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Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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seines Ärgers hob er Anvar auf und warf ihn grob über seinen Sattel. Er vermied es, das Gesicht des Jungen, das dem von Ria so ähnlich war, anzusehen. Sie ist jetzt tot, sagte er sich. Endlich tot.
    Während er sein Pferd die steil abfallende Straße zur Brücke hinunterlenkte, wunderte er sich noch einmal, wie sie es hatte fertigbringen können, sich selbst und ihren Sohn all diese Jahre über zu verbergen. Hatte sie geahnt, daß er ihr nie gestattet hätte, diesen halbblütigen Abschaum eines Abkömmlings zur Welt zu bringen? Große Götter, was für ein Dummkopf war er doch gewesen, sich überhaupt von einer Sterblichen verführen zu lassen!
    Es gehörte zur Arroganz von Miathans Maguschgeschlecht, daß er für die Sterblichen, mit denen er seine Welt und seine Stadt teilte, nichts als Verachtung übrig hatte und sie für nicht viel mehr als Tiere hielt. Es war ein besonderes Unglück für Anvar, gerade jetzt entdeckt worden zu sein, da in dem Erzmagusch noch die frische Wunde von Aurians Abtrünnigkeit und ihrer unglückseligen, unvorhergesehenen Freundschaft mit der verachteten, niedrigen Rasse brannte. Weil er darauf bedacht war, ihre Achtung und ihre Zuneigung wiederzugewinnen, um seine zukünftigen Pläne für sie weiterverfolgen zu können, war er in die ärgerliche und demütigende Lage geraten, Forral und Vannor Zugeständnisse machen zu müssen, die er andernfalls nie gutgeheißen hätte.
    Der Erzmagusch bedauerte es bereits, den Schwertkämpfer wieder mit Aurian zusammengebracht zu haben – den gleichen Mann, der seinen früheren Freund Geraint mit diesen lächerlichen Ideen angesteckt hatte, daß es irgendwelche Rechte für die Sterblichen gab. Doch wenigstens war Aurian jünger und leichter zu beeinflussen, grübelte Miathan. Und sie mußte beeinflußt werden! Gerade heute hatten seine Pläne eine neue und unerwartete Wendung genommen, als die junge Magusch an die Akademie zurückgekehrt war. Während ihrer Abwesenheit von nur einem Monat war aus dem Kind eine Frau geworden. Miathan war überrascht gewesen durch Aurians Veränderung, die nicht nur ihren neuen Kleidern zuzuschreiben war. Er hatte alles gesehen: ihre plötzliche Wachheit; den neuen unschuldigen Hauch von Reife; das Bewußtsein ihrer weiblichen Natur, das sie in einer Aura unbewußter Sinnlichkeit umfing und in ihm Gefühle wachrief, mit denen er schon lange zugunsten kalten Ehrgeizes fertig geworden zu sein glaubte.
    Wie hatte es ihn verbittert, daß so ein Stück von einem Sterblichen und obendrein noch eines, das er selbst auf den Plan gerufen hatte – es gewesen war, das diese Verwandlung ausgelöst hatte. Jetzt entdeckte er plötzlich, daß er Aurian für sich selbst wollte – und bei allen Göttern, sie gehörte zu ihm und nicht zu diesem nichtswürdigen, niedriggeborenen Tier von einem Schwertkämpfer. Aber noch waren ja Wille und Gelegenheit vorhanden, sie für sich zurückzugewinnen, und bis es soweit war, hatte er einen anderen Sterblichen, an dem er seinen Zorn kühlen konnte – einen, dem er ebenfalls noch eine Rache schuldig war, dafür, daß er gewagt hatte, unter Mißachtung seiner Wünsche zu existieren.
     
    Der Turm der Magusch war von dunkler Nacht umgeben. Anvar stand blinzelnd im warmen Lampenlicht der prachtvollen Gemächer des Erzmagusch, immer noch halb betäubt und ohne klares Bewußtsein dessen, was mit ihm geschah. Nachdem er brutal durch die Straßen geschleift worden war, war sein Körper jetzt vom Scheitel bis zur Sohle von Schürfwunden und Blutergüssen bedeckt, und seine Beine schmerzten vom langen Aufstieg über die endlose Spirale von Stufen, die in Miathans Räume geführt hatte. Da, wo Miathans Fesseln unbarmherzig an ihm gezerrt hatten, brannten seine Arme und Handgelenke vor Schmerz. Anvar war verängstigt und verwirrt. Was tat er hier? Warum hatte der Erzmagusch ihn von zu Hause fortgeholt? Wollten die Maguschleute ihn für den Tod seiner Mutter bestrafen? Anvar erstickte einen Seufzer. Warum, warum war er heute morgen nicht pünktlich gewesen? Es war alles seine Schuld. Aber warum hatte sein Vater ihn Miathan übergeben? Haßte Torl ihn wirklich so sehr?
    Miathan drückte ihn grob auf einen Sitz und blickte mit der Kälte von tausend Wintern in den Augen auf ihn herab. Anvar begann zu zittern.
    »So«, sagte der Erzmagusch schroff. »Nach all diesen Jahren bist du also schließlich aufgetaucht, um mich zu plagen. Nach meinen Plänen hättest du eigentlich vernichtet sein sollen, bevor du

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