekten umschwärmten die Arbeiter, und im Schatten der Steinblöcke lauerten Schlangen und Skorpione, deren Stiche oder Bisse in die nackten Füße und Beine der hilflosen Sklaven zu einem langsamen, qualvollen Tod führten.
    Am Ende des ersten Tages war Anvars helle Haut von der grausamen Sonne verbrannt und mit Blasen überzogen. Seine Hände und Schultern waren blutig und aufgerissen von der Arbeit mit den rauhen Seilen; seine nackten Füße waren von dem unebenen, kiesigen Boden zerschnitten. Sein Rücken war mit Peitschenstriemen übersät, sein Kopf hämmerte von der erbarmungslosen Hitze, und seine Zunge war in seinem ausgedörrten Mund geschwollen. Seine von Schmerzen erfüllte Welt war zu einem einzigen Gedanken zusammengeschrumpft: Weitermachen. Überleben.
    In der gesegneten Kühle des Abends ersetzte eine andere Gruppe die erschöpften Überlebenden an den Flaschenzügen, und die Arbeit ging im Schein von Fackeln weiter. Anvar und die andere Sklaven, die tagsüber gearbeitet hatten, wurden in einen von hohen Pfählen umrandeten Pferch getrieben. Es war nicht einmal der Versuch unternommen worden, den Pferch sauber zu halten, und er stank wie eine Jauchegrube und wurde von Fliegenschwärmen heimgesucht. Jedermann, der durchs Tor kam, erhielt eine Handvoll Haferschleim, und ein langer Steintrog innerhalb ihres Gefängnisses wurde schließlich mit schmutzigem Flußwasser gefüllt. Anvar erkämpfte sich einen Platz zum Trinken an dem Trog, an dem die Männer zusammenströmten und wie Tiere um das unappetitliche Wasser rangen. Dann entfernte er sich taumelnd von der Tränke und legte sich irgendwo in den Schmutz, zu erschöpft, um nachzudenken oder auch nur die Schmerzen seines geschundenen Körpers zu spüren. Es schien, als hätte er erst einen Augenblick

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