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Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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ausgelöscht, der ihm den Schädel zu zerschneiden schien. Nach einer Weile erwies es sich als das einfachste für ihn, zu glauben, daß er die Strafe für Rias Tod erleide. Anvar verzehrte sich vor Trauer um seine Mutter, und er glaubte wirklich, daß es seine Schuld war. Wenn er nur pünktlich gewesen wäre, lebte sie noch. War es nicht das gleiche, als ob er sie umgebracht hatte? Seine Verzweiflung war so groß, daß nur der Gedanke an Sara ihn davon abhielt, sich das Leben zu nehmen. Was war aus ihr geworden? Er hatte sie im Stich gelassen, als sie ihn brauchte. Anvar machte es krank vor Sorge, was ihr wohl zugestoßen sein könnte – ihr und ihrem ungeborenen Kind. Aber er war hilflos – gefangen in der Akademie, das auffällige Sklavenmal der Magusch mit unauslöschlicher Farbe auf den Rücken seiner linken Hand tätowiert. Am Anfang, bevor sein Wille gebrochen war, hatte er überlegt, ob er in einer der Karren, die jeden Tag frische Produkte von den Märkten zur Akademie brachten, einen Fluchtversuch wagen sollte, aber es war hoffnungslos. Janok hielt ihn ständig unter Beobachtung, und selbst wenn er es geschafft hätte, herauszukommen – die Strafen für entlaufene Sklaven waren streng.
    Nun stand die Wintersonnenwende bevor, aber der Festtag brachte Anvar keine Freude. Als sie endlich mit den Vorbereitungen für die Sonnenwendfeier der Magusch fertig waren, stand es dem Küchengesinde frei, ebenfalls das Fest zu feiern. Fässer mit Ale wurden angezapft, und bald war ein lärmendes Gelage im Gange. Es wurde gegessen, getrunken – sehr viel getrunken, und es gab jede Menge derber Späße. Betrunkene Paare tanzten auf den Tischen herum, auf denen morgen wieder Speisen zubereitet werden sollten, und Janok legte sich gerade die jüngste der Wäscherinnen bäuchlings über die Mehlsäcke, die in einer Ecke aufgestapelt waren. Sein gerötetes, schweißüberströmtes Gesicht verzerrte sich zu einem boshaften Grinsen, als er ihre Röcke hochhob: Nach ihren erstickten Schreien zu urteilen, genoß sie die Erfahrung nicht gerade, aber Janok war der unumschränkte König seines kleinen Reiches und ließ ihr keine Wahl.
    Anvar, der von seinem feuchten und schmutzigen Schlafplatz hinter dem Abfluß aus zusah, wurde schlecht vor Ekel. Sie hatten ihn von der Feier ausgeschlossen, und diesmal war er froh darüber. Jetzt, da alle feierten, vermißte er sein Zuhause und seine Familie am stärksten. Anvar kauerte sich in seinem engen Versteck zusammen und überließ sich dem Schmerz seiner Prellungen und seinem Kummer. Wäre er an jenem Morgen nicht zu spät gewesen, dann lebte Ria jetzt noch! Er und Sara wären verheiratet und freuten sich auf die Geburt ihres Kindes im Frühjahr. Anvar fragte sich, wo sie heute abend wohl war und wie sie die Sonnenwendfeier verbrachte. Von Verzweiflung überwältigt, begann er zu weinen.
    Er war am Ende. Sein Körper war geschwächt und schmerzte von der ständigen Schinderei und Janoks rohen Schlägen, und die Arbeit in der Küche war heute eine einzige Raserei gewesen. Trotz des Lärms fiel er schließlich in Halbschlaf. Als er wieder erwachte, herrschte Stille. Das Feuer war niedergebrannt und das Gesinde dort, wo es gesessen und gelegen hatte, eingeschlafen. Knechte und Mägde schnarchten und schliefen ihren Rausch aus. Anvar richtete sich auf; sein Schmerz und seine Müdigkeit waren vergessen. Das war seine Chance, zu entkommen! Wenigstens würde er Sara sehen können und wüßte, wie es ihr ginge. Vielleicht konnten sie zusammen fliehen!
     
    Die Große Halle, dachte D’arvan, sieht in ihrem festlichen Schmuck großartig aus. Er liebte diesen weitläufigen, beeindruckenden Saal. Irgendwie hatte er sich hier immer am meisten zu Hause gefühlt. Die Doppelreihe tragender Säulen, sorgfältig aus dunklem Stein in Form von Bäumen geschnitten, deren Zweige sich ineinander verschlangen, um die Decke zu tragen, war dekoriert mit beerenbehangenem Immergrün, und in Kristallkugeln an den Wänden loderte goldenes Maguschlicht. Die tanzenden Flammen scharlachroter Kerzen spiegelten sich auf dem polierten Holz der Tische, und in dem massiven Kamin prasselte ein gewaltiges Holzfeuer.
    Es war schon spät, und die meisten Magusch hatten sich bereits zurückgezogen. Elewin, der Haushofmeister der Akademie, war oben auf der Galerie und brachte den ermüdeten Musikern Glühwein, um sie für ihren Heimweg durch den Schnee zu stärken, während andere Bedienstete die Reste des Festbanketts abräumten.

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