Die Artefakte der Macht 01 - Aurian
Männer würden dann, sobald sie ihr Signal hörten, zu einem frontalen Angriff auf die Wachen vor der Tür übergehen. Aurian sammelte schnell ihre Leute um sich und machte sich mit Bohan an der Spitze auf den Weg.
In den Küchen wurden die zu Tode erschrockenen Diener von einem halben Dutzend Wachen des Khisu gefangengehalten. Wenn Aurian sich irgendwelche Hilfe von ihnen erhofft hatte, mußte sie sich diese Idee schnell aus dem Kopf schlagen. Sobald der Kampf begann, ergriffen die Diener die Gelegenheit zur Flucht, wobei sie die größtmögliche Entfernung zwischen sich und der großen, flammenhaarigen Kriegerin und ihrem wilden Dämon suchten. Da die Magusch ganz mit zwei Soldaten beschäftigt war, die sich alle Mühe gaben, sie in Stücke zu hacken, konnte sie nur hoffen, daß sie nicht in Richtung des Thronzimmers fliehen und ihren schönen Plan preisgeben würden. Keuchend ging sie rückwärts auf den Eingang zu und verteidigte sich mit dem sperrigen Krummsäbel, so gut sie es nur konnte. Dann tauchte hinter ihren Angreifern die hoch aufragende Gestalt Bohans auf, und eine große Hand schloß sich um jeden der beiden Hälse. Schließlich kam Shia dazu, um ihnen den Rest zu geben, und ihre Klauen arbeiten sich durch Fleisch und Eingeweide. »Das macht Spaß!« rief sie Aurian zu.
»Ich freue mich, daß du dich amüsierst«, erwiderte Aurian schwach, während sie eine kurze Pause machte – die sie dringend brauchte, um wieder zu Atem zu kommen. Um sie herum sah es aus wie auf einem Schlachtfeld, und das lächerliche hauchdünne Gewand, in das Harihn sie gehüllt hatte, war mit Blut durchweicht. Die Magusch verschaffte sich einen schnellen Überblick über die Leichen. Gut. Alle Feinde tot – und zwei von ihren eigenen Leuten, stellte sie traurig fest. Sie rief die übrigen Männer zusammen, und sie folgten Bohan durch den niedrigen Eingang, der in dem Schatten eines Alkovens im hinteren Teil der Küche verborgen war.
Am anderen Ende des Durchgangs gab es keine Tür – die Treppenflucht, die zum Thronraum führte, endete in einem Bogengang, der durch einen herabhängenden Vorhang von dem dahinterliegenden Raum abgetrennt war. Vorsichtig zog Aurian ihn beiseite, gerade weit genug, um durch einen schmalen Spalt hindurchzuspähen. Sie stand beinahe direkt hinter dem Thron und konnte Harihn ganz in der Nähe sehen, der von zwei Wachen festgehalten wurde und krank vor Angst zu sein schien. Sie hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen, daß man sie entdeckte, denn alle Augen waren auf den Platz vor Xiangs Füßen gerichtet. Dort kniete Anvar, gefesselt, die Augen fest verschlossen und sein Körper blutleer vor Entsetzen. Über ihm stand eine in Schwarz gehüllte Gestalt mit einem erhobenen Schwert.
»Jetzt! «schrie Aurian. Shia sprang an ihr vorbei und erreichte den Khisu mit einem einzigen Satz; ihr Gewicht preßte ihn zu Boden, und ihre machtvollen Kiefer schlossen sich um seine Kehle.
»Laßt eure Waffen fallen! Bei der geringsten Bewegung stirbt der Khisu!« rief Aurian. Sie hörte die Geräusche eines wilden Kampfes draußen vor der Tür, als Yazour und seine Männer zur Tat schritten, und winkte ihren eigenen Soldatentrupp herbei, um die am Boden liegenden Waffen von Xiangs Garde aufzuheben.
Obwohl sie viel lieber zu Anvar hinübergegangen wäre, stellte sie sich neben den Prinzen und verbeugte sich, wobei sie aus den Augenwinkeln Yazour bemerkte, der kurz in der Tür erschienen war, um ihr zu signalisieren, daß alles unter Kontrolle war. »Euer Hoheit«, sagte Aurian mit klarer Stimme. »Vor kurzem habt Ihr den Einsatz von Magie, um auf den Thron zu gelangen, abgelehnt. Nun biete ich Euch den Thron durch sterbliche Mittel an. Ihr braucht nur ein Wort zu sagen, und Ihr seid Khisu.«
Harihn starrte sie einen Augenblick lang an und versuchte, die plötzliche Wendung der Ereignisse zu verarbeiten. Sie nickte bekräftigend, und der Prinz ging mit einem plötzlichen Lächeln zu seinem Vater hinüber. Aurian folgte ihm. Xiangs Gesicht war verzerrt vor Entsetzen. Alle Grausamkeit, die vorher in seinem Gesicht gelegen hatte, schien sich auf seinen Sohn übertragen zu haben, und die Magusch war angewidert von dem, was sie bewirkt hatte.
»Nun, mein Vater«, sagte Harihn. »Wie fühlt man sich, wenn man selbst das Opfer ist? Wie meine Mutter es genossen hätte, dich so zu sehen.«
»Mein Sohn, ich bitte dich …« Xiang hatte in seiner Angst die Kontrolle über seine Blase verloren, und ein dunkler Fleck
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