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Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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wund anfühlte. Natürlich hatte sie sofort nach Forral gefragt. Zuerst hatte ihre Mutter sie hingehalten, aber schließlich hatte sie auf Meiriels Rat hin nachgegeben und Aurian seinen Brief überreicht. Mittlerweile kannte sie jedes Wort auswendig:
     
    Aurian, mein Liebes, es tut mir leid, daß ich nicht da sein kann, wenn Du aufwachst, aber wenn ich bliebe, um Dir auf Wiedersehen zu sagen, brächte ich es niemals fertig, zu gehen. Ich weiß nicht, ob ich es Dir so erklären kann, daß Du es verstehst, aber ich werde es versuchen. Gib Deiner Mutter keine Schuld – diesmal hat sie mich nicht weggeschickt. Ich gehe, weil ich nicht mit dem fertig werde, was ich dir angetan habe. Ich weiß, daß es ein Unfall war, aber trotzdem bleibt es meine Schuld. Ich hatte kein Recht, Dich einem solchen Risiko auszusetzen – ich kann kaum glauben, wie dumm ich war. Die Lady Meiriel sagt, Du würdest wieder gesund werden und Dein Arm wieder seine volle Kraft haben, und ich kann den Göttern nur dafür danken, daß ich Dich nicht auf der Stelle getötet habe. So, wie die Dinge liegen, kann ich mir selbst niemals verzeihen.
    Ich mußte Deiner Mutter sagen, warum wir mit Deiner Schwertausbildung überhaupt begonnen haben, aber mach Dir keine Sorgen – sie war nicht böse, es sei denn darüber, daß ich es ihr nicht schon früher gesagt habe. Nun, wie dem auch sei, sie und die Heilerin wollen, daß Du in die Akademie zu Nexis gehst, um dort eine ordentliche Ausbildung zu bekommen, was nur recht und billig ist, denn Du bist schließlich eine Magusch. Ich habe daran gedacht, mit Dir nach Nexis zu gehen und dort wieder der Garnison beizutreten, so daß wir einander sehen könnten, aber das wäre nicht fair Dir gegenüber. Du mußt bei Deinem eigenen Volk zur Ruhe kommen und lernen, Deine Talente richtig zu nutzen, und ich wäre Dir dabei nur im Weg. Also gehe ich fort und werde mich wieder als Soldat verdingen.
    Aurian, bitte verzeih mir, daß ich Dich so im Stich lasse. Es bricht mir das Herz, aber es ist das beste so, wirklich. Bitte vergiß mich nicht, so wie ich Dich niemals vergessen werde. Und zweifle nicht daran, daß wir uns eines Tages wiedersehen werden. Ich werde immer an Dich denken. Mit aller Liebe, die ich habe,
    Forral.
     
    Die folgenden Wochen waren wie in einem Nebel des Jammers an ihr vorübergerauscht. Nichts schien mehr eine Rolle zu spielen, nun, nachdem Forral gegangen war. Hatte sie sich in dem Schwertkämpfer geirrt? Wenn er sie wirklich liebte, wie konnte er sie dann so im Stich lassen? Aurian, betäubt und zutiefst verletzt, hatte schließlich einfach getan, was ihre Mutter und die Heilerin ihr gesagt hatten, so daß sich ihr Körper nach und nach so weit erholt hatte, daß sie zusammen mit Meiriel die Reise nach Nexis antreten konnte. Aber nicht einmal der Ritt durch das weite, unbekannte Land hatte es geschafft, ihre Stimmung zu heben. Das Wetter, das beharrlich kalt und trostlos blieb, war ein perfektes Spiegelbild ihrer Gemütsverfassung, während sie ihrem Ziel, Nexis, immer näher kamen: Zuerst ritten sie über wilde, verschneite Moore und dann, sobald sie die große Straße, die ins Tiefland führte, erreicht hatten, durch kultiviertes und gepflegtes Ackerland und durch Wälder. Von alledem aber nahm Aurian kaum etwas wahr. Sie war sich kaum ihrer Umgebung bewußt, geschweige denn der Tragweite der Reise, die sie angetreten hatte.
    Es hatte erst der Stadt bedurft, um Aurian mit einem Ruck aus ihrem Selbstmitleid herauszureißen. Nachdem sie beinahe ihr ganzes Leben in der Abgeschiedenheit des einsamen Tales ihrer Mutter zugebracht hatte, war Nexis mit seinen hoch aufragenden Gebäuden und den unglaublichen Menschenscharen ein unglaublicher Schock für sie. Alles war so groß, so laut und überfüllt, daß sie meinte, nicht mehr atmen zu können. Sie hatte ja nicht gewußt, daß es so viele Menschen auf der Welt gab! Meiriel war auf ihre etwas brüske Art und Weise voller Mitleid gewesen. »Nur Mut, Kind«, hatte sie gesagt. »Hab keine Angst, sie werden dir nichts tun! Atme tief durch und halt dich dicht hinter mir. In der Akademie ist es viel friedlicher, und an die Stadt wirst du dich noch beizeiten gewöhnen.«
    Aurian zweifelte daran, daß sie sich jemals an die Stadt oder an die Akademie gewöhnen würde. Meiriels makellose Krankenstube war so ganz anders als das vertraute Durcheinander im Turm ihrer Mutter, und da ihr alles so fremd war, lebte sie in ständiger Angst davor, etwas Falsches zu tun

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