Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe
See hinter sich, Magusch und Einhorn, und verschwanden in dem dunklen Wald wie die letzten, verblassenden Erinnerungen an einen Traum.
Es war nicht mehr weit vom See bis zum Lager von Vannors Rebellen. Obwohl D’arvan und das Einhorn für die Sterblichen unsichtbar waren, hielten sie sich doch im Schutz des Dickichts am Rande der Lichtung. D’arvan hatte ein- oder zweimal versucht, das Lager zu betreten, aber der leere Ausdruck von Vannors Flüchtlingen hatte an seinen Nerven gezerrt, denn ihre Blicke waren mitten durch ihn hindurchgegangen. Man war schon einsam genug als Unsichtbarer, hatte der Magusch gefunden, ohne an diese Tatsache auch noch erinnert zu werden.
Unsichtbar oder nicht, D’arvan hatte den Rebellen einen großen Dienst erwiesen, indem er ihnen ein Lager errichtet hatte. Sein Vater hatte ihm befohlen, Miathans Feinde zu beschützen, und er hatte sein Bestes getan, sogar schon bevor Vannors Leute angekommen waren. Da ihm der Schutz der Bäume dringend am Herzen lag, hatte D’arvan jede erdenkliche Vorsichtsmaßnahme getroffen, um die Flüchtlinge davon abzuhalten, sich an lebendigem Holz zu vergreifen. Die runden Schutzzelte, die die Lichtung umringten, waren aus Schößlingen und Büschen gemacht, die der Erdmagusch dazu überredet hatte, sich ineinander zu verschlingen und dabei Höhlen zu bilden, in denen Menschen leben konnten. D’arvan sorgte dafür, daß jeden Tag ein neuer Stapel abgestorbenes Holz im Lager auftauchte, den er mit Hilfe eines Apportzaubers – eines der Kunststücke, die er in seiner kurzen Lehrzeit bei der Lady Eilin gelernt hatte – von den am weitesten entfernten Teilen des Waldes zu den Rebellen hinschaffte. Wo immer Vannors Leute hinzugehen wünschten, taten sich Pfade auf. Die Haselnußsträucher und Obstbäume, die am Flußufer wuchsen, waren dazu überredet worden, eine frühe Ernte hervorzubringen, und obwohl die Insel mit Eilins Garten den Gesetzlosen verboten war, hatte D’arvan den größten Teil ihrer weit verstreuten Ziegen und das Federvieh zusammengetrieben und sie an einer Stelle zurückgelassen, wo die Rebellen sie finden mußten.
Der junge Magusch lächelte bei der Erinnerung daran, wie verängstigt die Rebellen zu Anfang gewesen waren – und wie schnell sie sich eingewöhnt hatten. Vannors respekteinflößende Haushälterin Dulsina war natürlich die erste gewesen, die feststellte, daß sie von irgendwoher Hilfe bekamen, daß irgend jemand sie beschützte und daß sie das Beste daraus machen mußten – was sie auch tatsächlich getan hatten. Darvans kleines Nest war offensichtlich eine gewaltige Verbesserung gegenüber ihrem Versteck in den Abwässerkanälen von Nexis!
Nur mit größtem Widerwillen konnte Vannor sie schließlich dazu bringen, den anderen klarzumachen, daß dieses Idyll im Wald ihnen nicht weiterhalf. Er hatte beschlossen, daß jemand zurück nach Nexis gehen mußte, wenn sie Informationen über ihre Feinde haben wollten, wenn sie ihre kleine Streitmacht vergrößern und mehr Menschen aus der Stadt an diesen sicheren Ort bringen wollten. Am Ende wurde, zu Majas offenkundiger Mißbilligung, Hagorn für diese Mission ausgewählt.
»Bist du sicher, daß du alles hast?« fragte Dulsina Hagorn. Vannor, der von einem umgestürzten Baum in der Nähe zusah, grinste über den angewiderten Gesichtsausdruck des alten Soldaten.
»Bei den Göttern, Frau«, protestierte Hagorn. »Ich habe schon mein Bündel für irgendwelche Feldzüge geschnürt, als du noch ein kleines Mädchen warst und an den Schürzenbändern deiner Mutter gehangen hast. Natürlich habe ich alles!«
Vannor, der das vertraute, hinterhältige Funkeln in Dulsinas Augen bemerkt hatte, beugte sich erwartungsvoll vor.
Der alte Soldat seufzte und hob seine Augen gen Himmel.
»Essen, Wasserflasche, Kleider zum Wechseln, Decke, Feuerstein und Zündhölzer …«Er zählte noch verschiedene Teile seiner Kleidung und seiner Stiefel auf, in denen Dolche verborgen waren. »Umhang …, sonst noch was? Oder gibst du jetzt endlich zu, daß du geschlagen bist?«
Mit einem süßen Lächeln ließ Dulsina eine Hand in die Tasche ihres Kleides gleiten und zog einen kleinen, aber gut gefüllten Lederbeutel hervor. »Geld?« schlug sie vor. »Oder hattest du die Absicht, für dein Abendessen zu singen, wenn du nach Nexis kommst? Ich habe deinen Gesang gehört, Hagorn – die Vorstellung, daß du davon abhängig sein könntest, würde mir gar nicht gefallen.«
Vannor, der ihr das Silber
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