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Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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auf jeden Fall, was ich gesagt habe. Du kannst jederzeit auf das Angebot zurückkommen, und wenn du jemals jemanden brauchst, mit dem du sprechen kannst – nun, ich stehe zur Verfügung.«
    Als sie gegangen war, blieb D’arvan allein zurück und wartete auf seinen Bruder. Schließlich, nachdem ihm die Zeit zu lang geworden war, ging er hinüber, um seinem Zwillingsbruder eine gute Nacht zu wünschen. Davorshan saß neben Eliseth, den Arm um ihre Schulter gelegt. Sie hatten die Köpfe zusammengesteckt und unterhielten sich leise. Die Magusch war in ihrem langen Kleid von glänzendem Eisblau eine geradezu atemberaubende Erscheinung. Sie hatte ihr langes Haar sorgfältig geflochten und mit einem dünnen, durchbrochenen Silberkettchen umschlungen. Als D’arvan sich zögernd näherte, sah Davorshan abweisend zu ihm auf. Wie immer mit den Gedanken seines Zwillingsbruders in Verbindung, spürte D’arvan dessen Verdruß, ein Aufflackern von Schuld – und noch etwas. Etwas Falsches. Bevor er es identifizieren konnte, schlug Davorshans Schild nieder und schloß ihn aus. Zum ersten Mal in ihrem Leben. D’arvan taumelte, als wäre er geschlagen worden. Niemals zuvor hatte er sich so allein gefühlt – als ob ein Teil seiner selbst ihm roh entrissen worden wäre. Die Isolation – der Verlust – die Unsicherheit – Schmerz und Verwirrung überwältigten ihn so sehr, daß er nicht mehr sprechen konnte.
    »Wie kannst du es wagen, mir nachzuspionieren!« rief Davorshan, dessen Gesicht krebsrot anlief. »Es macht mich krank, wenn du mich ständig mit diesem pathetischen Gesichtsausdruck verfolgst! Laß mich in Ruhe, hörst du? Laß mich allein!« D’arvan war wie erstarrt über die bittere Feindseligkeit in der Stimme seines Bruders. Er hatte Mühe, ein Schluchzen zu unterdrücken, und floh. Der Klang von Eliseths silbrigem Lachen verfolgte ihn.
     
    Anvar schlich sich auf Zehenspitzen durch die riesige Küche und versuchte vorsichtig, einen Weg um die schnarchenden Schläfer herum zu finden. Geräuschlos öffnete er die Tür; der Wind blies ihm feinen Schnee ins Gesicht. Er zog sich einen leeren Mehlsack als Schutz über Kopf und Schultern und schlüpfte hinaus. Leise schloß er die Tür hinter sich. Die Nacht war bitter kalt. Der finstere Innenhof lag verwaist, und auch im Maguschturm brannte kein Licht mehr. Die beiden Wachen am oberen Tor saßen im Torhaus über einen Ofen gebeugt bei einer wärmenden Flasche; sie spielten Würfel und hüteten sich, nach draußen in den eisigen Wind zu gehen, der an Anvars schmutzstarrenden, zerlumpten Kleidern zerrte, während er im Dunkeln wartete. In Abständen von ungefähr einer Minute sah eine der Wachen vom Spiel auf und blickte zum Tor hinüber. Anvar fluchte. Er mußte entkommen – er mußte! Aber wie? Der eisige Wind ließ seinen Körper schnell auskühlen, und mit jeder Minute, die er hier wartete, wuchs die Wahrscheinlichkeit, entdeckt zu werden.
    Stimmen! Anvar sprang auf. Sein Herz hämmerte wild, während er vorsichtig um die Ecke des Gebäudes lugte. Er sah, wie das Tor der Großen Halle geöffnet wurde und sich goldenes Licht über den Schnee ergoß. Einige Gestalten kamen heraus, alle in Mäntel und Kapuzen gehüllt; sie trugen verschiedene, merkwürdig geformte Dinge mit sich, die alle gut gegen die Kälte eingewickelt waren. Natürlich! Anvar erinnerte sich, daß auch Musikanten zu dem Fest der Magusch kommen sollten. Und jetzt kehrten sie heim. Verließen die Akademie!
    Ohne zu wagen, an die drohenden Gefahren zu denken, versteckte sich Anvar im Dunkel des engen Ganges zwischen der Krankenstation und der Küche, bis alle Musiker auf ihrem Weg zum Tor an ihm vorbei waren, wie ein Blitz überquerte er in gebückter Haltung den freien Raum zwischen sich und ihnen und schloß sich als letzter der Gruppe an. Er hoffte, daß der Sack über seinem Kopf in der Dunkelheit als Kapuze durchgehen würde. Die ermüdeten Musiker, die in ihre Mäntel eingemummt waren und nur den einen Gedanken hatten, schnell aus der Kälte heraus und nach Hause zu kommen, bemerkten nicht, daß sich ihre Anzahl vergrößert hatte. Und auch den beschwipsten Wachmännern fiel das nicht auf. »Fröhliche Sonnenwende«, riefen sie den passierenden Musikern zu. Als die Tore hinter der Gruppe vermummter Gestalten ins Schloß fielen, seufzte Anvar vor Erleichterung.
    Im Torhaus am Fuß des Hügels hatte ein neuer Wachmann Dienst, jünger als der, den Anvar vor Jahren gesehen hatte. Er machte sich gerade

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